Cloud, IP, Remote: 21.07.2020

TV-Sender: Corona als IP-Katalysator

Olivier Suard von Nevion beleuchtet, wie Broadcaster ihre Unternehmen in Zeiten von Covid-19 zukunftssicher machen können.

Corona, Remote
Mit rasch umgesetzten Remote-Lösungen, wie hier bei »Verstehen Sie Spaß?«, reagierten die Dienstleister und Broadcaster auf die neue Situation seit Corona.

Welche Möglichkeiten haben TV-Sender, mit Situationen, wie sie die Corona-Pandemie mit sich brachte, besser umzugehen? Olivier Suard von Nevion glaubt, dass besonders auch der Wechsel zu IP jetzt viele Chancen bietet. Im folgenden seine Einschätzungen.

Corona, Ü-Wagen
Erschwernisse bei Live-Produktionen unter Corona-Bedingungen: Das Bild aus einem Ü-Wagen von TV Skyline.

In den vergangenen Monaten kämpften die Broadcaster mit erheblichen Herausforderungen. Für die Sender wurde es zusehend schwieriger, neuen Content zu produzieren und weiterhin Werbeeinnahmen zu generieren. Im Einklang mit den Covid-19-Beschränkungen wurden — bis vor kurzem — alle Live-Sport- und Musikveranstaltungen abgesagt, und große Events wie die Euro 2020 und die Olympischen Spiele in Tokio 2020 wurden auf 2021 verschoben, wodurch den TV-Sendern wertvolle Inhalte und Einnahmen entgingen.

Nevion, Olivier Suard
Olivier Suard, VP Marketing, Nevion.

Einige Shows wurden aufgrund der aktuellen Situation zuhause oder in privaten Wohnungen produziert, wodurch in gewisser Weise ein neues Konzept entstanden ist: Letztlich sehen wir doch alle auch gern mal, wo und wie die Menschen leben …

Allerdings wirkten manche dieser Sendungen qualitativ auch kaum noch besser als irgendein YouTube-Kanal — und so verloren nicht zuletzt deshalb diese Programme auch an Strahlkraft.

Von der aktuellen Situation waren allerdings nicht nur die Live-Programme betroffen. Social Distancing beeinflusste auch die Produktionen vieler regulärer Programme, etwa bei Daily Soaps. Einige britische Sender mussten etwa ihre Sendepläne ändern und die Anzahl der Folgen von fünf Shows pro Woche auf zwei reduzieren und die Staffeln strecken, weil nicht schnell genug Nachschub produziert werden konnte. Ein weiterer Aspekt: Viele klassische TV-Werbekunden litten ebenfalls unter der Corona-Pandemie, in der Folge gingen die Einnahmen der Rundfunkanstalten stark zurück.

Social Distancing beeinflusste auch die Produktionen vieler regulärer Programme.

Viele TV-Sender schafften es gut, mit der neuen Situation umzugehen, und ermöglichten es ihren Moderatoren und Produktionsteams erfolgreich, weitgehend von zu Hause aus zu arbeiten. Für andere hat sich gezeigt, dass sie in Bezug auf Live-Produktionen ausrüsten mussten: Sie mussten ihre Fähigkeiten ausbauen, remote und verteilt zu arbeiten, um ihren Production Value halten zu können. Da aber derzeit auch weniger laufende Live-Produktionen stattfinden, ist nun ein idealer Zeitpunkt, um die technischen Grundlagen zu schaffen, basierend auf IP und Virtualisierung,  Arbeitsabläufe vollkommen neu gestalten zu können. Wenn sie das tun, können sie auch nach der Pandemie wettbewerbsfähig bleiben.

Plazamedia
Produktionshäuser, die schon auf IP umgestellt hatten, profitierten in der Corona-Krise von diesem Schritt.
IP als Wegbereiter und Wettbewerbsvorteil

Die aktuelle Situation hat mehr denn je gezeigt, wie wichtig es ist, die Remote-Produktion durch den Einsatz von IP-Technologie einfacher und flexibler zu gestalten. IP ist sehr vorteilhaft für solche Produktionsabläufe, sie ermöglicht es, dass qualitativ hochwertige Live-Produktionen von fast jedem Ort aus stattfinden können. Da alles in Echtzeit miteinander verbunden ist, können Studios, Regieräume und Rechenzentren gemeinsam genutzt werden, auch zwischen den Standorten. Produktionsmitarbeiter können standortübergreifend zusammenarbeiten, um hochwertige Live-Inhalte zu produzieren, und sie können am jeweils besten ausgestatteten, praktischsten und kostengünstigsten Standort arbeiten.

Diese Fähigkeit zur standortübergreifenden Zusammenarbeit führt zu effizienteren Arbeitsabläufen und verschafft solchen Sendern einen Vorteil gegenüber Konkurrenten, denen diese Mittel fehlen. Während der Pandemie hat sich deutlich gezeigt, dass Sendeanstalten, die zuvor auf IP und insbesondere auf die verteilte Produktion umgestiegen waren, ihre Infrastruktur besser nutzen konnten.

Nevion
Nevion beschäftigt sich schon seit einigen Jahren mit IP-Technik.
Die Zeit ist nun gekommen

Die derzeitigen Umstände wirken bei den Broadcastern wie ein Katalysator für die Umstellung auf IP. Letztlich handelt es sich dabei aber um langfristige Investitionen, die nicht an ein bestimmtes Ereignis gebunden sind. Tatsächlich wird die Umstellung auf IP-Technologie über diese Krise hinaus nachhaltige Kosten- und Zeitvorteile bieten, etwa indem sie den Sendern ermöglicht, ihre Effizienz und Produktivität durch virtuelle Produktion zu steigern.

IP wird den Rundfunkanstalten auch dabei helfen, ihre Unternehmen zukunftssicher zu machen und sicherzustellen, dass ihr Betrieb und ihre Mitarbeiter auch in Zukunft unvorhergesehene Umstände bewältigen können.

Da viele Sender kurzfristig wahrscheinlich nicht über das Budget oder den Business Case verfügen werden, um ihre bestehende Infrastruktur vollständig zu ersetzen, wird eine hybride SDI- und IP-Umgebung sinnvoll sein. Sie ermöglicht es, einen Teil der Vorteile von IP zu nutzen und gleichzeitig weiterhin Wert aus früheren Investitionen zu schöpfen.

Corona, Grafik
Zweifellos hat die aktuelle Pandemie zumindest in einigen Bereichen den Bedarf an Remote Production deutlich gemacht.

Die IP-Infrastruktur wird es den Sendern zudem ermöglichen, eine zentralisierte Remote-Produktion zu implementieren, sodass sie Social Distancing auch weiterhin besser einhalten können.

Sender, die über eine IP-Infrastruktur verfügen und in Lösungen investiert haben, die remote betrieben werden können, befanden sich in dieser Zeit in einer privilegierten Position, weil sie in der Lage waren, den Betrieb mit minimalen Unterbrechungen fortzusetzen. Jetzt ist zweifelsfrei ein guter Zeitpunkt, um auf IP-Remote-Produktion überzugehen und sowohl die unmittelbaren Vorteile, etwa die Möglichkeit zu Social Distancing, als auch die langfristigen Vorteile wie Flexibilität und Kosteneffizienz zu nutzen.