Kamera-Praxistest: Canon C80
6K Raw und drei Basis-ISO-Werte im DSLM-Design – das sind die augenfälligsten Merkmale der C80. film-tv-video.de hat die Kamera getestet.

Die technischen Unterschiede zur größerem Schwester C400 sind gering, aber der Formfaktor bringt die C80 in die Liga einer (relativ) kompakten Cinema DSLM.
Das Gehäuse ist angesichts der Technik im Inneren und mit seinen Anschlüssen und Tasten so kompakt, wie das nur möglich ist. Mit dem 6K-Vollformat-Sensor, dem Triple-Base-ISO und der Aufzeichnung in Canons Cinema Raw Light auch das beste Preis-Leistungs-Verhältnis, das man bisher von Canon gesehen hat.

Größte Unterschiede zum Schwestermodell C400 sind weniger Anschlüsse und dass lediglich auf SD-Karte aufgezeichnet wird, was die Datenrate der Raw-Dateien so beschränkt, dass in 6K »nur« 30 Bilder pro Sekunde bei stärkerer Komprimierung möglich sind.
Das Gehäuse

Mit der Form einer sehr großen DSLM-Kamera mit einem großen Griff erlaubt die C80 einen Einsatz als Handkamera ohne zusätzliche Griffe oder Rigs. Ein Tragegriff ist ebenfalls im Lieferumfang. Er lässt sich fest mit dem Gehäuse verschrauben.

Leider hat er keinen Aufnahmeknopf. Für kleinere Hände ist der Handgriff etwas zu groß, aber dank der Schlaufe kann man die C80 auch mit dem 24-105mm-Objektiv mit beiden Händen noch ganz kurz halten, zumindest für kurze Einsätze.
Schon eine längere O‑Ton-Aufnahme oder ein Interview wird dann schlicht wegen des Gewichts ein Problem. Bei längeren Handkamera-Aufgaben empfiehlt sich mindestens ein DSLM-typisches Rig. Der Monitor der C80 ist fest verbaut, wackelt nicht und hält seine Position auch in Bewegung. Den knappen Raum auf dem Gehäuse hat Canon mit 13 Nutzertasten gut genutzt. Wer das 24-105mm besitzt, hat eine zusätzliche Taste am Objektiv, mit der der Autofokus zeitweise deaktiviert werden kann.

Weiterhin gibt es Tasten für den Weißabgleich, die Schärfe und den Shutter. Der ISO-Wert hat keine vorgesehene Taste, lässt sich aber leicht auf eine Taste legen oder sogar aufteilen – eine Taste, um das ISO zu aktivieren, und eine, um das native ISO durchzuschalten.
Hinter dem Monitor gibt es die Einstellungen und Pegelräder für den Ton. Daneben fällt natürlich auf, dass sich die Anschlüsse auf der linken Seite des Gehäuses befinden, wie bei einer DSLM, also eigentlich auf der »falschen« Seite. Wer viel mit DSLM arbeitet, wird sich daran gewöhnt haben.
Martin Bilic beschreibt zahlreiche Funktionen der Canon-Kameras C80 und C400.
Sind viele der Anschlüsse belegt, können sie im Weg sein und das Bedienen der Nutzertasten auf dieser Seite kann etwas fummelig werden. Für die Stromversorgung mit einem Netzteil ist ein Barrel-Connector vorhanden – das Netzteil muss separat bei Canon erworben werden. Es gibt einen 12G-SDI- und einen HDMI-Anschluss.

Der USB-C-Anschluss ist (bis jetzt) rein für die Datenübertragung da und kann nicht als Videoausgang oder für externe Festplatten, die als Aufnahmemedium fungieren, genutzt werden. Hier hat Canon einige Möglichkeiten verschenkt. Vielleicht kommen diese Funktionen ja mit einem Firmware-Update. Auch der Atomos Shinobi II, der andere Kameras von Canon unterstützt, wird zum Testzeitpunkt nicht unterstützt, um die Kameradaten über den Monitor zu steuern (über das USB-C-Kabel). Der Kopfhörerausgang, der 3,5-mm-Stereoklinkeneingang und die beiden Mini-XLR-Anschlüsse sitzen ebenso auf der linken Seite.

