Branche: 03.07.2012

22. Deutscher Kamerapreis: 16 Preisträger ausgezeichnet, Ehrenpreis vergeben

Zehn Preise für Kameraarbeit und Schnitt wurden in diesem Jahr beim Deutschen Kamerapreis vergeben. Darüber hinaus wurden zwei Förderpreise, sowie Internet-Preise für junge Talente verliehen. Mit dem Ehrenpreis des Kuratoriums wurde die Kamerafrau Judith Kaufmann ausgezeichnet.

B_0612_KamPreis_KaufmannJudith Kaufmann wurde mit dem Ehrenpreis des Kuratoriums ausgezeichnet.

Die Auszeichnungen wurden im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung in der Kölner Vulkanhalle überreicht, moderiert von Katty Salié, die sich selbst auf ihrer Website als »hauptberufliche Quasselstrippe« bezeichnet.

Im 30. Jahr seines Bestehens konnte der Deutsche Kamerapreis eine rekordverdächtige Beteiligung verzeichnen: 450 Einreichungen wurden von den Jurys gesichtet, 35 Produktionen nominiert.

Ehrenpreis für Judith Kaufmann

Das Kuratorium des Deutschen Kamerapreises verlieh den Ehrenpreis des Wettbewerbs an die Kamerafrau Judith Kaufmann, um sie damit für ihre richtungsweisende Arbeit auszuzeichnen. Kinofilme wie »Vier Minuten«, »Die Fremde«, »Elefantenherz« oder »Erbsen auf halb 6« tragen die Handschrift der Preisträgerin.

Preisträger des Jahres 2012

Preisträger in der Kategorie Kamera/Kinospielfilm ist Markus Förderer, der für sein Spielfilmdebüt »Hell« ausgezeichnet wurde. Die Jury lobte seine innovative, außergewöhnliche Bildsprache unter Verwendung bescheidener finanzieller und technischer Mittel. Auch in der Kategorie Schnitt konnte der Science-Fiction-Thriller überzeugen, der Preis ging hier an den Cutter Andreas Menn.

Der ebenfalls ausgezeichnete Kameramann Peter Zeitlinger erhält den Deutschen Kamerapreis für den Fernsehfilm »Verfolgt – Der kleine Zeuge«. Zeitlinger wurde schon vielfach für seine Arbeit ausgezeichnet, mit seinem Film »Encounters at the End of the World« war er bereits für einen Oscar nominiert. Die Jury begeisterte er durch »präzise Farbdramaturgie und abwechslungsreiche Kamerachoreographie«, mit der er die verschiedenen Handlungsorte der Story von »Verfolgt – Der kleine Zeuge« verknüpft, die um Mord und Korruption im Mafiamilieu kreist.

Victor Kossakovsky wurde für seine Kameraarbeit in dem Dokumentarfilm „¡Vivan las Antipodas!“, bei dem er auch für Regie und Schnitt verantwortlich ist, ausgezeichnet. Dieses filmische Experiment begibt sich an je zwei Orte, die sich exakt auf der gegenüberliegenden Seite der Erde befinden, um die Vielfalt und die Gemeinsamkeiten menschlichen Lebens auszuloten.

In der Kategorie Fernsehserie wurden Wolf Siegelmann und Simon Schmejkal für die Bildgestaltung der Serie »Allein gegen die Zeit: Elf Uhr« ausgezeichnet. Die prämierte Serienfolge überzeugte die Jury durch atmosphärische Dichte, Dynamik und die Vielfalt der Einstellungen.

Lotta Kilian, die erst in diesem Frühjahr ihren Abschluss machte, erhielt den Preis für ihre Kameraarbeit an dem Kurzfilm »Wir sterben«. Regisseurin Josephine Links begleitet ihre Großmutter in ihrer letzten Lebensphase, in der sie sich gedanklich auf den Tod vorbereitet. Lotta Kilian dokumentiere existentielle Momente auf würdevolle und sensible Weise, so die Begründung der Jury für die Auszeichnung.

Andreas Köhler war bereits zwei mal für den Deutschen Kamerapreis nominiert – nun erhielt er die Auszeichnung für seine Arbeit an der Reportage »Hier und heute: Der Kohlenmann«. Mit seiner Kamera gelinge es ihm, die reduzierte Lebenswelt des »Kohlenmanns« authentisch einzufangen, ohne ihn in seiner Würde zu verletzen, so die Jury.

Der Dokumentarfilm »Cinema Jenin – Geschichte eines Traums« schildert den mühevollen Prozess des Neuaufbaus im Westjordanland und die langsame Verwirklichung des Traums von einem Kino als Zeichen einer besseren Welt. Der Schnitt von Saskia Metten vergegenwärtigt aus Sicht der Jury durch geschicktes Einbinden von Archivmaterial die politische Situation von Jenin und schaffe durch gekonnte Rhythmuswechsel den schwierigen Balanceakt zwischen Unbeschwertheit und Dramatik.

Die von der Film- und Medienstiftung NRW und Panasonic gestifteten Förderpreise gingen an die beiden jungen Kameramänner Jan Mettler aus der Schweiz für seine Bildgestaltung bei dem Stummfilm »Eddy« sowie an Christian Stangassinger für den Kurzfilm »Silent River«.

Internet-Clip-Wettbewerb

Anlässlich des 30-jährigen Bestehens des Deutschen Kamerapreise wurde in diesem Jahr mit finanzieller Unterstützung der Stadt Köln außerdem der Internet-Preis Kamera3030 verliehen, ein Förderpreis für junge Talente. Die Länge der eingereichten Kurzfilme und Videoclips durfte zwischen 30 Sekunden und drei Minuten liegen. Der Wettbewerb stand unter dem Motto »Der 30. Februar – ein Tag, den es niemals geben wird …«.

Die besten 30 Produktionen wurden durch ein Internet-Voting ermittelt, und daraus die drei Preisträger durch das Kuratorium des Deutschen Kamerapreises bestimmt. Einen Sony-Camcorder als 1. Preis erhielten Romek Watzlawik und Sebastian Glowinski für »Iterum«. Der Clip umreißt den Zyklus eines ganzen Lebens in wenigen, ausdrucksstarken Bildern. Zweiter und dritter Preis waren Fernsehpraktika bei ZDF oder WDR, die an Jonas Görtz für »Hammergeil« und Marcel Gothow für »Ein Tag, den es niemals geben wird« gingen.

Kommentar

Der Deutsche Kamerapreis hat es in den vergangenen Jahren immer wieder geschafft, sich durch Kungeleien, Unsauberkeiten und Skandälchen selbst in ein schiefes Licht zu rücken. In diesem Jahr gab es keine besonderen Auffälligkeiten in dieser Richtung — ein großer Fortschritt. Ob es allerdings sinnvoll ist, einen Preis für professionelle Schnitt- und Kameraleistungen mit einem Internet-Clip-Wettbewerb zu verquicken, das muss bezweifelt werden. Beides hat seine Berechtigung, aber es schmerzt schon ein bisschen und ist im Grunde auch respektlos, wenn einer der wenigen Preise, die den Profis hinter der Kamera und in der Postproduction gewidmet sind, mit einem von den hunderten Internet-Clip-Wettbewerben in einen Topf geworfen wird.