Kamera, Test, Top-Story: 20.05.2010

Test Sony HXR-MC50: Kleiner Vorteil

Sony präsentiert mit dem HXR-MC50 einen weiteren AVCHD-Camcorder für Profi-Anwender. Der basiert auf dem Consumer-Camcorder HDR-CX550, den Sony mit ein paar zusätzlichen Features und Prime-Support aufgemotzt hat.

AVCHD ist in der Profiwelt hoffähig geworden — seit der Einführung des ersten NXCAM-Camcorders HXR-NX5E (Test setzt auch die Profiabteilung von Sony auf diesen Codec. Zur NAB2010 präsentierte der Hersteller nun einen weiteren AVCHD-Camcorder für Profis: den HXR-MC50. Sony zählt diesen neuen Camcorder aber nicht zur NXCAM-Reihe, unter anderem deshalb, weil der kompakte, neue Camcorder keine XLR-Anschlüsse aufweist. Diese Label-Huberei interessiert aber außerhalb des Unternehmen höchstens am Rande: Ob nun ein NXCAM-Schildchen auf dem Camcorder klebt oder nicht — letztlich wollen besonders die Profi-Anwender in erster Linie wissen, was die Kiste kann.

Eckdaten

Sonys HXR-MC50 ist ein kompakter Handheld-Camcorder mit Sucher und Ausklappschirm. Er basiert auf dem Consumer-Camcorder HDR-CX550, mit dem er vom Innenleben identisch ist. Der Camcorder ist mit nur einem, in der Diagonale etwas mehr als 1/3 Zoll messenden CMOS-Sensor ausgerüstet. Dieser Sensor nutzt im Videomodus insgesamt 4.150.000 Bildpunkte für alle drei Grundfarben. Das daraus erzeugte Signal zeichnet der Camcorder in der höchsten Qualitätsstufe mit 1.920 x 1.080 Bildpunkten, also in voller HD-Auflösung, AVCHD-komprimiert auf.

Insgesamt stehen beim MC50 vier Datenraten für die HD-Aufzeichnung zur Verfügung: In der höchsten Qualitätsstufe sind das 24 Mbps (FX-Modus), weitere Datenraten sind 17 (FH), 9 (HQ) und 5 (LP) Mbps. Neben der Aufzeichnung in HD ist auch SD-Aufzeichnung möglich, dann in MPEG-2, also HDV-ähnlich. Aufgenommen wird wahlweise auf einen internen 64-GB-Speicher oder auf SD/SDHC-Speicherkarten oder auf Memory Stick Pro Duo. Für die beiden Speicherkarten-Typen steht ein gemeinsamer Slot an der Geräteunterseite zur Verfügung.

Der Camcorder ist mit einem optischen 10fach-Zoomobjektiv ausgerüstet, das besonders im Vergleich zu anderen Kompakt-Camcordern sehr weitwinklig ausfällt (maximaler horizontaler Bildwinkel im 16:9-Modus: 64 Grad). Das Objektiv stammt aus Sonys G-Reihe.

Bildqualität

film-tv-video.de stand für den Test ein Vorseriengerät des HXR-MC50 zur Verfügung, das noch kein endgültiges Urteil zur Bild- und Tonqualität des Geräts zuließ. Die Profivariante des kleinen Sony-Camcorders dürfte sich aber von der Consumer-Basis nicht massiv unterscheiden — und dort gehört der Camcorder in seiner Klasse zu den besseren Geräten. Eine erste Einschätzung war auch mit dem Profi-Testgerät schon möglich, zum Vergleich lief im Test ein AVCHD-Consumergerät von Canon mit.

Im direkten Sichtvergleich überzeugte der MC50 gegenüber dem Canon-Gerät HF200 mit höherer Bildruhe und besserer Auflösung: ruhigere, schärfere Bilder brachte der Sony-Camcorder auf den Schirm. Bei Testaufnahmen an einem regnerischen Tag etwa, ließ der Canon-Camcorder den Regen im Bild einfach weg, während der Sony die fallenden Regentropfen deutlich sichtbar auflöste und realistisch darstellte. Eine Häuserfassade in orange wirkte hinsichtlich der Farben wesentlich wirklichkeitsnäher und rauschte deutlich weniger, als beim mitlaufenden Consumer-Camcorder von Canon.

Ein Manko fast aller kleinen Camcorder hat Sony beim MC50 kompensiert: Der Camcorder bietet ordentliche Weitwinkelwirkung, man kann sich bei diesem Camcorder den WW-Objektivvorsatz sparen. Allerdings ist das Objektiv besonders aus Profisicht mit einem klaren Mangel behaftet: Allzu deutlich fallen bei weitwinkligen Aufnahmen die nicht übersehbaren, tonnenförmigen Verzeichnungen an den Bildrändern ins Auge. Die gute Weitwinkelwirkung erkauft man sich also leider damit, dass gerade Kanten in den äußeren Bildbereichen bananenartig verbogen dargestellt werden.

