Kamera, Test, Top-Story: 31.07.2025

Kamera-Praxistest: Canon C80

6K Raw und drei Basis-ISO-Werte im DSLM-Design – das sind die augenfälligsten Merkmale der C80. film-tv-video.de hat die Kamera getestet.



Die Handhabung
©Canon
So leicht, wie es Canon erscheinen lässt, ist die C80 mit Akku und Objektiv nicht. 

Mit dem Formfaktor einer übergroßen DSLM und dem mit Tasten und Funktionen vollgepflasterten Gehäuse belegt die Canon C80 eine Nische, die hauptsächlich die Pocket-Modelle von Blackmagic Design besetzen. Bei der manuellen Bedienung hat Canon bei der C80 einen guten Job gemacht: Die Funktionstasten liegen da, wo man sie erwartet und gebrauchen kann. Der dreistufige ND-Filter und der Weißabgleich liegen links hinterm Objektiv. So kann auch bei Sonnenschein noch gut mit Blende 2.8 gedreht werden, ohne ND-Filter aufschrauben zu müssen. Die Funktionstasten mit dem Drehrad sitzen am Griff für den rechten Daumen und erlauben schnellen Zugriff auf Shutter, ISO und den Weißabgleich. Die Funktionstaste merkt sich die letzte Position, wenn diese nach drei Sekunden automatisch ausgeht.

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Ein wesentlicher Faktor ist das Gewicht, und das kann je nach Objektiv stark variieren. Schon ohne Objektiv in einem drehfertigen Setup mit Griff und Akku kommt die Kamera auf 1,7 kg. Das sind schon 1 kg mehr als die meisten DSLM. Für die Standard-DSLM-Gimbals dürfte das mit einem kleinen Weitwinkelobjektiv kein Problem sein. Mit dem 24-105 F2.8 kommen dann nochmal 1,4 kg dazu. Der Tascam-Audioadapter legt dann auch noch mal 350 Gramm drauf.

©C. Harrer
Das Display ist hell und gut, lediglich das starke Spiegeln kann einem Probleme in der Sonne machen.

Selbst ohne viel externes Zubehör ist die C80 keine Kamera, die sich für minutenlange Aufnahmen aus der Hand eignet. Kurze Schnittbilder und Statements sind auszuhalten, längere Interviews nicht. Wer die Kamera hauptsächlich vor dem Bauch führt, der kann schon mal längere Aufnahmen machen, auf Augenhöhe wird es schnell ein sehr kräftezehrendes Unterfangen.

©C. Harrer
Mit dem 24-105-F/2.8-Objektiv dreht es sich am besten vom Stativ.

Wer mit der Kamera länger Interviews aus der Hand filmen will, der braucht ein Rig, und dann ist die Kamera bei der Kompaktheit schnell wieder in derselben Liga wie eine C400. Angesichts der Bauform und des Monitors eignet sie sich wenig für eine Schulterstütze, da man die Kamera doch sehr weit vor dem Körper halten muss. Entweder man verwendet eine Variante, um die Kamera an die Schulter zu pressen und so zu stabilisieren, oder man stattet sie mit Gegengewichten (V-Mount-Akkus) auf der Stütze aus.

Durch den massiven Griff ist es etwas schwer, die Kamera sicher zu halten, die Halteschlaufe ermöglicht das aber, wenn sie eng eingestellt ist. Dann ist es aber kaum möglich, das Blendenrad über dem Aufnahmeknopf zu erreichen. Mit mittelgroßen Händen erreicht man schon den Aufnahmeknopf kaum. Hat man die Einstellungen im Menü vorgenommen und sich mit den verschiedenen Funktionen der Automatik vertraut gemacht, muss man jedoch kaum noch das Menü aufrufen. Der Weißabgleich ist mit zwei Tasten zwar nicht optimal, aber ein guter Kompromiss. In einem Rig wäre ein optionaler Handgriff eine Hilfe, aber den gibt es nur für die C400.

©C. Harrer
Beim Einsatz der elektronischen Bildstabilisierung wird nicht mehr der ganze Sensor verwendet (unten).

Wer die Kamera als Cinema-Camcorder einsetzen will, der bekommt bei der C80 einen Kompromiss, denn der Griff ist beispielsweise kaum mehr nutzbar und den Auslöser muss man dann mit der linken Hand bedienen. Allerdings ist dafür in der Grundeinstellung Taste 11 vorgesehen. Ich habe sie mir auf Taste 12 gelegt, die ist leichter zu erreichen. Die Pegelräder für den Ton sind sehr klein und sind auf den Aufnahmen mit internem Mikrofon sehr deutlich zu hören, genauso wie alle Benutzertasten oder das Blendenrad. Die Nutzertaste »Audio Status« ruft die wichtigsten Funktionen auf dem Monitor auf. Größere Pegelräder und extra Tasten, um die Kopfhörerlautstärke einzustellen, würden die Bedienung noch näher an einen Broadcast-Camcorder rücken.

