Praxistest Audio-Fieldrecorder: Roland R-4 Pro
Der Roland R-4 Pro ist bereits seit Ende 2006 auf dem Markt, zu Beginn wurde er noch unter dem Markennamen der Roland-Tochter »Edirol« angeboten. Mit Timecode-Funktionalität, digitalem AES-EBU-Anschluss und hochwertiger Verarbeitung erhebt der R-4 Pro durchaus den Anspruch, im Feld der professionellen Audiorecorder mitzumischen.
Aktuell ist der R-4 Pro zu einem Netto-Listenpreis von etwa 2.000 Euro zu haben. Da der R-4 Pro eine Nische zwischen günstigeren und wesentlich teureren Recordern belegt, nahm film-tv-video.de dieses Gerät trotz seines »hohen Alters« mit in den Test auf.
Technische Eckdaten
Der Roland R-4 Pro bietet die parallele Audioaufzeichnung auf vier Spuren in einer Auflösung von 24 Bit bei 48 kHz. Maximal kann der R-4 Pro mit 24 Bit / 192 kHz aufzeichnen, dann allerdings bei reduzierter Spurenanzahl. Gespeichert werden die Audio-Files auf einer internen Festplatte mit 80 GB Speicherkapazität. Austauschbare Flash-Speicherkarten werden nicht unterstützt. Zum Datenaustausch kann der R-4 Pro per USB an den PC angeschlossen werden. Ist kein Computer vorhanden, kann das Backup der aufgezeichneten Daten auch ohne PC auf ein externes USB-Speichermedium erfolgen. Bei der gleichzeitigen Aufnahme von vier Kanälen kann der R-4 Pro die Tonsignale in vier Mono-Wav-Files oder auch in einem einzigen 4-Kanal-Wav-File speichern.
Die vier analogen Eingänge des R-4 Pro sind als XLR-Stecker mit nachfolgendem Mikrofonverstärker ausgeführt. Zum Einstellen der Pegel sind an der Gehäusefront vier entsprechende Drehregler angebracht. 48-V-Phantomspeisung lässt sich paarweise aktivieren. Die Limiter lassen sich ebenfalls über einen Schalter auf der Gehäuseoberseite in Betrieb nehmen. Per Menü wird dabei vorab festgelegt, ob die Limiter für jeden Kanal unabhängig oder paarweise eingreifen. Ein Jog-Shuttle-Rad dient der Navigation während des Abhörens aufgenommener Takes.
Neben einem Kopfhöreranschluss stehen zur Ausgabe von analogem Audio vier Cinch-Buchsen bereit. An den Cinch-Anschlüssen können die Eingangssignale direkt als Monosignal wieder ausgeben werden. Es ist auch möglich, eine intern erstellte Stereomischung an den Ausgängen abzugreifen. Über zwei BNC-Stecker kann der R-4 Pro zudem SMPTE-Timecode als LTC-Signal ausgeben oder aufzeichnen. Als weiteres professionelles Feature verfügt der R-4 Pro über digitale Stereo-In/Outs nach AES/EBU-Standard.
Die mobile Spannungsversorgung erfolgt über acht Batterien des Typs AA. Ebenfalls kann der R-4 Pro mit externen Akkupacks von 9 bis 16 Volt betrieben werden, die dann per 4-Pin-XLR-Stecker Anschluss am Gerät finden.
Weiter bietet der R-4 Pro Möglichkeiten zum Editieren des aufgenommen Materials direkt im Gerät. Beispielsweise können Wav-Files getrimmt, getrennt oder kombiniert werden. Auch Effekte wie EQ, Kompressor, Noise-Gate oder De-Esser können zugefügt werden. Es ist möglich, die Effekte nur bei der Wiedergabe zu nutzen, somit bleibt das aufgenommene Material in seiner ursprünglichen Form erhalten.
Klangqualität und Bedienung
Der Roland R-4 Pro nahm die Testatmo mit einem insgesamt natürlich wirkenden Klangeindruck auf. Wenngleich die teureren Geräte in diesem Test eine nochmals höhere Tonqualität zu bieten haben, so waren die Tester mit den Aufnahmen des R4-Pro doch sehr zufrieden. Das durch die Vorverstärker verursachte Rauschen war gering und beeinflusste die Aufnahmen nicht negativ.
Die Bedienelemente sind beim Roland R-4 Pro gut strukturiert angeordnet: Das Menü wird über die Tasten auf der Gehäuseoberseite bedient, während sich die Record- und »Laufwerktasten« sowie die Pegelregler gut erreichbar auf der Vorderseite befinden. Gefallen haben den Testern die gummierten Tasten, die über einen klaren Druckpunkt verfügen.
Das Einrichten des Systems geht schnell vonstatten. Für die wichtigsten Funktionen sind Schalter und Taster direkt am Gehäuse vorhanden. Allzu viel Blättern in Menüs bleibt einem dadurch erspart. Durch vier Drehregler liegt jedes Eingangssignal jederzeit im direkten Zugriff und kann bei Bedarf nachjustiert werden, ohne zunächst eine weitere Taste bemühen zu müssen.
Die direkt sicht- und greifbaren Regler ermöglichen also im Grunde ein übersichtliches Pegeln. Allerdings ist das Display des R-4 Pro in hellen Lichtsituationen nicht immer gut ablesbar: So kann es, aufgrund der eher zurückhaltenden Hintergrundbeleuchtung, bei ungünstigem Umgebungslicht zu störenden Reflexionen auf dem Display kommen, wodurch die Aussteuerungsanzeige auf dem Display nicht immer auf Anhieb zu erkennen ist. Auch die Beleuchtung der aktiven Rec-Taste dürfte ruhig etwas intensiver ausfallen. Es ist mitunter schwierig zu erkennen, ob sich das Gerät nun im Aufnahme- oder noch im Aufnahme-Pause-Modus befindet.
Dass der R-4 Pro bereits vor einigen Jahren im Markt eingeführt wurde, erkennt man an der fehlenden Unterstützung von Flash-Speicherkarten. Gerade unter dem Aspekt der mechanischen Belastbarkeit bieten Flash-Speicher doch einen wesentlichen Vorteil. Ebenso wird die direkte Aufzeichnung auf ein externes USB-Medium nicht unterstützt. Zur Verfügung steht hingegen eine Backup-Funktion auf USB-Medien, für die kein PC erforderlich ist.
Fazit
Der Roland R-4 Pro überzeugte mit guter Klangqualität. Das eher bescheidene LCD-Display sowie die fehlende Möglichkeit, direkt auf Flash-Speicher-Medien aufzuzeichnen, lassen das bereits seit Ende 2006 verfügbare Gerät etwas angestaubt wirken. Mit einer guten mechanischen Verarbeitung sowie Timecode-Funktionalität hat der R-4 Pro aber nach wie vor seine Berechtigung im Übergangsbereich zwischen Low-Budget- und professionellen Field-Recordern.
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