Format, Kamera, Technology, Top-Story: 14.03.2013

Pandora 2013: Minikameras — kompakt und leistungsfähig

Minikameras haben sich einen wachsenden Marktanteil erobert. In der Sportberichterstattung, bei ­Stereo-3D-Produktionen, aber auch bei vielen anderen Produktionen spielen sie eine zunehmend wichtige Rolle, etwa wenn es um extreme Kamerablickwinkel und Perspektiven geht, wenn nur wenig Platz für die ­Kamera bleibt, oder wenn ein besonders authentischer Look per subjektiver Kamera erreicht werden soll.

In der Sportberichterstattung hat sich in den vergangenen Jahren viel verändert. Im Streben nach mehr Authentizität, Nähe und möglichst emotionalen Bildern von den Athleten, sind zunehmend neue Technologien gefragt: Einerseits werden Super-Slomos immer wichtiger, andererseits aber auch die Suche nach immer neuen Perspektiven, durch den Einsatz von Sky- und Seilkameras, von Kameras auf mitfahrenden Dollies und an Multikoptersystemen oder durch fest installierte Kameras an sonst unerreichbaren Stellen.

Mit Kameras normaler Baugröße würde sich vieles davon gar nicht umsetzen lassen. Also werden Mini­kameras eingesetzt und haben ­ihren Platz nicht nur in Fußballtoren gefunden, sondern auch auf Schanzentischen, eingegraben in Skipisten und an Motorrädern und Renn­wagen montiert. Dabei muss natürlich die Bildqualität stimmen, beim Umschnitt von einer »normalen« auf die Minikamera sollen ja schließlich Farben und Auf­lösung stimmen und die Bildqualität insgesamt nicht allzu deutlich abfallen.

Auch im szenischen Bereich haben sich die kleinen Kameras verschiedentlich bewährt und liefern ungewöhnliche Bilder, etwa auch dann, wenn die Kameraleute verdeckt ­arbeiten und nicht auffallen wollen. Beim oscar-prämierten Film »Slumdog Millionaire« etwa setzte das Erfolgsteam aus Danny Boyle als Regisseur und Anthony Dod Mantle als DoP eine Minikamera ein, um eindrucksvolle Aufnahmen in indischen Slums zu drehen.

Die größten Herausforderungen bei der Konstruktion kleiner Kameras bestehen darin, die Elektronik auf möglichst geringem Raum unterzubringen und die Kameras dennoch stabil und widerstandsfähig zu bauen, schließlich prädestiniert die kompakte Baugröße die Kameras natürlich für Einsätze, bei denen es auch einmal etwas rauer zugeht.

Viele Minikameras geben direkt am Kamerakopf kein fertiges Videosignal ab, sondern müssen mit einer externen, abgesetzten Elektronikeinheit verbunden werden, über die sie auch bedient und gesteuert werden. Je nach Modell ist es über die CCU möglich, etwa Gamma, Gain, Detail, Shutter, Fokus oder Blende einzustellen.

Während die ersten Minikameras fast ausschließlich mit CCD-Sensoren ausgerüstet waren, gibt es mittlerweile auch etliche, die CMOS-Bildwandler nutzen. Einige davon bieten einen Global Shutter, andere nur einen Rolling Shutter. ­Kameras mit Global Shutter haben den Vorteil, dass alle Pixel zeitgleich belichtet und ausgelesen werden, während bei Rolling-Shutter-Modellen Zeile für Zeile belichtet und ausgelesen wird, was bei bestimmten Motiven, etwa bei Schwenks oder bei Blitzlichtgewitter, unschöne Bildfehler produzieren kann.

Im folgenden eine kleine Auswahl von Miniaturkameras verschiedener Hersteller, es gibt aber noch zahlreiche weitere Anbieter, die hier nicht mit konkreten Kameramodellen genannt sind, darunter etwa Ikegami, und es gibt teilweise auch noch weitere Modelle von den genannten Herstellern.

Lux Media Plan

Lux Media Plan hat mit Cerberus ein neues Kamerasystem angekündigt, das auf der etablierten Minikamera HD1200 basiert. Die Cerberus-Kameras nutzen identische Processing-Hardware, können aber mit drei unterschiedlichen Kameraköpfen bestückt werden: HD1200, CMOS und CCD.
Über die Cerberus-CCU lassen sich per SDI, HD-SDI und HDMI Bildsignale ausgeben (auch in Form von Raw-Daten). Für die Kamerakontrolle gibt es eine externe Steuereinheit. Weiter bietet LMP auch ein 3D-Rig sowie eine motorisierte Objektivsteuerung für seine Minikameras an.

Cerberus CMOS

Das CMOS-Modell enthält einen 2/3-Zoll-Sensor mit Global Shutter und kann bis zu 240 Bilder pro Sekunde ausgeben (120 fps bei 2.048 x 1.080 und bei 1.920 x 1.080). Die ­Kamera bietet eine Empfindlichkeit von F11 bei 2.000 Lux und einen Stör­abstand von 57 dB.

  • Sensor: 2/3-Zoll-CMOS mit Global Shutter, Raster 2.112 x 1.124
  • Auflösung: bis 2.048 x 1.080 @ 120 fps
  • Frameraten: 23,98/24/25/29,96/30/48/59,94/60/120
  • Mount: C-Mount, Adapter für B4, Nikon, PL
HD1200

Das LMP-Modell HD1200 ist mit einem 2/3-Zoll-CMOS-Sensor mit Rolling Shutter ausgerüstet und kann Bildraten bis zu 60 fps ausgeben. Der Störabstand liegt laut Hersteller bei 56 dB.

