Film, Report, Top-Story: 30.06.2001

24P ist eine Ergänzung zum Film, kein Ersatz dafür

www.film-tv-video.de sprach mit Stefan Jonas, dem Produzenten von »Rave Macbeth«, über das aufwändige 24P-Spielfilm-Projekt.

Welche Gründe gaben für Sie letztlich den Ausschlag, »Rave Macbeth« in 24P zu drehen?

Stefan Jonas: Wir wollten einen authentischen Raver-Flm machen. Die ganze Geschichte spielt nachts in einem Raveclub, und es gab etliche Drehtage, an denen an die 3.500 Leute in dem Club waren. Wenn wir das für Film ausgeleuchtet hätten, wäre die typische Raver-Stimmung zerstört worden. Mit der HDCAM-Kamera war das anders, diese Kamera ist so lichtempflindlich, dass wir die vorhandene Lichtanlage im Club nutzen konnten. Wir haben die Lichtanlage lediglich noch mit ein paar Effektscheinwerfern verstärkt und eine Laseranlage dazugepackt. Damit konnten wir alles drehen und diese Authentizität auch im Film rüberbringen. Das war für mich der ausschlaggebende Grund, in 24P zu drehen.

Gibt es ein paar konkrete Beispiele aus dem Film, mit denen sich die Vorteile von 24P bei dieser Produktion besonders gut erläutern lassen?

Stefan Jonas: Im Prinzip kann man jede beliebige Szene des Films dazu heranziehen, denn das, was das Auge sieht, entspricht dem, was die Kamera einfing. Die HDCAM-Kamera hat uns ermöglicht, die gegebenen Lichtverhältnisse so zu treffen, wie sie sind, und das verleiht dem Film einen ungeheuren Look. Damit sind wir auch schon beim zweiten wichtigen Grund für die Entscheidung, in 24P zu drehen, dem ganz besonderen HDCAM-Look. Der entspricht weder 35mm noch 16mm noch Video. Was die Kamera an Bildern liefert, würde ich eher als 3D-Look bezeichnen, denn obwohl die Kamera die Tiefenschärfe bietet, die man von Video gewohnt ist, schafft sie es trotzdem, die Objekte im Vordergrund und die im Hintergrund voneinander zu trennen. Dadurch entsteht eine Art 3D-Wirkung. Ich bin der Meinung, dass man als Produzent mit dieser Kamera ein neues Werkzeug erhält, und die Entscheidung, ob man den Look dieser Kamera für eine Produktion möchte, sollte meiner Meinung nach vom Inhalt abhängig sein. Bei uns hat das gut gepasst, denn »Rave Macbeth« ist ein moderner und extravaganter Film, und die Art, wie wir den Film gedreht haben, unterstützt die inhaltliche Ebene des Films. Ein Beispiel: Um den Vordergrund vom Hintergrund zu separieren, haben wir am Ende nur noch mit Neonleuchten und Glühbirnen gearbeitet und vorne aufs Kompendium nur eine 6-Watt-Taschenlampe geklebt. Das war unser Keylicht. Damit haben wir unsere Hauptdarsteller gegenüber dem Hintergrund um eine Blende überbelichtet, und das war im Grunde unsere Separation.

Ihrer Meinung sollte die Entscheidung, eine Produktion in 24P zu drehen, also immer vom Inhalt abhängig gemacht werden?

Stefan Jonas: Selbstverständlich. Sie müssen sich das so vorstellen: Wir haben heute als Produzenten, Kameraleute und als Regisseure mit 24P ein weiteres Werkzeug, das wunderbar funktioniert und das sich für bestimmte Anwendungen sehr gut eignet. Das heißt aber nicht, dass ich einen Film, der im Venedig des 18. Jahrhunderts spielt, auf HD drehen würde. Dafür brauche ich ganz klar Film mit seiner Unschärfe, eben den typischen Filmcharakter. Aber es gibt auch Filme, für die sich die weniger für den Dreh auf Film, sondern eher für HD eignen. »Rave Macbeth« gehört dazu. Aber deshalb kann man nicht pauschal sagen, dass HD respektive 24P besser als Film ist, das wäre falsch. 24P ist eine Ergänzung zum Film, kein Ersatz dafür.

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