Kurznachrichten: 14.07.2022

News: Kurz und knackig – KW 28/2022

Musk: Lässt Twitter-Deal platzen. Barrierefrei: Jetzt Gesetz. DAB+: Nutzung wächst. Raumklang: Kein fremdes Stream-Ding mehr. Green Shooting: Vorgaben ab 2023. Distribution: AVS3 jetzt DVB-Standard. 5G: Auch orbital. Ukraine: Mobilfunk im Visier.

Unternehmen

Elon Musk begründet die Absage der Übernahme von Twitter mit unzureichenden Auskünften über die Zahl der Spam- und Fake-Konten. Twitter klagt auf das 44 Mrd. $-Angebot von Musk, dem der damalige Kurs von 54,20 $ gegenüber 32,67 $ (12.7.) zugrunde lag. Für den Ausstieg ist laut »Washington Post« eine Vertragsstrafe von 1 Mrd. $ vereinbart.
500 Feste und Freie des WDR beteiligten sich am Warnstreik an allen Studio-Standorten für 5% höhere Bezüge. Der Sender drohe trotz steigender Inflation mit Einbußen. Statt »WDR aktuell« gab es eine Übernahme vom SWR, Moderationen und Außenschalten anderer Sendungen fielen aus, WDR 4 konnte laut Gewerkschaften »nur mit großen Schwierigkeiten den Sendebetrieb aufrecht erhalten«.

Broadcast

Der BR eröffnete sein neues Crossmedia-Studio Franken in Nürnberg. In das Gebäude für TV, Radio und Social Media wechselt die bisher in Freimann produzierte Sendung »Planet Wissen«. Investiert wurden etwa 8,7 Mio. €.

Streaming

»Stranger Things« ist die erste Serie, die Netflix standardmäßig mit dem Raumklangverfahren Ambeo-2 kombiniert. Sennheiser zielt damit auf die häufigste Stream-Nutzung mit Stereo-Geräten wie TV oder Smartphone. Im Gegensatz zu Dolby Atmos oder MPEG-H Audio sei keine zusätzliche Audio-Ausstattung erforderlich.

Produktion

Mit Ergebnissen des Reallabors zur Erprobung ökologischer Mindeststandards will das BKM mit den Länderförderungen »dauerhafte Strukturen für eine ressourcenschonende audiovisuelle Produktion etablieren«. Ausgangspunkt für die ab 2023 geltenden Regeln sind die erprobten Kriterien für »Green Shooting«.

Filme, Festivals, Kinos, Förderungen

Um durch Corona bedingte Auswirkungen auf die Referenzförderung für 2021 auszugleichen, öffnet die Filmförderungsanstalt Sondertöpfe für die Referenzförderungen für Produktion und Verleih. Anträge sind bis zum 10. August zu stellen.
Der Zweiländerförderer Medienboard BerlinBrandenburg bekommt nach der Genehmigung durch die EU-Kommission ab August 2022 eine eigene Richtlinie für Games und sieht sich weiter auf dem Weg zum Games-Standort-Nr.1. Bisher wurden Projekte im Programm für innovative AV-Inhalte gefördert.
Die Berlinale protestiert gegen die Verhaftung der Regisseure Mohammad Rasoulof und Mostafa Al-Ahmad durch das iranische Regime. Sie gewannen 2020 mit »There Is No Evil« den Goldenen Bären. Als er sich nach dem Verbleib der Kollegen erkundigte, wurde auch Goldbären-Gewinner Jafar Panahi (»Taxi«, 2015) erneut verhaftet.

Radio

DAB+ hat »eine größere Bedeutung erhalten«, stellt die AG Media Analyse fest. Laut MA 2022 Audio II wurde DAB+ zwischen 9/21 und 3/22 von 27,0 (zuvor 24,5) % der Radiohörer genutzt. Bei den 30- bis 59-Jährigen stieg der Wert von 27,2 auf 30,1%. Die unter 14-Jährigen favorisieren Online-Audio (von 37,2 auf 43,9%). Die tägliche Verweildauer fiel von 254 auf 249 Minuten.
Rock Antenne, bisher terrestrisch in Deutschland und Österreich national mit DAB+ zu hören, startet am 1. August 2022 in der Schweiz. Im DAB+-Netz für Zürich (Block 9D) werden 1,3 Mio. Hörer erreicht.

Netze

Ericsson, Qualcom und Thales wollen mit einem 5G-Netz im Orbit nicht nur den Ausfall terrestrischer Transmitter überbrücken. Großflächige Funklöcher würden gefüllt und eine globale Abdeckung (unter anderem auch auf See) erreicht. Über die Low Earth Orbiter könnte auch kritische (Regierungs-)Kommunikation laufen. F&E zielt derzeit auf die Integration der Sat-Option in den Formfaktor von Smartphones.

