Kurznachrichten: 26.06.2025

News: Kurz und knackig – KW 26/2025

ARD: Faktenchecks verstärkt. Internet: Kampf im Orbit. USA: Streamer vor Broadcast/Kabel. Bayern: Digital und UKW gleichauf. »Radio Ready«: Hörfunk im Auto erhalten.

Wirtschaft

Im Bundeshaushalt 2025 sind laut Kabinettsbeschluss 2,25 Mrd. € für Kultur und Medien vorgesehen. Das Plus von 50 Mio. € ist für Bauvorhaben reserviert.
Auf Korruptionsvorwürfe gegen Manager folgt nun der Antrag auf Insolvenz nach Chapter 15 des US-Rechts über Altice Frankreich. Dort ist der Konzern des israelischen Milliardärs Drahi zweitgrößter Telco-Anbieter. Zuvor stimmten Kreditgeber einer Änderung der Finanzierungsstruktur zu.

Broadcast

Unter Federführung des NDR intensivieren ARD, Deutsche Welle und Deutschlandradio ihre Faktenchecks. Teams werden vergrößert, Kompetenzen gebündelt, Standards für faktenbasierte Recherchen etabliert. Die Sender wollen damit »ein klares Zeichen für journalistische Verlässlichkeit – und für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk als vertrauenswürdige Quelle in digitalen Zeiten« setzen.
Das öffentlich-rechtliche NRK-TV stellt seinen 1983 eingeführten Teletext am 20. August ein. Das Management des Dienstes sei in den letzten Jahren nach einer Reihe technischer Probleme schwieriger geworden. Alle Informationen seien online verfügbar.

Netze

Amazon brachte eine zweite Serie mit weiteren 27 seiner »Kuiper« Internet-Satelliten in den Orbit. Bis 2029 werde der Aufbau mit 3.236 Satelliten abgeschlossen. Der Handels- und Medienkonzern will damit unabhängig von Elon Musks schon aktivem »Starlink«-Netz werden.
Frankreichs Regierung hat die Beteiligung an dem Satelliten-Anbieter per Kapitalerhöhung auf 1,35 Mrd. € erhöht. Im Gegenzug wurde mit dem Verteidigungsministerium ein 10-Jahresvertrag über das Sat-Internet OneWeb vereinbart. Um eine Alternative zu Starlink zu schaffen, braucht Eutelsat 4 Mrd. €.

Streaming

In den USA hat Streaming im Mai mit 44,8% erstmals die summierten Einschaltzahlen von Broadcast (20,1%) und Kabel-TV (24,1%) knapp übertroffen. Die Nutzung von Streaming sei seit 2021 um 71% gestiegen, während die Werte von Broadcast (-21%) und Kabel (-39%) dramatisch fielen, so Nielsen im monatlichen »The Gauge«-Bericht.
Der Streaming-Primus vergrößert laut den Analysten von Ampere Analysis seine Kundenzahl durch Bundles mit Canal+ in 24 französischsprachigen Märkten Nordafrikas um 8,2 Mio.
Der werbefinanzierte Streamer des französischen Privat-TV TF1 will am 30.6. in 25 neuen Regionen (einschl. Belgien, Luxemburg, Schweiz) starten, um perspektivisch führende Plattform im französischsprachigen Bereich zu werden, so Geschäftsführer Rodolphe Balmer. TF1+ tritt damit gegen Canal+ an, das u.a. in Afrika bereits etabliert ist.

Radio, Audio

34% der Bayern (=44% der Hörer) hören werktags Radio über DAB+, das damit mit UKW fast gleichzieht. 38% der Bayern empfangen nur digital, 39% nur analog. Im Schnitt hören 1,7 Mio. Bayern Digital Only-Radiosender. Allein die nur digitalen Lokalradios erreichen täglich 284.000 (+23%) Menschen, so die Funkanalyse Bayern.
Nach dem Einstieg von The Radio Group bei der Betreiberfirma stieg das Musikradio KissFM dort aus. Andere Partner übernahmen die Anteile. The Radio Group hält nun 36,09%, FFN 18,01% und Radio NRW 14,15%. 6 weitere Programme sind beteiligt. Bei der Landesmedienanstalt LfM wurde die »Neuausrichtung« und Namensänderung beantragt.
»Podcast wird Leitmedium einer neuen Hörergeneration«, so der Podcast Report von Seven.One Audio. Podcast (73%; 2023: 43%) überholte Radio (70%) bei den 18- bis 29jährigen und findet bei 81% der Frauen und 68% der Männer Gehör. Binnen eines Jahres stieg die Nutzungsdauer von sieben auf neun Minuten. 