Das Display lässt sich auch bei angeschlossenen Mini-XLR-Kabeln noch vollkommen drehen. Der optionale Audio-Adapter von Tascam CA-XLR2d kommuniziert über den Zubehörschuh mit der C80. So können die internen Mini-XLR durch zwei Standard-XLR‑Anschlüsse auf der rechten Seite ersetzt oder ergänzt werden. Montiert man den Tascam CA-XLR2d auf den Haltegriff und nicht auf dem eigentlichen Zubehörschuh am Gehäuse, benötigt man offenbar einen zusätzlichen Adapter von Canon, den wir aber zum Testzeitpunkt nicht finden konnten.

Eine optionale Automatik sorgt dafür, dass immer das rauschfreie Basis-ISO für einen gewählten Wert verwendet wird. Welche die Basis-ISO-Werte sind, hängt vom gewählten Aufnahmemodus ab. Die Werte 800/3200 und 12.800 gelten nur, wenn in Raw und Canon Log aufgezeichnet wird. Bei anderen Formaten sind die Basis-ISO-Werte 400, 1600 und 6400.
Die beiden SD-Karten-Steckplätze sitzen am Griff. Die momentan höchste gesicherte Datenrate von V90-Karten ist ein simpler praktischer Grund, warum in 6K Raw Light nur mit 30 Bildern pro Sekunde aufgezeichnet werden kann. Zudem sind die besseren Varianten von Raw Light beschränkt auf LT bei 6K Raw und LT und ST bei 4K Raw. Bei 4K wird allerdings auch nur noch dieser Bereich des Sensors genutzt, das Bild wird also auf eine S35-Größe gecroppt.
Das Menü
Wer Canon-DSLMs gewohnt ist, wird sich auch schnell in dem sehr ähnlichen Menü mit einem gewissen 2000er‑Charme zurechtfinden.


Wie aber bei allen Kameras dieser Kategorie ist es ein sehr ausladendes Menü mit vielen Unterpunkten und Abkürzungen, so dass es schon einige Zeit dauern kann, bis man sich darin zuhause fühlt. Zudem ist das Einstellen über das Drehrad etwas ungenau, es passiert leicht, dass man an einem Punkt vorbeispringt.

Es lassen sich aber eigene Menüs zusammenstellen, also eigene Optionen auf bis zu fünf Seiten. Es lohnt sich, die etwas mühevolle Arbeit zu machen, einzelne Menüs für häufig genutzte Funktionen zusammenzustellen, beispielsweise für Timecode, Formate und Formatieren, eines für die automatischen Fokus-Funktionen, eines für den Ton und eines für Zeitlupenaufnahmen.

Prinzipiell bietet die C80 alle erdenklichen Funktionen, um das Verhalten der Kamera im Automatikmodus, die Bedienung über freie Nutzertasten und die Bildparameter einzustellen.
Für 4K‑Aufnahmen kann der Sensor auf einen S35mm-Bereich begrenzt werden.

Eine Option für 2K S16 gibt es leider nicht. Sicherlich ein Spezialfall, aber auch nicht schwer umzusetzen.

Für Objektive, die mit dem R-Mount kommunizieren, gibt es Optionen, Vignettierungen, chromatische Aberration und Diffraction korrigieren zu lassen.
Das Denoising lässt sich in verschiedenen Varianten in der Kamera einstellen. Auch wenn diese Einstellungen im Raw-Modus editierbar bleiben, scheinen sie dort keinen Einfluss auf die Aufnahmen zu haben.
Eine Flicker-Frequenz kann mit dem Clear-Scan einfach gescannt und automatisch eingestellt werden.

Die Autofokusgeschwindigkeit kann in zehn Stufen eingestellt werden, und die AF-Reaktion von -3 bis +3.

Beim Ton ist die Bedienung im Menü nicht die übersichtlichste. Hat man das aber eingerichtet, muss man nur noch für die Lautstärke von Kanal 3 und 4 und die Kopfhörerlautstärke ins Menü. Der Status kann schnell mit einer Taste auf der Rückseite aufgerufen werden.
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