Kurznachrichten: 30.01.2020

News: Kurz und knackig – KW 05/2020

Alles ist möglich: SD bleibt weiter im Rennen, Kabel-TV geht zurück, MGM steht vor einer möglichen Übernahme durch Streamer, die Umsätze der Privatsender steigen und der RBB sieht trotz Beitragserhöhung eine Gefährdung seines Programmangebots.

Unternehmen

Im Übergang ins nonlineare Zeitalter habe der RBB schon jetzt »finanziell nichts übrig, die absehbare Anpassung des Rundfunkbeitrags wird uns keinerlei zusätzliche Spielräume geben«. Laut Intendantin Schlesinger reicht die Erhöhung »nicht einmal aus, um das bestehende, lineare Angebot auf Dauer zu sichern«.
Die Deutsche Fußball-Liga kauft sich beim israelischen Startup Movez ein. Dessen Smartphone-App beurteilt sportliches Können von Kindern und Jugendlichen mittels KI in Echtzeit. Die DFL stellt Bildmaterial mit Bundesliga-Spielern bei Übungen aus der MOVEZ-App und Zugriff auf die DFL-Spieldatenbank und das Deutsche Fußball Archiv.
Den Streamern Apple und Netflix wird nachgesagt, MGM übernehmen zu wollen, um den Mangel an eigenen exklusiven Blockbustern im Streaming-Katalog mit Highlights wie der »007«-Serie wettzumachen.

Broadcast

Trotz Streichung aus der Beitragskalkulation durch die KEF und des im Januar 2021 auslaufenden Vertrages mit Astra nennen ARD und ZDF keinen Termin zur SD-Abschaltung via Sat. Man sei den »nicht-technikaffinen und finanziell nicht so gut gestellten Haushalten« verpflichtet, so BR-Direktor Helwin Lesch.
Für RTL ist SD via Sat »unsere Dampfmaschine, die uns Reichweiten generiert«. Damit räumt Andre Prahl (RTL) die geringe Zahl kostenpflichtiger HD-Abos (über HDplus etc.) ein. Man befürchtet auch, Zuschauer nach einem Sendersuchlauf an weiter vorne gelistete unverschlüsselte HD-Kanäle zu verlieren. Daher wird RTL die SD-Kanäle nicht vom uralten MPEG-2 auf H.264 umstellen.
Das Zweite will im WDR-Funkhaus Düsseldorf 3.000 qm für das Landesstudio NRW und die Redaktion »Service täglich« beziehen. Ab Jahresmitte wird dort »Volle Kanne« live produziert. Der WDR hatte zuvor aktuelle Redaktionen nach Köln verlagert.
2018 gewann Sky 77.000 TV-Abonnenten und meldet einen Umsatzanstieg um 7,1% auf 3,1 Mrd. US-Dollar. Sinkende Werbeeinnahmen (u.a. wegen schärferer Richtlinien für Gambling-Werbung in Italien und UK) wurden durch steigende Ausgaben pro Abo aufgefangen.

Kino, Festivals, Filmförderung

Die Jubiläums-Festival unter neuer Führung eröffnet am 20. Februar im Berlinale-Palast mit der Weltpremiere der kanadisch-irischen Kopro »My Salinger Year« von Philippe Falardeau mit Sigourney Weaver, Margaret Qualley und Douglas Booth nach dem Roman von Joanna Rakoff.
Die Deutschland-Dependance stellt der Zweiländer-Filmförderung Hamburg Schleswig Holstein je eine Mio. Euro auf drei Jahre zur Verfügung. Mindestens 25% sollen für die Drehbuchentwicklung und Produktionsförderung an Nachwuchsprojekte vergeben werden. Nur eines der drei Mitglieder im Vergabegremium wird von Warner benannt.
Die öffentlich-rechtliche Anstalt erhöht ihre Aufträge an die Schweizer Filmbranche im Zuge eines »Pacte de l’audiovisuel« bis 2023 um 5 auf rund 32,5 Mio. Franken jährlich. Ziel ist es, mehr Kino/TV-Kopros und TV-Filme sowie AV-Inhalte herzustellen.

Radio, Audio

Der Streit um den Plattformbetrieb für einen zweiten nationalen DAB+-Multiplex ist beigelegt. Zwischen den Landesmedienanstalten und dem bei der Vergabe ursprünglich unterlegenen Leipziger Unternehmer Steffen Göpel sowie »unter Mitwirkung« des zunächst zugelassenen Ventures Antenne Deutschland (Media Broadcast, Absolut Digital) wurde ein außergerichtlicher Vergleich vereinbart.
In Lübeck und Umgebung startete ein Dreijahres-Modellprojekt mit zunächst drei (bis Ende 2020 elf) privaten Radiosendern. Plattformbetreiber – auch für Kiel (ab März) und Sylt – ist Media Broadcast. Im März startet Radio R.SH im landesweiten NDR-Multiplex.
Die Landesregierung Niedersachsen sieht angesichts der »ausdrücklich gegenteiligen Äußerungen aus dem Kreise der Bundesländer« keine Chance für eine Umsetzung des deutlich lobbygeprägten Beschlusses gegen DAB+ vom Sommer. Es gebe daher »aktuell keine Folgen in Bezug auf DAB«.
Das regionale Radio Charivari Regensburg kann im DAB+-Multiplex Oberpfalz (Block 12D) die Auseinanderschaltung seiner fünf von UKW übernommenen Lokalvarianten auf nur drei digitalen Programmplätze erproben. Dies geschieht durch dynamische Rekonfiguration und halbstündige Neuzuordnung der Programme.

