Branche: 16.02.2000

Branchen-Perspektiven im Jahr 2000

www.film-tv-video.de befragte Branchen-Insider aus verschiedenen Unternehmen zur Lage der Branche, zu Trends und Produkten im Jahr 2000. Lesen Sie in der Info-Zone, was unsere Gesprächspartner zu 24P, Internet-Broadcasting, DV und MPEG-2 zu sagen haben.

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Einen ersten Überblick zu den Fragen und Antworten unserer Frühjahrs-Umfrage 2000 gibt die folgende Meldung. Wenn Sie auf den Namen des jeweiligen Gesprächspartners klicken, gelangen Sie direkt zur Vollversion des entsprechenden Interviews. Es steht auch ein PDF-File mit allen Interviews zum Download bereit (PDF-Laden-Button in der Leiste rechts neben diesem Text).

* Einige Unternehmen der Branche hatten und haben derzeit größere Probleme, müssen verkleinern, umstrukturieren. Ist die ganze Branche in der Krise?

Frank Fell-Bosenbeck, Panasonic Broadcast:

Krise ist vielleicht zu viel gesagt, der Markt bereinigt und beruhigt sich etwas. Dafür gibt es viele Ursachen: Die Digitalisierung des Fernsehens erfolgt langsamer als erwartet. In vielen Fällen hat sich die Standardisierung oder die Implementierung neuer Technologien in Produkte verzögert, etwa beim SDTI-Interface, bei Fibre Channel und beim Video-File-Transfer. Durch teilweise massiv überzogene Versprechungen der IT-Industrie war eine überhitzte Atmosphäre entstanden. Amerikanische Unternehmen, die sich ausschließlich am kurzfristigen Shareholder-Value orientieren, verfügen nicht über die Ausdauer, in einem konservativ geprägten und investitions-ängstlichen Markt wie dem Broadcast-Bereich auf Dauer bestehen zu können. Solche Unternehmen geraten schnell ins Wanken.
Ich denke, es werden in Zukunft maximal fünf große Player auf der Herstellerseite im Broadcast-Markt übrig bleiben, und Panasonic wird sicherlich dazugehören. Daneben wird es noch eine größere Zahl von kleinen Unternehmen geben, die auf ganz enge Nischen spezialisiert sind.

Horst Przybyla, Grass Valley Group:

Die Branche, wie immer man diese auch definiert, ist keineswegs in der Krise, sondern eindeutig im Aufwind. Dass einige Unternehmen — bezeichnenderweise hauptsächlich einige der ganz Großen — in kritische Situationen geraten sind, hat meines Erachtens ausschließlich mit deren individuellen, internen Problemen oder Fehlern zu tun.

* Welche Schwerpunkte wird Ihr Unternehmen in diesem Jahr setzen, welche Themen besonders stark betonen?

Michael Schultheiss, Avid:

Avid wird die im vergangenen Jahr eingeschlagene Richtung weiter verfolgen. Das ist zum einen die Stärkung in unseren angestammten Märkten, also im nonlinearen Editing und Finishing, mit der Tendenz zu vernetzten Systemen (Avid Unity und 24P Universal Mastering). Zum anderen die Etablierung von Produkten zur Content-Creation für Internet, DVD und andere Multimedia-Applikationen.

* Wo sind neue Entwicklungen oder Produkte zu erwarten?

Matthias Zahn, Fast Multimedia:

Fast ist ohne Zweifel immer für Überraschungen gut, das hat die Vergangenheit gezeigt. Sie können mit neuen Lösungen rechnen, ebenso mit der Einlösung bisheriger Ankündigungen.

* Etliche Firmen haben in jüngster Zeit spezielle Produkte für Internet-Streaming und Internet-Broadcasting vorgestellt. Eine Mode oder ein echter Trend?

Heimo Adamski, Media 100:

Eine junge Internet-Company kauft einen alten, großen Medienkonzern. Der DFB verkauft die Rechte an der Fußball-Bundesliga für die Übertragung im Internet. Wenn das keine Zeichen sind!

Patric Breuer, Pinnacle Systems:

Aus der Mode hat sich sicherlich ein Trend entwickelt, dem wir Tribut gezollt haben. Die Anstöße dazu kommen in erster Linie aus den USA, wo der Umgang mit dem Internet eine alltägliche Angelegenheit ist. Dort gibt es mittlerweile ja keine Nachricht mehr ohne »dot com«. Sofort nach Ankündigung von StreamGenie erhielten wir Anrufe und Anfragen namhafter deutscher TV-Anstalten, die alle gerne StreamGenie testen wollten. Doch bis zur NAB wird es noch dauern.

* Braucht man Ihrer Ansicht nach in der Produktion und Postproduktion spezielle Produkte wenn man im Internet-Sektor aktiv werden will? Plant Ihr Unternehmen solche Produkte?

Peter Sibbe, JVC Professional:

Zur Überraschung selbst vieler Fachleute hat sich gezeigt, dass die extremen Kompressionsraten, mit denen im Internet gearbeitet wird, gerade in der Produktion höchste Qualität verlangen. Ist das Ausgangsmaterial nur mittelmäßig, führt das nach der Kompression zu extrem schlechter Sendequalität. Mit anderen Worten, ob Internet-TV, Kabel-TV oder terrestrisches Fernsehen, in allen Bereichen wird in der Produktion eher traditionell, mit immer höheren Qualitätsanforderungen gearbeitet.

* DV und MPEG-2 im Profi-Bereich: Was ist aus Ihrer Sicht der aktuelle Stand?

Mike Knee, Snell & Wilcox:

DV und MPEG-2 haben im expandierenden Markt des Digital-Fernsehens beide ihre Daseinsberechtigung: DV als Consumer-Format und auch als Akquisitionsformat, MPEG-2 als Format für SNG-Anwendungen und für Transmission, wie auch für Archivierung und Distribution.

Holger Statz, Discreet:

Zur Zeit und wahrscheinlich auch in der nächsten Zukunft wird man wohl mit beiden Formaten leben. Denn bereits heute ist abzusehen, dass im Broadcast-Umfeld beide Formate ihre »Fangemeinde« gefunden haben.

* Wie entwickelt sich 24P?

Jürgen Burghardt, Sony

Unserer Meinung nach wartet der europäische Markt auf 24P. HDCAM-Geräte wurden weltweit bereits über 1500 mal verkauft. Besonders für anspruchsvolle Fernsehproduktionen oder als Ersatz für Film in der Werbeproduktion verspricht 24P neue operative und finanzielle Möglichkeiten. Eine einfache Konvertierung in alle Signalstandards erlaubt die Integration in bestehende Systeme. 24P-Systeme werden es erlauben, bereits heute Produktionen für zukünftiges HDTV zu produzieren. Damit wird in Europa eine neue Produktionstechnik etabliert, die in Japan und USA bereits genutzt wird.

Die Interviews können Sie auf zwei Arten in voller Länge lesen: Sie liegen innerhalb der Info-Zone von www.film-tv-video.de im Bereich Interviews einzeln zur Online-Nutzung vor.
Sie können aber auch ein PDF-Dokument herunterladen, in dem alle Interviews hintereinander stehen. Klicken Sie dazu auf den PDF-Laden-Button in der Leiste rechts neben diesem Text.

Downloads zum Artikel:

T_IZIN_0200_Y2K_Umfrage.pdf