Branche: 15.11.2017

AUF: Selbstauflösung oder Neuaufstellung?

Die Allianz Unabhängiger Filmdienstleister (AUF) hat in den vergangenen Jahren auf die Sorgen und Nöte ihrer Mitglieder sowie auf Schieflagen in der deutschen Medienlandschaft hingewiesen — und dabei auch durchaus Erfolge erzielt. Nun droht die Selbstauflösung.

AUF, Podiumsdiskussion
Mit Podiumsdiskussionen, offenen Briefen an Entscheidungsträger und anderen Formen der Verbandsarbeit macht die AUF auf ihre Anliegen aufmerksam.

Vor fast vier Jahren wurde die Allianz Unabhängiger Filmdienstleister (AUF) gegründet (Meldung). Die folgenden Unternehmen hoben den Verband aus der Taufe: Ludwig Kameraverleih, Maier Bros., FGV Schmidle, MBF Filmtechnik, Griphouse, Betz Tools und BFS Entertainment.

Als Auslöser für die Gründung nannte der Verband die »strukturelle Schieflage einer ganzen Branche« und positionierte sich gegen den Wildwuchs der mit den öffentlich-rechtlichen Sendern verbundenen Dienstleister.

Die überwiegend mittelständischen Unternehmen traten mit einem eigenen Verband an, weil sie sich im Kampf um Marktanteile gegenüber denjenigen Dienstleistern benachteiligt sahen, die mit öffentlich-rechtlichen Sendern verbunden sind. Mittlerweile hat der Verband laut Website 25 Unternehmen als Mitglieder. Ziel der AUF war und ist es nach eigenen Angaben, faire Wettbewerbsbedingungen für alle Markteilnehmer zu erreichen und sich dafür bei Politik und Institutionen, Behörden und anderen Verbänden Gehör zu verschaffen.

AUF, Allianz Unabhängiger Filmdienstleister
Die AUF ist ein Verband mittelständischer Unternehmen.

Ein Schwerpunkt in der Arbeit des AUF lag in den vergangenen Jahren ganz eindeutig im Rental-Bereich, was sicher auch daran liegt, dass der Vorstand überwiegend mit Personen aus diesem Marktbereich besetzt ist. Hier wurden sichtbare Erfolge erzielt.

So wurden etwa öffentlich-rechtliche Beteiligungen auch auf Betreiben der AUF von diversen Gremien und Behörden kritisch hinterleuchtet und die Öffentlich-Rechtlichen trennten sich — wohl auch unter diesem wachsenden Druck — von ihrem marktbeherrschenden Rental-Arm Cinemobil, der privatisiert wurde. Hier wurde ein Weg in Richtung der Entflechtung beschritten, also dahin, dass die Tochter- und Enkelfirmen der öffentlich-rechtlichen Anstalten von ihren letztlich durch Rundfunkbeiträge finanzierten Müttern separiert werden, die ja auch wiederum als Auftraggeber und Kunden im gleichen Markt agieren.

Martin Ludwig
1. Vorsitzender der AUF ist Martin Ludwig.

In der jüngsten Mitgliederversammlung der AUF wollte der Vorstand nach eigenen Angaben erreichen, dass auf der Basis des bisher Geschafften, nun die Arbeit auch in anderen Bereichen intensiviert wird, etwa im Bereich Postproduction. Dies sollte auch in einer Neubesetzung verschiedener Vorstandspositionen seinen Ausdruck finden. Es blieb aber vorerst beim Versuch, das umzusetzen: Neuwahlen wurden mangels Bewerbern verschoben, vorerst bleibt alles beim Alten.

Das empfindet der bisherige Vorstand aber nicht als befriedigende Lösung. Deshalb soll in den kommenden Monaten versucht werden, verstärkt im Postproduction-Bereich neue Mitglieder zu finden und die schon im Verband vertretenen Postproduction-Unternehmen stärker zu motivieren, sich aktiver in die Verbandsarbeit einzubringen. Das hofft man, bis zur kommenden Mitgliederversammlung zu erreichen, die während der Berlinale stattfinden soll.

Niels Maier
Der Stellvertretende Vorsitzende Niels Maier sieht die Zukunft des AUF positiver.

Allerdings gibt es auch dunkle Wolken über der Neuaufstellung: So haben einige der Verbandsmitglieder ihren Rückzug angekündigt und wollen teilweise schon zum Jahresende aus dem Verband ausscheiden. Sechs der 25 Mitgliedsfirmen gelten als Wackelkandidaten oder als zum Austritt entschlossen.

Markus Schmidle
Schatzmeister Markus Schmidle: »Es kann gelingen.«

Der 1. Vorsitzende Martin Ludwig sagt dazu: »Sollte es uns bis zur Berlinale nicht gelingen, uns thematisch zu verbreitern und auch personell teilweise neu aufzustellen, dann droht ganz klar die Selbstauflösung der AUF.«

Der Stellvertretende Vorsitzende Niels Maier ist da aber wesentlich positiver gestimmt als Ludwig und auch der Schatzmeister Markus Schmidle hat eine positivere Sicht der Dinge.

Schmidle sagt: »Ich glaube es kann gelingen und es wäre doch auch sehr schade, wenn unser insgesamt gut aufgestellter Verband nun die Segel streichen und sich selbst auflösen würde.«