Broadcast, Streaming: 02.07.2018

Swisscom-Event: Live ist nicht gleich live

Swisscom zeigte bei einer Veranstaltung im SEM-WM-Studio in der Schweiz, wie sich Videostreaming über das Internet mit extrem geringer Latenz realisieren lässt.

Nicht jedes Fernsehsignal kommt gleich schnell an

Seit in der Schweiz das analoge Fernsehen abgeschafft wurde, übertragen alle Anbieter ihr Programm digital. Dadurch ist bessere Bildqualität möglich, doch die Sender müssen ihre Signale kodieren, bevor sie diese auf den Weg in die heimischen Wohnzimmer schicken, was Zeit kostet. Deshalb braucht das digitale Programm via Kabel (DVB-C), Satellit (DVB-S) sowie terrestrischem Signal (DVB-T) mit vier bis sieben Sekunden etwas länger, als dies früher bei analoger Übertragung der Fall war (rund 3 Sekunden). Mit Abstand am spätesten gejubelt wird bei der Übertragung via Web also »Over-the-top« oder kurz »OTT«. Wer den Live­stream der WM-Fußballspiele beispielsweise am Computer oder auf dem Handy über einen der bekannten OTT-Anbieter wie Zattoo oder Wilmaa empfängt, erfährt oft erst bis zu 60 Sekunden nach den Stadionbesuchern, ob ein Tor gefallen ist oder nicht.

Das Schweizer Fernsehen erhält das TV-Signal von der WM in Russland über eine Direktleitung mit lediglich ca. 0,15 s Verzögerung. Nach der Verarbeitung im Sendezentrum beziehen Anbieter wie Swisscom oder UPC das Signal über verschiedene Wege, etwa als DVB-Stream oder via Satellit und verteilen es weiter über ihre Infrastruktur. Der Zuschauer erhält das Signal direkt per Satellit, über den Kabelanschluss, eine Antenne oder übers Internet – mit jeweils unterschiedlichen Verzögerungen.
Versuchsaufbau mit OTT-Latenz von unter drei Sekunden
Der Test-Case im SEM-WM-Studio zeigte: auch bei Übertragungen via Internet lassen sich extrem geringe Latenzen realisieren. 

Swisscom zeigte nun im SEM-WM-Studio in der Binz, dass das Internet in Bezug auf die TV-Übertragung nicht zwingend langsamer sein muss. Dabei nutzte Swisscom »Ultra Low Latency Streaming«. In Kooperation mit Net Insight und dem Sye-Service konnte Swisscom zeigen, wie schnell man auf diese Weise Videosignale übers Internet auf verschiedene Devices bringt – und das perfekt synchronisiert.

WM-Event in der Binz. 

Eine Direktverbindung zu SRF lieferte die Fußball-Bilder genau so schnell, wie sie die TV-Anbieter erhielten, nämlich mit nur 0,2 Sekunden Verzögerung auf dem Hauptbildschirm. Dieser diente – mit einer präzisen Uhr versehen – als Referenzwert für die anderen, via Satellit, Kabel und Antenne versorgten Geräte. Von hier aus gelangte das Signal mittels Ultra Low Latency Übertragung zum Content Distribution Network von Sye, das auf Microsoft Azure Cloud Servern läuft, und von dort wiederum perfekt synchronisiert auf verschiedene Notebooks, Tablets und Smartphones in diversen Office. Auf diese Weise konnte über das Internet eine Latenz von weniger als drei Sekunden erreicht werden.