Ehrenpreis für Kamerafrau Jenny Schenk
Mit dem Ehrenpreis des Deutschen Kamerapreises wird am 13. Juni Jenny Schenk gewürdigt. Die Kamerafrau drehte viel für Auslandsstudios des WDR, auch in Krisenregionen.
Das Kuratorium des Deutschen Kamerapreises, das die jährliche Ehrenauszeichnung vergibt, begründet seine Entscheidung für Jenny Schenk: »Der unbedingte Gestaltungswille und die Arbeit an inhaltlich starken Geschichten sind die beeindruckenden Eckpfeiler der Karriere von Jenny Schenk als Kamerafrau in allen Genres der journalistischen Bildgestaltung. Durch ihre engagierte und konsequente Arbeit ist sie eine Filmschaffende im besten öffentlich-rechtlichen Sinne, die als Wegbereiterin für viele Kolleginnen und Kollegen Herausragendes geleistet hat.«

Jenny Schenk begann ihre berufliche Karriere zunächst mit der zweijährigen Ausbildung zur Facharbeiterin für Kopierwerkstechnik in Ostberlin. Von 1979 bis 1982 studierte sie an der Filmhochschule Potsdam-Babelsberg. Beim Fernsehen der DDR war sie als Kamerafrau vor allem in der Kinder- und Jugend-Abteilung tätig, drehte dort auch Videos mit bekannten Bands wie City und Die Zöllner und lotete gern die Toleranzgrenzen der Staatssicherheit aus. Kurz nach dem Mauerfall zog Jenny Schenk 1990 mit ihrem Mann nach Köln. Dort arbeitete sie erst freiberuflich, dann als festangestellte Studiokamerafrau für Unterhaltungsshows und Konzerte des WDR.
Kamerafrau Jenny Schenk.
Blick über den Tellerrand
Die Bewerbung für ein Auslandsstudio brachte sie von 1994 bis 1997 nach Washington D.C. Es folgten Entsendungen nach Nairobi (2004 bis 2009), Moskau (2011 bis 2021) und erneut Nairobi (2023 bis 2024). Ihrem ersten Kriseneinsatz nach dem Bombenanschlag in Oklahoma City (1995) folgten viele weitere. »Den langanhaltendsten Kriseneinsatz hatte ich mit Beginn der Unruhen auf dem Maidan und ab dann an so vielen Orten der Ukraine sowie Weißrusslands.« Vor ihrer Kamera saßen weltpolitische Größen wie der russische Präsident Wladimir Putin und der Whistleblower Edward Snowden, doch optisch und inhaltlich reizten sie vor allem sogenannte Tabuthemen wie das Sterben oder die LGBTQ-Bewegung.
Jenny Schenk: »Anfangs wollte ich keine Kriseneinsätze drehen, weil ich dachte: Das ist doch Wahnsinn, sich freiwillig in so eine Situation zu begeben. Wenn man aber einmal damit anfängt, wächst man allmählich hinein und merkt, wie wichtig es ist, an Grenzen zu gehen und über den Tellerrand zu schauen. Die Berichterstattung aus dem Ausland ist eine der wichtigsten Aufgaben des WDR. Die Auslandsstudios informieren über Orte, an die viele von uns niemals kommen, die aber unser Leben in Deutschland stark beeinflussen.«
35 Jahre Deutscher Kamerapreis
Mit seinem Ehrenpreis würdigt das Kuratorium des Deutschen Kamerapreises Bildgestalterinnen und Bildgestalter, die über das Einzelwerk hinaus kontinuierlich außerordentliche und richtungsweisende Leistungen vollbringen. Diese Auszeichnung wurde unter anderem an Sophie Maintigneux, Benedict Neuenfels, Elfi Mikesch, Judith Kaufmann, Renato Berta, Slawomir Idziak, Frank Griebe, Jo Heim, Birgit Gudjonsdottir, Tom Fährmann, Bella Halben und Rainer Klausmann vergeben.
Der Deutsche Kamerapreis wird am 13. Juni 2025 in Köln vergeben. Nominiert sind 30 Kameraleute, Filmeditorinnen und -editoren mit Produktionen in den Kategorien Fiktion Kino, Fiktion Screen, Kurzfilm, Doku Kino, Doku Screen, Information und Kultur und Nachwuchspreis. Die Auszeichnungen werden seit 1982 zum 35. Mal verliehen. Federführend ist der Westdeutsche Rundfunk.