Streaming

Livestreaming ist (im Gegensatz zu VoD) zulassungspflichtiger Rundfunk, so das Bayerische Verwaltungsgericht auf eine Klage der Medienanstalt BLM. Durch Vergleich sendet der beklagte Kanal bis Monatsende weiter, auf ein Zwangsgeld wurde verzichtet.
Der von dem Neubiberger Investoren Critch gegründete Streaming-Newcomer will für die DACH-Länder ein Archiv mit werbefinanzierten Klassikern der Filmgeschichte aufbauen und Rechteinhabern so die Verwertung ihrer Altbestände bieten.

Netze

Der bayerische Kabelnetzer stellt bis Ende 2020 eine 1.200 km lange durchgängige Glasfaser Quanten-Ringleitung fertig. Das Backbone ist mit 76 Terabyte pro Sekunde an den Internetknoten Frankfurt angebunden.
»Bei der jungen Generation ist eine Nachfrage nach dem klassischen Kabel-TV-Produkt nicht mehr gegeben«, so ein Firmenvertreter des mit 14 Mio. Kunden größten Kabelnetzers. Laut Digitalisierungsbericht ist der Anteil des Kabels am TV-Empfang seit 2005 von 51,7% bis 2019 auf 44,7% gesunken – bei einer um 4,5 Mio. auf 38,7 Mio. gestiegenen Haushaltszahl.

Studien, Statistik

Die deutschen Privatsender schraubten ihre Umsätze zwischen 2016 und 2018 um knapp 700 Mio. € auf 11,39 Mrd. € hoch. Die Zahl der Beschäftigten blieb mit 27.159 nahezu konstant. Die von acht Medienanstalten geführte Studie »Wirtschaftliche Lage des Rundfunks in Deutschland 2018/2019« sieht im TV-Bereich eine von 115% auf 109% reduzierte Deckung, nachdem 2018 der Werbemarkt erstmals von 4,50 Mrd. € (2016) auf 4,41 Mrd. € fiel. PayTV und PayVoD steigerten die Umsätze um 281 Mio. € auf 2,66 Mrd. €. 273 Privatradios setzten 2018 720 Mio. € (plus 3%) um, davon 612 Mio. € (85%) aus Werbung. Auch dort stiegen die Kosten stärker als die Einnahmen.
Die Senderdatenbank Mavise wurde aktualisiert. Aufgrund des Brexit ist der Marktanteil Englands nach dort zugelassenen Sendern in den EU 28 um 5% auf 22% gesunken. Der Anteil der vom UK aus ins Ausland zielenden Sender fiel von der Hälfte auf ein Drittel des UK-Bestandes. Nur 8% Prozent der in 41 Ländern Europas erfassten Sender sind öffentlich-rechtlich.
Der Datenverbrauch in den deutschen Mobilfunknetzen ist erneut gestiegen: 2019 wurde erstmals die Exabyte- (1 Mrd. Gigabyte-) Grenze geknackt, so der Netzbetreiber. Das entspricht etwa 1,5 Mio. Jahren fortlaufenden Musikstreamings. 2018 wurde der Datenverbrauch mit 662 Mio. Gigabyte angegeben.

Forschung, Technologie

Der Computerkonzern verweigert sich dem EU-Parlament: Einheitliche Ladesysteme für Handys, Tablets, E-Book-Reader usw. würden Innovationen bremsen und den Verbrauchern schaden. Sie müssten die bisherigen Lightning-Kabel ersetzen. Eine EU-Studie zum Thema wird angekündigt.

Recht

Die Nordmedienanstalt setzte die Löschung von Nazi-Namen, -Symbolen und volksverhetzenden Textanteilen in 219 Profilen bei der Games-Plattform Steam durch. Sieben Nutzer- und zwei Gruppenprofile mit verfassungsfeindlichen Symbolen wurden ganz gelöscht. Steam reagierte kurzfristig. Nach der Löschung von 78 Profilen im Dezember gingen bei der MA HSH weitere Hinweise ein.
Bei der Plattform der Medienanstalten gingen 2019 2.122 Beschwerden ein – nach 2.058 in 2018 und zuvor jährlich um 1.000. Die gestiegene Aufmerksamkeit gilt u.a. Streaming-Diensten und der Werbung für Online-Glücksspiele sowie fehlender Werbetrennung und Impressum bei Telemedien. 545 Eingaben betrafen den Privatfunk, 276 Online-Inhalte. 834 Meldungen wurden an ÖR-Sender weitergeleitet.

Personalia

Nach 22 Dienstjahren wird Justiziar Hermann Eicher im Sommer in den Ruhestand wechseln. Das Verfahren zur Stellenbesetzung wird eingeleitet.
Der Kabelnetzer bekommt mit Daniel Ritz einen neuen CEO. Vorgänger Timm Degenhardt legt das Amt zum 31. Januar nieder, bleibt wegen der Übergabe bis März im Vorstand. Degenhardt wird seinen Vertrag nicht über Ende August hinaus verlängern.
Lisa Perrin, von Endemol Shine kommend, verantwortet jetzt das internationale Produktionsgeschäft außerhalb der USA und UK – also einschließlich ITV Studios Germany, Talpa und ImagoTV.