Kurznachrichten: 01.04.2020

News: Kurz und knackig – KW 14/2020

Erfolg für Mediaset? – Der ProSiebenSat1-Aufsichtsrat entließ den CEO. Ein Ende der Krise ist nicht abzusehen – dennoch rufen einige nach schneller Normalität – zum Nutzen der eigenen Geschäfte. Mit und ohne Corona gibt es nicht nur Insolvenzen. Allianzen werden geschmiedet, Manager werden hier gefeuert und dort verpflichtet. Song Contests werden hier ersetzt – und treten dort gegen den Ersatz an.

Unternehmen

Max Conze ist seit dem 26. März nicht mehr CEO. Der Aufsichtsrat orientiert sich »stärker auf den Entertainment-Sektor in der DACH-Region« – in »enger Kooperation« mit den Red Arrow-Studios, die Conze verkaufen wollte. »Die Beteiligungen, die von Werbung auf den Entertainment-Plattformen profitieren, werden werthaltig weiterentwickelt … und zu gegebener Zeit veräußert«.
Vor zwei Wochen hatte der Konzern seinen Produzenten Entgegenkommen bei coronabedingten Drehstopps versprochen. Jetzt wird das Zahlungsziel für unbezahlte Rechnungen bis Ende September von 30 auf 90 Tage hochgesetzt. Man wolle sich in »unsicheren Zeiten die nötige finanzielle Flexibilität« sichern.
Die Mainzer stellen für Auftragsproduzenten, denen demnächst Abschlagszahlungen zustehen würden, 15 Mio. € Liquiditätshilfen zur Verfügung.
Sharp steigt per 1. Juli mit 66% bei NEC Display Solutions ein. Ziel sind Synergien u.a. in neuen Märkten wie 8k- und 5G-Ecosystemen.
Verbraucher-Elektronik, Kameras, Sensoren und Smartphones werden in die Sony Electronics Corporation ausgelagert. Trotz Betriebsschließungen wg. Corona werden 540 Mrd. Yen (4,5 Mrd. €) Gewinn im Bilanzjahr (bis 31. März) erwartet.
Aus der Not der ausgefallenen NAB eine Tugend machen: Am 3. April beginnt unter dem Motto »GV Live Presents« eine Serie von Webinars zu aktuellen Produkten.
Wenige Tage nach dem 3. Satellitenlaunch wurde Insolvenz nach US-Chapter 11 angemeldet. Corona habe eine neue Finanzierung für das orbitale Internet-Backbone verhindert. Allein dem Raketen-Partner Arianespace schuldet OneWeb 238 Mio. $. Der wichtige Teilhaber Softbank will Beteiligungen für 41 Mrd. $ abstoßen.

Broadcast

Das britische Unterhaus startete eine Umfrage zur Zukunft der Öffentlich-Rechtlichen. Es geht u.a. um Konzepte und die Finanzierung auch der Sender mit öffentlichen Aufgaben (u.a. ITV, Channel4) und der Regionalsender für Schottland, Wales und Nordirland. Der konservative Premierminister Johnson hatte zuvor angekündigt, die Finanzierung der BBC einzuschränken. Er will zugleich Zahlungsverweigerer vor Strafen schützen.
Business as Usual? Nachdem die EBU den European Song Contest absagte, will ProSieben am 16. Mai live mit einem eigenen »Free European Song Contest« Quote machen. Dabei konterkariert man die zeitgleiche europaweite Sendung »Shine A Light«, mit der die EBU die 41 ESG-Kandidaten würdigen will.

Streaming

Disney+ startete am 24. März in Deutschland und sechs weiteren Europa-Territorien mit 5 Mio. Downloads am ersten Tag. Deutschland hatte den höchsten Anteil vor UK, Spanien und Italien.
Nutzern, die bei einer der beiden Sender-Mediatheken registriert sind, gibt das gemeinsame Login jetzt Zugang zu beiden Plattformen. Die Suchmasken wurden bereits im November 2019 vernetzt.
Coronabedingt ohne die Bundesliga und andere attraktive Livesport-Inhalte wurden laut Meldungen in nur zehn Tagen bis zum 24. März 26% aller Kündigungen seit Januar verzeichnet. Kündigungen sind monatlich möglich, ebenso das Pausieren. Im Gegensatz zu anderen bietet der Sportstreamer keine alternativen (fiktionalen) Inhalte.

Netze

Der Verband kleinerer Kabelnetzbetreiber fordert eine Fortsetzung des Breitbandausbaus – trotz Corona. Ämter würden Grabungsgenehmigungen nur zögerlich erteilen, Kabelverleger und Tiefbauer seien dadurch von Insolvenz bedroht. Auch nach Ende der Pandemie werde aber ein Investitionsstau bestehen.

Film

Die German Stunt Association fordert den Stopp sämtlicher Dreharbeiten. In Corona-Zeiten sei es weder bei Zweikämpfen und anderen Stunts noch bei erlaubten Drehs in geschlossenen Räumen möglich, einen schützenden Mindestabstand einzuhalten.

Radio

Über vier, mit Option auf zwei weitere Jahre, erstreckt sich der Auftrag zur Wartung und Entstörung der DAB+-Multiplexe von NDR und RBB in sechs Bundesländern.

Standards

Die neue Spezifikation Docsis 4.0 beschleunigt Upstreams der Rundfunkverbreitung in Kabelnetzen gegenüber dem Vorgänger 3.1 um das Vierfache auf 6 Gbps. Downstream wird auf 10 Gbps verdoppelt.

Studien, Statistiken

In der EU (inkl. UK) wurden 2018 1.000 fiktionale Filme und Serien mit einer Laufzeit von 13.000 Stunden produziert. Dabei fiel die Zahl der TV-Filme um gut 1/4 ab, während der Anteil an Serien mit bis zu 13 Folgen stark anstieg. Von den Serien sind 47% erste Staffeln, auch dort überwiegen Produkte mit bis zu 13 Folgen. Download der Studie.

Personalia

Nach der Entlassung von CEO Max Conze wird Finanzchef Rainer Beaujean zusätzlich Vorstandssprecher. Wolfgang Link (Entertainment) und Christine Scheffler (Personal) rücken in den Vorstand auf.
Chefstratege Marcus Dimpfel wechselte zum 1. April von der Kölner Senderfamilie zur Düsseldorfer Strategieberatung EY-Parthenon.
Guido Aras wurde kommissarisch zum 2. Vorsitzenden ernannt, in Nachfolge des 2019 verstorbenen Bernhard Beutler. Bis zur nächsten Mitgliederversammlung bildet er mit Frank Trautmann (1. Vorsitzender) und Sven Schaale (Kassenwart) den geschäftsführenden Vorstand.
Mirek Nitsch, seit 2013 verantwortlich für Business & Legal Affairs, wurde neben Astrid Quentell und Martin Bachmann in die Geschäftsführung der Kölner TV-Produktion berufen.
Hans Dieter Heimendahl besetzt seit dem 1. April die neue Funktion des Kulturkoordinators Deutschlandfunk und ist zugleich Beauftragter für die Orchester und Chöre. Als Programmchef von Dlf Kultur folgt ihm Ralf Müller-Schmid, bisher Programmleiter Dlf Nova.
Das Technical Module als Kerngremium der Standard-Entwicklung für digitale Fernseh-Verbreitung hat mit Jon Piesing (TP Vision, Vorsitz) und Alexander Wolf (Condition Alpha, Vize-Vorsitz) eine neue Leitung. Frauen leiten zwei der neun Arbeitsgruppen.