©C. Harrer
Der digitale Telekonverter kann den Ausschnitt 1,5- bis 3-fach vergrößern und bringt keinen Mehrwert zum Zoomen ins Bild in der Postproduktion.

Die Hilfefunktionen für Belichtung und Schärfe können über Tasten aufgerufen werden. Das Peaking lässt sich im Menü vorher auf die gewünschte Stärke einstellen. Dabei kann man zwischen zwei Einstellungen umschalten. Beim Zebra lassen sich ebenso zwei Werte einstellen, durch die man mit einer Taste wechseln kann. Dazu kann ein Waveform-Monitor aktiviert werden; dieser kann aber leider nicht frei im Monitor platziert werden und ist gerne mal im Weg

Die Assistenzfunktion, um manuell die Schärfe einzustellen, die für mich immer noch die beste Option auf dem Markt ist, muss im Menü aktiviert werden. Diese Funktion alleine kann ein Grund sein, eine Canon-Kamera zu verwenden, gerade auf dem kleinen, eingebauten Display. Die Ausschnittvergrößerung wird mit einer Taste aktiviert und dann der Ausschnitt mit dem Joystick bewegt. Mit der Taste kann noch zweimal in das Bild hineingesprungen werden. Der Joystick ist wieder etwas klein, aber eine gute Funktion, um sich der richtigen Schärfeebene auch visuell zu versichern.

©C. Harrer
Beim Zugehen auf die Kamera hielt der Autofokus die Schärfe bis zum Naheinstellungspunkt.

Der Monitor ist scharf und die Bildschärfe ist meist relativ gut zu erkennen, hier setzt aber die Größe einfach ein Limit. Da es keinen Sucher gibt, ist es auch die einzige eingebaute Funktion fürs Monitoring. Ein externer Sucher ist eine große Hilfe, auch wenn der HDMI-Ausgang immer noch einen merklichen Versatz nach sich zieht. Für die Helligkeit des Monitors gibt es zwei Einstellungen im Menü, Helligkeit und Strahlkraft. Ersteres verändert die Schwärzen und bringt nicht viel.

©C. Harrer
Bei Gegenlicht fängt der Autofokus wild an zu pumpen, sobald man an der Lichtquelle vorbeigeht.

Der Monitor ist nicht der hellste, aber er reicht gerade noch, um auch bei direktem Sonnenlicht die Belichtung erkennen zu können. An sehr sonnigen Tagen hinterlässt die Ansicht aber eine gewisse Unsicherheit über die korrekte Belichtung, vor allem wenn noch die starken Spiegelungen ins Spiel kommen.

©C. Harrer
C80 beim Außendreh.

Zwar läuft der Fokus bei den R-Mount-Objektiven auch über einen Motor, aber es kann im Menü eine lineare Übertragung der Bewegung eingestellt werden, sodass die Geschwindigkeit des Drehens keine Rolle mehr spielt. Trotzdem erfordert das Ziehen der Schärfe mehr Fingerspitzengefühl als bei einem manuellen Objektiv.

Beim Test-Objektiv 24-100 F/2.8 klappte das mit etwas Übung gut. Das Objektiv hat ein parfokales Verhalten, das durch elektronische Korrektur ermöglicht wird. Zoomt man sehr schnell durch den Brennweitenbereich, scheint der Fokus kurz verloren zu gehen, das verläuft sich aber in der Zoom-Unschärfe. Das kann aber auch eine Sache der aktuellen Firmware sein und wird nur den wenigsten Zuschauern auffallen. Für einen Arbeitszoom bei dokumentarischen Aufgaben macht das Objektiv einen sehr guten Eindruck, vor allem wenn man es mit anderen Fotografie-typischen Varianten vergleicht.

©C. Harrer
Oben der Bildausschnitt bei 24mm in 6K Raw, unten in 4K Raw.

Bei Zeitlupen mit mehr als 120 Bildern (bis zu 180 in HD oder 2K) pro Sekunde wird nicht mehr der volle Sensor für die Aufnahme genutzt. Auch der elektronische Bildstabilisator croppt den Sensor sichtbar. Der Bildstabilisator schafft es, das Zittern der Hände aus der Aufnahme zu nehmen. Ansonsten reicht er lange nicht an den optischen Bildstabilisator heran und ist bestenfalls eine Notlösung, wenn man mit manuellen Objektiven im S35-Modus arbeitet. Schon ab einer Brennweite von 35mm wird das Bild sehr unruhig, wenn nur der elektronische Bildstabilisator eingesetzt wird.

Sehr positiv ist die Laufzeit des mitgelieferten BP-A30N Akkus. Selbst mit dem kleinen Akku sind drei Stunden Aufnahmezeit kein Problem, ein voller Drehtag lässt sich also gut mit drei von diesen Akkus bestreiten, oder wahlweise mit zwei größeren.


Seite 1: Gehäuse und Menü
Seite 2: Handhabung
Seite 3: Bildqualität, Autofunktionen, Fazit

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