Editorial, Kommentar: 09.09.2016

Back on track?

Die Branche befindet sich am Scheideweg: Das predigen die Chefs vieler Firmen und nicht minder viele Branchenexperten mantra-artig seit etlichen Messen. Oft nennen sie massive Veränderungen im TV-Konsumverhalten der Jüngeren als Beweis, um ihre Aussagen zu belegen.

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Neue Generation, neues Fernsehen?

Besonders deren Sehgewohnheiten haben sich angesichts neuer Online-Anbieter wie Netflix, Amazon oder Youtube ganz zweifellos verändert, aber wie sich das konkret auf das lineare Fernsehen auswirken wird, das bliebt bislang doch eher im spekulativen Bereich.

Hinzu kommen auf der TV-Anbieter- und Equipment-Herstellerseite drastische technologische Einschnitte: Immer höhere Auflösungen sind gefordert, immer mehr Devices, die auf der Distributionsseite bedient werden müssen und mit dem Wechsel von klassischer Broadcast- zu IP-Technik stehen plötzlich auch neue Workflows im Raum. Kurzum: die vergangenen Messen waren oft geprägt von Unsicherheit und der Frage, wie man all diese Herausforderungen bewältigen kann.

Jetzt scheint bei Herstellern wie auch bei den Kunden etwas mehr Ruhe eingekehrt zu sein. Bei den Broadcastern, weil sie nun eher Strategien entwickelt haben, um den zahlreichen Neuerungen zu begegnen — und in der Folge auch bei den Herstellern, die nun besser einschätzen können, in welcher Richtung es technologisch, aber auch bei den Geschäftsmodellen ihrer Kunden gehen wird.

Konsolidierungen am Markt wird es auf der Herstellerseite in den kommenden zwei Jahren aber weiterhin geben, ist sich etwa Imagine-Firmenchef Charlie Vogt sicher. Gleichzeit sprach er aber davon, dass wohl noch vier Jahre vergehen werden, bis IP-Technik am Markt ein Volumen von relevanter Größe erreichen werde (mehr dazu im Bericht über die Imagine-Pressekonferenz).

Das ist auch deshalb interessant weil, Vogt noch vor drei Jahren selber zu jenen zählte, die den Paradigmenwechsel und die Revolution in der Branche ausriefen. Wenn er nun prognostiziert, dass die IBC2016 eine Messe werde, bei der es weniger um Hypes und mehr um Implementierungen dessen gehen werde, was aktuell technisch überhaupt möglich sei, ist das vielleicht ein gutes Zeichen.