Broadcast, Corona, Live: 09.04.2020

Trotz Corona: Live-Produktion »Verstehen Sie Spass?«

Wie schafft man es, Live-Schaltungen in Zeiten von Corona mit höchstmöglicher Qualität und einfachem Handling umzusetzen? Gottfried Düren und Alexander Wächter haben dafür eine Lösung entwickelt, die auf dem Quicklink-System aufsetzt.

© SWR/Wolfgang Breiteneicher
Am 4. April 2020 wurde die Jubiläums-Show von »Verstehen Sie Spass« gesendet.

Seit die Corona-Ausgangsbeschränkungen gelten, finden Fernsehshows ohne Publikum statt und meist auch mit nur sehr wenigen Studiogästen. Für Gäste, die persönlich im Studio sind, gelten besondere Bedingungen.

Um trotz der aktuellen Situation möglichst viele Gesprächspartner einbinden zu können, werden diese oft aus ihrem Wohn- oder Arbeitszimmer via Videokonferenz zugeschaltet. So war das auch bei der jüngst live gesendeten ARD-Show »Verstehen Sie Spass?«. Sie wurde am 4. April 2020 in den Bavaria Studios realisiert und live ausgestrahlt. In der Geburtstagsausgabe der großen SWR-Samstagabend-Show präsentierte Guido Cantz die Highlights aus 40 Jahren »versteckte Kamera«.

Diverse Gesprächspartner waren live zugeschaltet.

Live zugeschaltet waren unter anderem Dieter Hallervorden, Cherno Jobatey und Frank Elstner, die ebenfalls schon nach der Ära Felix durch die Sendung führten, sowie Karl Dall, der als Lockvogel und Filmvorführer im Einsatz war. Gemeinsam warfen sie mit weiteren Gästen, darunter Bergsteiger Reinhold Messner und den »Tatort«-Kommissaren Jan Josef Liefers und Axel Prahl, von zuhause aus einen Blick auf die 40-jährige Geschichte der erfolgreichen Show.

Aus technischer Sicht sind solche Schaltungen nicht ganz einfach, vor allem dann nicht, wenn es gilt, mit überschaubarem Aufwand mehrere Teilnehmer in einer Show einzubinden. Das war auch bei »Verstehen Sie Spass?« der Fall. Gottfried Düren und Alexander Wächter entwickelten daher im Auftrag der Bavaria Studios eine innovative Lösung für die SWR-Abendshow.

Gottfried Düren, Broadcast Media Consult & Design.

»Bei der Vielzahl externer Teilnehmer legten wir ein besonderes Augenmerk auf höchstmögliche Verfügbarkeit und einfaches Handling. Das betraf sowohl die technischen Abläufe als auch die redaktionelle Betreuung der Gesprächsteilnehmer«, erläutert Düren.

Die technische Abwicklung fand an einem speziellen Arbeitsplatz statt …
… während an einem anderen die Gesprächspartner redaktionell betreut wurden.

Die Lösung basiert auf einem Video-over-IP-System von Quicklink, das es ermöglicht, externe Gesprächspartner mit geringer Latenz und in vergleichsweise hoher Qualität einzubinden.

Darüber hinaus haben Gottfried Düren und Alexander Wächter das System jedoch tiefer integriert und die Bedienerführung optimiert und ergänzt. Zunächst erhalten die Gesprächspartner nun eine Mail mit einem Link. Den können sie vom Handy oder vom Rechner aus öffnen und gelangen dann in eine Art virtuellen Warteraum, vergleichbar mit der Halteschleife in einer aus dem Radio bekannten Telefon-Call-In-Anlage. In diesem Warteraum können sie das tatsächliche Programmbild und auch den Programmton verfolgen.

»Mit unserem System können wir die Gesprächsteilnehmer vor deren Live-Einstieg in die Sendung individuell ansprechen und auf ihren Auftritt einstimmen«, erläutert Alexander Wächter, »gleichgültig, ob sie über ein Android-, iOS- oder Windows-Endgerät angebunden sind.«

Im nächsten Schritt holt sie das Produktionsteam dann – bildlich gesprochen – rechtzeitig aus dem virtuellen Warteraum ab und schaltet sie live auf Sendung, wobei Bild und Ton vom Smartphone, Tablet oder PC des Gesprächspartners stammen.

Alexander Wächter.

In den Bavaria Studios wurden für »Verstehen Sie Spass« zwei Arbeitsplätze eingerichtet, von denen einer für die redaktionelle Betreuung und das Vorgespräch und der zweite für die technische Abwicklung und die Schaltvorgänge vorgesehen war. Um den Aufwand im Ü-Wagen auf ein Minimum zu begrenzen, wurden die Funktionen Audio-Embedding, Audio-De-Embedding, Frame-Synchronizing und Farbkorrektur an diesem Arbeitsplatz erledigt.

»Zum Ü-Wagen gab es nur die Video-Leitungen für die Hin- und Rückwege und eine MADI-Verbindung für die Audiosignale. Für die Signalüberwachung und das Routing wurden alle Signale einer HD-SDI-Videokreuzschiene zugeführt und auf zwei Quadsplits dargestellt«, erläutert Alexander Wächter.

In Kürze wird das System für die kommende Live-Sendung von »Aktenzeichen XY« eingesetzt.

Gottfried Düren ergänzt: »Aufgrund der Modularität lassen sich Anwender-spezifische Packages mit abgestimmten Service-Levels zusammenstellen. So hat der Kunde die Wahl zwischen allen gängigen Audio-Formaten wie MADI, Dante, AES/EBU und Analog-Audio. Auf Wunsch können wir Audio- und Intercom Aufgaben, etwa N-1-Matrizierung, Automix, IFBs für das Einsprechen gleich mit erledigen.«

Aktuell wird das System im Studio 3 auf dem Gelände der Bavaria Studios eingesetzt, damit es bei der kommenden Live-Sendung von »Aktenzeichen XY« externe Experten zuschalten kann.

Weitere Infos zum System und dessen Handhabung liefern Alexander Wächter und Gottfried Düren.

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Autor
C. Gebhard, G. Voigt-Müller

Bildrechte
SWR/Wolfgang Breiteneicher (1), ARD Mediathek (1), Wächter/Düren (4), Nonkonform (1)

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