Studie: 12.10.2017

TV- und filmtechnische Dienstleister schlagen Alarm

Die neue VTFF-Marktstudie belegt stagnierende Umsätze, steten Preisverfall und negative Renditen: Dienstleister leiden unter steigendem Druck von Sendern und Produzenten.

Der VTFF liefert neue Studienergebnisse.

Stagnierende Umsätze, steter Preisverfall und eine steigende Auslastung ohne positive Umsatz- und Preiseffekte – das sind die Ergebnisse der heute in Berlin vorgestellten VTFF-Studie »Dienstleister für audiovisuelle Medien« die von der Hamburg Media School realisiert wurde. Demnach stieg der Umsatz der filmtechnischen Dienstleister in dem untersuchten Zeitraum von 2012 bis einschließlich 2015 lediglich um 3,6 Prozent bei den produzierenden, beziehungsweise um 5,2 Prozent bei den vermietenden technischen Dienstleistern. Inflationsbereinigt fällt die Umsatzentwicklung sogar negativ aus.

Insgesamt beläuft sich der Branchenumsatz laut der vom Verband Technischer Betriebe für Film und Fernsehen (VTFF) zum zweiten Mal in Auftrag gegebener Studie auf 971 Millionen Euro. Die durchschnittliche Umsatzrendite liegt bei 3,7 Prozent – zum Vergleich: Werbefilmproduzenten (+4,9 Prozent) und Film- und TV-Produzenten (+6,3 Prozent) erzielen deutlich höhere Renditen.

Stefan Hoff.

»Die neue Dienstleisterstudie zeigt, dass selbst eine steigende Auslastung bei den meisten Unternehmen nicht zu einem realen Umsatzwachstum und erst recht nicht zu Renditesteigerungen führt«, erklärt Stefan Hoff, Vorstandsvorsitzender des VTFF. »Viele arbeiten seit Jahren unter prekären Bedingungen. Es wird höchste Zeit, mit Auftraggebern und auch der Politik über Lösungen und Wege aus dieser Misere zu sprechen.«

28 Prozent erwirtschaften negative Umsatzrendite

Tatsächlich erwirtschaften 28 Prozent der Dienstleister eine negative Umsatzrendite, 35 Prozent kämpfen mit geringen Renditen von bis zu 5 Prozent und lediglich 18 Prozent erzielen eine Umsatzrendite von mindestens 10 Prozent – hierunter fallen jedoch fast nur hochspezialisierte Anbieter.

Dabei läuft das Geschäft der Dienstleister durchaus, viele sind bereits an ihre Auslastungsgrenzen gestoßen. »Gleichzeitig formulieren die Auftraggeber im Zuge der Digitalisierung und stetigen technischen Entwicklung immer höhere Erwartungen«, sagt Hoff. »Die Dienstleistungsunternehmen hierfür auch entsprechend zu entlohnen, muss für alle Auftraggeber wieder zur Selbstverständlichkeit werden.« Positive Umsatz- und Preiseffekte könnten sich sonst nicht einstellen.

Verband appelliert an Sender und Produzenten
VTFF-Studie
Die Studie untermauert den Druck, unter dem Technik-Dienstleister stehen.

Der VTFF appelliert daher an die Sender, sich bei Kalkulation und Auftragsvergabe nicht nur für eine kreative und erfolgreiche Produzentenschaft, sondern auch für eine angemessene Vergütung der ausführenden Unternehmen stark zu machen, die mit ihrer Infrastruktur und ihrem Fachpersonal hochwertige Leistungen liefern. »Die Auftraggeber sollten im eigenen Interesse an fairen und verantwortungsvollen Konditionen mitwirken, um gleichermaßen wettbewerbsfähige wie sichere Produktionen zu realisieren«, meint Hoff. Auch die Produzenten sollten die technisch-kreativen Dienstleister nicht in erster Linie als Kostenfaktor betrachten, sondern als wichtigen Produktionspartner mit hochqualifizierter Expertise.

Gegen die deutschen Dienstleister sprächen zudem die ungünstigen Wettbewerbsbedingungen im internationalen Markt. In vielen Ländern fallen die Förderungen höher und technologiefreundlicher aus. »Dies gilt besonders für den Bereich VFX und Animation, wo deutsche Unternehmen an der weltweiten Nachfrage- und Umsatzsteigerung zu wenig partizipieren, da in anderen Ländern vorteilhaftere Wettbewerbsbedingungen vorliegen«, meint Christian Sommer, im VTFF-Vorstand verantwortlich für den Bereich VFX und Animation. »Das führt zu Abwanderung von Projekten, Unternehmen und Fachkräften in einem ansonsten zukunftsorientierten Branchensegment.«

Forderung nach einer flexibleren Wirtschaftspolitik

Wichtig seien nun auch auf EU-Ebene eine entsprechend technologiefreundlichere Filmförderung, ein ohnehin stärkerer politischer Fokus auf die digitale und kreative Industrie sowie eine flexiblere Wirtschafts-, Arbeits- und Sozialpolitik für kleine und mittelständische Unternehmen.

Hoffnung setzt der VTFF-Vorstand auf Gespräche mit Auftraggebern und Politik. Die Zeit, in der technisch-kreative Dienstleister das renditeschwächste Glied in der Produktions- und Wertschöpfungskette bilden, soll möglichst bald der Vergangenheit angehören.

Schließlich nimmt sich die Branche aber auch selbst in die Pflicht. Bojana Nikolaidis, im VTFF Vorstand verantwortlich für den Rental-Bereich: »Der ruinöse Preisdruck hat sich kaum verbessert – dadurch ändert sich auch für die meisten Unternehmen ergebnistechnisch nichts. Steigende Anforderungen an Sicherheit und Leistungen verlangen jetzt eine noch größere Professionalisierung der Branche, das müssen wir zukünftig einkalkulieren.«

Die Dienstleisterstudie 2 ist als illustriertes Booklet für 99 Euro bei der Geschäftsstelle des VTFF erhältlich. Teilnehmer der Studie können sich direkt an die Hamburg Media School wenden.