  • Sensor: 2/3-Zoll-CMOS mit Rolling Shutter, Raster 2.048 x 1.148
  • Auflösung: bis 1.920 x 1.080 @ 60 fps
  • Frameraten: 23,98/24/25/29,96/30
  • Mount: C-Mount, Adapter für B4, Nikon, PL
Cerberus CCD

LMP plant auch eine CCD-Variante mit einem 2/3-Zoll-CCD-Bildwandler mit Global Shutter. Sie soll 60 fps ausgeben können, eine Empfindlichkeit von F8 bei 2.000 Lux bieten und einen Störabstand von 56 dB erreichen.

  • Sensor: 2/3-Zoll-CCD mit Global Shutter, Raster 2.004 x 1.144
  • Auflösung: 1.920 x 1.080 @ 60 fps
  • Frameraten: 23,98/24/25/29,96/30/48/59,94/60
  • Mount: C-Mount, Adapter für B4, Nikon, PL

Indiecam

Der österreichische Hersteller Indiecam hat verschiedene Minikameras entwickelt: IndieGS422, Indiecam GS2K und IndiePOV sowie die Stereo-3D-Lösung IndieTwin. Die Kameras geben jeweils direkt am Kopf ein HD-Signal ab.

IndieGS422
  • Sensor: 2/3-Zoll-CMOS mit Global Shutter
  • Signalverarbeitung: 4:2:2, 10 Bit
  • Auflösung: bis 1.920 x 1.080p
  • Frameraten: 23,98/24/25/29,96/30/50/59,94/60
  • Mount: C-Mount mit PL- und B4-Mount-Option
Indiecam GS2K
  • Sensor: 2/3-Zoll-CMOS mit Global Shutter
  • Signalverarbeitung: 12 Bit Raw, 10 Bit Raw, 10 Bit uncompressed 4:2:2
  • Auflösung: bis 2Kp60 (10 Bit Raw)
  • Frameraten: 23,98/24/25/29,96/30/50/60/100/120
  • Mount: C-Mount mit PL- und B4-Mount-Option
Indie POV
  • Sensor: 2/3-Zoll-CMOS mit Rolling Shutter
  • Signalverarbeitung: 12 Bit Raw und 10 Bit uncompressed 4:2:2 (Preview only)
  • Auflösung: bis 1.080p30
  • Frameraten: 24/25/30p
  • Mount: C-Mount mit PL- und B4-Mount-Option

Easylook System

Easylook System hat diverse Minikameras entwickelt, die teilweise auch als OEM-Produkte und im Rahmen von Vertriebspartnerschaften angeboten werden.

Modula Baby MKII
  • Sensor: 2K-2/3 Zoll-CMOS mit Global Shutter
  • Signalverarbeitung: 10 Bit und 4:4:4, 4:2:2
  • Auflösung: bis 2Kp30
  • Frameraten: 23,98/24/25/29,96/30/50/59,94/60
  • Mount: C-Mount oder C-Mini-Bajonett mit PL- und B4-Mount-Option

Wige

Wige hat mit Cunima Nano, MCU1 und MCU2 eine Reihe von Mini-­Kameras im Programm, die das Unternehmen in unterschiedlichsten Bereichen, vor allem in der Broadcast-Produktion (Sport, Motorsport) einsetzt und inklusive Dienstleistung anbietet.

Cunima Nano
  • Sensor: 2K-2/3-Zoll-CMOS mit Global Shutter
  • Signalverarbeitung: unkomprimiert 4:4:4, 12 Bit Raw
  • Auflösung: bis 2K
  • Frameraten: 23,98/24/25/29,96/30/50/59,94/60
  • Mount: C-Mount, andere auf Anfrage
Cunima MCU1/MCU2
  • Sensor: 2/3-Zoll-CMOS mit Global Shutter (MCU2: 2K)
  • Signalverarbeitung: unkomprimiert 4:4:4, 12 Bit Raw
  • Auflösung: bis 1080p30 (MCU2: bis 2K)
  • Frameraten: 23,98/24/25/29,96/30/50/59,94/60
  • Mount: C-Mount, andere auf Anfrage

SinaCam

Die SinaCam HDC1-D ist eine kompakte, fernsteuerbare Single-Sensor­-Kamera mit 2/3-Zoll-CCD und Global Shutter. Bei der Kamera sind – wie bei den meisten Minikameras – Kamerakopf einerseits und Signalelektronik/IOs getrennt.

Sinacam HDC1-D
  • Sensor: 2/3-Zoll-CCD, 2.004 x 1.144 Pixel
  • Signalverarbeitung: 4:2:2, 10 Bit
  • Auflösung: bis 1080p60 (via HD-SDI Dual Link)
  • Frameraten: 23,98/24/25/29,96/30/50/59,94/60
  • Mount: C-Mount, B-4-Mount über LABC-Adapter

Toshiba

Toshiba beliefert mit seinen Mini­kameras ganz unterschiedliche ­Märkte und konnte sich auch in Teilmärkten des Broadcast-Bereichs etablieren.

Toshiba IK-HR1S
  • Sensor: 1/3-Zoll-CCD
  • Signalverarbeitung: 4:2:2
  • Auflösung: bis 1080 @ 30 fps
  • Frameraten: 30, 60
  • Mount: C-Mount

Action-Cams

Neben den erwähnten Mini­kameras gibt es im Consumer-Bereich mittlerweile auch zahlreiche Action-Cams, von denen einige auch im Profibereich eingesetzt werden. Marktführer ist hier die GoPro Hero, die es mittlerweile in der Black Edition gibt, die sogar 4K-Bilder aufzeichnen kann – wenngleich mit reduzierter Framerate.

Auch Sony (HDR-AS 15), Panasonic, JVC, Rollei, Hama und viele andere sind hier aktiv.

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