Standards

AVS3 ist ein weiterer Codec — und der erste aus China — für die digitale AV-Distribution in der DVB-Spezifikation AVC. Mit AVS3 werden laut DVB bis zu 40% der Bitrate ohne Qualitätsverlust gespart.

Märkte, Studien, Statistiken

Die YouTube-Nutzung ist laut AGF Videoforschung weiter rückläufig und sank unter den ab 14-Jährigen um 3,3 auf 49,9% zum Vorjahr. Dagegen legten die öffentlich-rechtlichen Kanäle aufgrund des Ukraine-Krieges um 2,9 auf 28,1% zu. Auch Netflix (+2,8 auf 33,3%) und Prime Video (+1,3 auf 23,6%) gewannen, während Disney+ von 8,3 auf 7,6% verlor.

Medienrecht

Im Medienstaatsvertrag ist seit dem 30. Juni erstmals der Begriff »barrierefreies Angebot« gesetzlich verankert. Jetzt müssen Rundfunk-Anbieter und Zugangsdienste ihre barrierefreien Angebote ausbauen und unterliegen Berichtspflichten. Weiteres bei den Medienanstalten.
Um die Überforderung der Länder bei der Cybersicherheit zu beenden, soll das dem Innenministerium zugeordnete Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zur Zentralstelle zwischen Bund und Ländern werden. Bundesinnenministerin Faeser will dafür das Grundgesetz ändern lassen.

Medienkrieg Russland/Ukraine

Ukrajinske Radio1 ist jetzt im Bad Kreuznacher DAB+-Projekt (Block 12A) zu empfangen. Eine formalrechtliche Zulassung des öffentlich-rechtlichen Programms sei nicht erforderlich, so die Medienanstalt RLP. Plattformbetreiber Milling Broadcast greift den Sender auf Astra 4,9 Grad Ost ab.
Russlands Armee schaltete bisher Basisstationen für etwa 10% des Netzes des ukrainischen Mobilfunkers Kyivstar ab. Zudem werde ein »enormer Anstieg von DDos- und eine noch größere Zunahme von Phishing-Angriffen« beobachtet, so CEO Alexander Komarov laut Bloomberg. Kyivstar wurde 1992 als Vimpelcom in Russland gegründet, hat heute den Sitz in den Niederlanden und russische Eigentümer.
Der Web-Auftritt für die Springer-Marke »Welt« und deren TV-Streams werden in Russland blockiert. Der Sender beschäftigte zeitweise die Journalistin Marina Owsjannikowa, die im März durch ihren Protest während der russischen TV-Nachrichten bekannt wurde.

Personalia

Francie Petrick, seit 2015 bei Media Broadcast, wird zum 1. August Mitglied der Geschäftsführung neben Andreas Stähr und Arnold Stender. Ab 1.1.2023 übernimmt sie die Aufgaben von Stender. Er scheidet aus persönlichen Gründen aus, berät aber den Mutterkonzern Freenet AG mit strategischem und technischem Schwerpunkt.
Sportchef Thomas Fuhrmann wechselt zum 1. Oktober in die Intendanz. Hintergrund ist der Aufstieg seiner Partnerin Bettina Schausten, die ab dem Herbst als Chefredakteurin seine Vorgesetzte wäre. Der Verwaltungsrat muss zustimmen.
Beim Auslandssender leitet Jan Kuhlmann, von der dpa kommend, ab Januar die arabische Redaktion. Die Stelle wurde nach Antisemitismus-Vorwürfen neu besetzt; der Sender trennte sich von Mitarbeitern und Kooperationen und passte den Verhaltenskodex an.
Innerhalb der Nachrichtenagentur avanciert Johanna Bruckner von der Teamleiterin zur Redaktionsleiterin Digital mit 30 Redakteuren. Sie kam Anfang 2021 von der Süddeutschen Zeitung.
Nach Vorwürfen gegen die Intendantin und ARD-Vorsitzende Patricia Schlesinger schalteten die Compliance-Beauftragte und die Revision des RBB eine Anwaltskanzlei zur Prüfung von Vorgängen u.a. um den Bau des Digitalen Medienhauses und Verträgen mit der Messe Berlin ein.
Die neue Funktion des Head of Sales & Finance wird ab Januar mit Markus Schülein besetzt. Er kommt von der Energy-Radiogruppe und übernimmt von Wolfgang Kotroba und Frank Schierholz, die in den Ruhestand gehen.

 

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