Ausstattung, Bedienung

Die Grenzen zwischen Consumer- und Profilager verwischen bei den Herstellern immer mehr. Schon lange ist es üblich, dass die preisgünstigen, kleinen Geräte, die heute in den Profiabteilungen angeboten werden, ihren Ursprung im Consumer-Lager haben. Dennoch gab es immer wieder Perlen darunter, die auch im Profibereich gute Dienste verrichten konnten, wenn die Umstände es erforderten.

Für kleinere Produktionsformen kann auch der MC50 sinnvoll sein und in puncto Bildqualität hat er bis auf die Verzeichnungen am weitwinkligen Ende des Zooms auch durchaus Qualität zu bieten. Er ist klein, kompakt und erreicht für seinen Preis und seine Größe eine ordentliche Bildqualität. In Maßen bietet der Camcorder auch professionelle Funktionen, wenn diese auch teilweise etwas in den Untermenüs versteckt sind.

Bei der Bedienung gehört der MC50 aus Sicht der Tester aber keinesfalls zu den Perlen: Es gibt nur ganz wenige Tasten, nur einige wenige Funktionen lassen sich direkt aufrufen. Die Bedienung haben die Entwickler weitgehend auf den Touchscreen verlagert und in Menüs verschachtelt. Immerhin kann man sich den Startbildschirm des Display-Menüs individuell einrichten, sodass hierüber Funktionen, die man häufiger einsetzt, schneller erreichbar sind — etwa manueller Fokus, Weißabgleich oder Shutter. Für manuelle Einstellarbeiten steht nur ein kleines Rändelrädchen links unten am Objektiv zur Verfügung.

Die überwiegend auf dem Touchscreen beruhende Bedienung reduziert auch die Sinnhaftigkeit des separaten Suchers, denn sobald Funktionen benötigt werden, die über Start/Stopp, Zoomen und die jeweils eine Funktion hinausgehen, die man sich auf das kleine »Manual«-Rädchen an der Gerätefront gelegt hat, muss man ohnehin den seitlichen Schirm ausklappen.

Ziemlich überzeugend für die Preisklasse des MC50 fanden die Tester die Bildqualität und Farbwiedergabe des 3,5-Zoll-Displays — wenn es auch bei sehr heller Umgebung etwas früher kapitulieren muss, als die Schirme anderer Camcorder. Für diesen Fall ist der MC50 neben dem ausklappbaren Farbdisplay auch mit dem schon erwähnten 0,27-Zoll-Farbsucher ausgerüstet.

Im Unterschied zur Consumer-Version liefert Sony den MC50 mit einem Aufsteck-Mikrofon aus. Die Montage des zugehörigen unter einer Gummihaut versteckten Halters ist etwas fummelig, aber zu schaffen.

Eine interessante Funktion des MC50 ist Smooth Slow Record, was es ermöglicht, statt mit den üblichen 50 fps mit Bildraten bis zu 200 fps aufzuzeichnen, also Zeitlupenaufnahmen zu realisieren. Auf dieser Basis setzt auch die »Golf«-Funktion auf, die zu Analysezwecken aus mehrsekündigen Szenen Sequenzen anlegt, die aus bis zu 22 Einzelbildern bestehen.

Ein GPS-Modul, wie es Sonys NX5 (Test) bietet, ist auch im MC50 eingebaut: Es erfasst Längen- und Breitengrad und speichert diese Infos auf Wunsch zusammen mit den Videoclips. Damit kann jederzeit der Ort der Aufzeichnung rekonstruiert werden. Das GPS-Modul lässt sich aber auch abschalten.

Eine weitere Funktion, die man ebenfalls vom NX5 her kennt, ist der aufgebohrte Active Steadyshot. Diese Variante der Bildberuhigungsschaltung sorgt für eine stärkere Wirkung als im normalen Steadyshot-Modus.

Anschlüsse

Bei den Anschlüssen zeigt sich der MC50 eher knausrig: Neben einem HDMI-Ausgang bietet er einen Komponentenanschluss sowie eine USB-2.0-Buchse. Über letztere ist es möglich, die Files direkt auf einen Rechner auszugeben und bei installierter Sony-PMB-Software (Picture Motion Browser) dort zu betrachten. Diese Software ist aber ganz klar für die Bedürfnisse von Hobbyfilmern optimiert. Für den Ton gibt es immerhin eine Mini-Klinkenbuchse, über die auch das mitgelieferte Aufsteckmikro angeschlossen wird. Manuelles Tonpegeln ist beim MC50 allerdings nicht möglich.

Fazit

Sonys HXR-MC50 ist sehr kompakt, bietet ein weitwinkliges Objektiv und einen guten Ausklappschirm. Er präsentiert sich als recht ordentlicher Consumer-Camcorder, eine besondere Eignung für den Profibereich kann man dem Gerät aber nicht attestieren. Allenfalls der Prime-Support ist ein Argument, das vielleicht speziell professionelle Anwender anspricht. Ob darüber hinaus das aufgesteckte Mikrofon, die Sonnenblende und der dickere Akku sowie ein Quäntchen mehr Bildqualität den höheren Preis gegenüber einem einfacheren Consumer-Modell wert sind, wird der Markt entscheiden. Der Lieferstart soll im Juli 2010 erfolgen, als voraussichtlichen Netto-Listenpreis nennt der Hersteller rund 1.650 Euro.

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