Recht & Gesetz

Ein ab sofort EU-weit verpflichtendes Energielabel für neue Smartphones und Tablets verweist neben der bekannten Energieskala mit weiteren Logos auf die Akkulaufzeit, Ladezyklen und -dauer, die Reparaturfreundlichkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Staub und Feuchtigkeit.

Verbände, Organisationen

Als »ProStatus« bezeichnet der Bundesverband der Fernsehkameraleute seine Kombination von praxisnahem Check des Sozialstatus und sozialrechtlicher Urteilsdatenbank mit dem geplanten Zertifikat »freiberuflich im BVFK«. Das soll Freiberufler stärken, nachdem die Rentenversicherung zunehmend gegen angebliche Scheinselbständigkeit vorgeht und Änderungen des EU-Rechts verunsichern.
Der BezahlTV-Sender Sky trat als erster Privatsender dem Stuttgarter Haus des Dokumentarfilms bei. Sky produziere »eine weitreichende Bandbreite an Factual-Originals … und politische Dokumentarfilme«, hieß es dazu.
Die Ukraine trat als 42. Mitglied der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle bei. Die Einrichtung des Europarats generiert Studien zum Status der Film- und TV-Branche Europas.
Noch entfallen 80% des Audiokonsums im Auto auf den Hörfunk. Gegen die Verdrängung des Radios durch in Empfängern implementierte Streaming- und Podcast-Apps schlossen sich die EBU, die Verbände VRE (Europa) und CRA (Australien), die Bauer-Gruppe, die BBC, RTL, NRJ (Frankreich) und SR (Schweden) in der AG »Radio Ready for Connected Cars« zusammen. Radio Hamburg unterstützt die Initiative.

Internationales

Nach dem Verbreitungsstopp des Auslandssenders Voice of America kündigte Trumps Sonderberaterin Lake 639 Beschäftigten der Dachfirma US Agency for Global Media. Die Belegschaft wird damit auf 200 geschrumpft, um eine angeblich »aufgeblähte, unverantwortliche Bürokratie« abzubauen. Die 1942 gegründete Agentur sendete zuletzt in 50 Sprachen für 400 Mio. Hörer und Zuschauer weltweit.
38% der erwachsenen Italiener sahen 2024 schwarz TV. Fapav-Ipsos beziffert den Schaden auf 2,2 Mrd. € Umsatz sowie 12.000 Jobs. 2024 eingeführte Schutzmaßnahmen für den Bereich Sport hätten es geschafft, auch legale Streams zu unterbinden, während Filme und Serien den einheimischen Hackern überlassen wurden, kritisiert das Institut.

Personalia

Barbara Massing, seit 2014 Verwaltungsdirektorin, folgt Peter Limbourg (amtierte seit 12 Jahren) ab Oktober als Intendantin des Auslandssenders der Bundesregierung.
Intendant Ralf Ludwig will die Programmdirektionen Halle und Leipzig zusammenfassen, um Geld zu sparen. Nachdem sein Vorschlag Jana Brandt (Direktorin Halle, kommissarische Direktorin Leipzig) scheiterte, wurde Thorsten Peuker kommissarischer Leiter in Leipzig. Das gemeinsame Direktorat wird zum Vertragsende von Brandt ab Januar 2026 ausgeschrieben.
Der Verwaltungsrat befürwortete Personalvorschläge des Intendanten Joachim Knuth. Ab dem 1. September werden die Aufgaben von Thorsten Hapke (Chefredakteur Video & Web Social) und Ludger Vielmeier (CR Audio & News) bei Claudia Bruns als Chefredakteurin und stellv. Direktorin des Landesfunkhauses Niedersachsen zusammengefasst. Ole Kampovski folgt am 1. Dezember auf Christian Granderath, der wie Hapke und Vielmeier in den Ruhestand geht.
Bei Arte Deutschland wurde Benjamin Fischer, Leiter ARD Online seit 2017,  zum Geschäftsführer ernannt. Er folgt ab Oktober Markus Nievelstein, der 9 Jahre amtierte. Wie dieser soll Fischer zugleich ARD-Koordinator für Arte werden. Wolfgang Bergmann vertritt in der Geschäftsführung das ZDF.
Nach elf Jahren verlässt Geschäftsführer Andreas Bartl den Sender und El Cartel. Bis zur Bestellung eines Nachfolgers führt CFO/COO Nicole Glatzmaier RTL Zwei allein. 2008 bis 2012 hatte Bartl bei ProSieben Programmverantwortung in verschiedenen Funktionen.
Irena Schlesener und Eva Spittka teilen sich ab August die Aufgaben des stellvertretenden Direktors der niedersächsischen Medienanstalt. Vorgänger Klaus-Jürgen Buchholz geht nach 30 Jahren in der NLM in den Ruhestand.

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