Messe: 07.10.2015

IBC2015: Aufzeichnung im Log-Modus im Kommen

Digitalkameras wie Red Epic, Arri Alexa, Sony F65, Blackmagic Cinema Camera und etliche weitere, bieten schon längst die Möglichkeit, mit Log-Kuven aufzuzeichnen, die auf den jeweiligen Sensor der Kamera optimiert sind. Jetzt kommen zunehmend auch kompakte Handheld-Kameras mit dieser Möglichkeit auf den Markt.

Basics

Im Zentrum steht dabei die Gammakurve. Das ist ein charakteristischer Kurvenverlauf für Bilderzeugungs- und Wiedergabesysteme, der beispielsweise anzeigt, wie viel Pegel auf einer Röhre wie viel Helligkeit erzeugt oder wie viel Licht auf einem Sensor wie viel Ladung generiert. Theoretisch ist diese Kennlinie in der Videotechnik eine Gerade, denn hier besteht ein direkter, linearer Zusammenhang zwischen Pegel und Bildhelligkeit. In der Praxis war es früher allerdings nicht möglich, Bildsysteme herzustellen, die linear abbilden: Bei Röhrenfernsehern etwa wurden dunkle Bildteile gestaucht, boten also weniger Helligkeitsabstufungen, die man aber braucht, um auch in dunklen Bildbereichen Details sehen zu können. Deshalb wurde die Kennlinie von elektronischen Kameras so eingestellt, dass die spätere Stauchung am Monitor vorher schon kompensiert wurde (Gamma-Vorentzerrung).

Schon seit vielen Jahren gibt es an praktisch allen professionellen, elektronischen Kameras die Möglichkeit, die Gammakurve insgesamt oder auch partiell zu verändern, also die Kennlinie der Kamera zu »verbiegen«, um unter den jeweils herrschenden Licht- und Kontrastverhältnissen die Bildwiedergabe und den Kontrastumfang zu optimieren.

Mittlerweile bieten aber auch immer mehr Kameras einen noch radikaleren Zugang zu diesem Thema an: Man muss nicht mehr zwangsläufig mit einer (annähernd) linearen Gammakurve arbeiten, sondern kann alternativ dazu eine logarithmische Kurve auswählen. Die Signale, die dabei aufgezeichnet werden, sind letztlich auf den ersten Blick normale Videosignale, aber die Zuordnung von Helligkeitswert und Spannung ist anders. Will man also »normale« Bilder sehen, muss man diese geänderte Zuordnung wieder »normalisieren«.

Log-Produktion

Die jeweils angebotenen Log-Kurven sind in der Regel auf den jeweiligen Sensor abgestimmt, daher unterscheiden sich die Log-Formate der einzelnen Hersteller und die Log-Aufnahmen der jeweiligen Kameras. Es gibt also auch hier — wie bei der Raw-Aufzeichnung — keine Standardisierung und man muss bei der Nachbearbeitung die jeweils passende Korrekturkurve anwenden, um wieder »richtige« Bilder zu bekommen: Bei Sony gibt es »S-Log«, bei Canon »Canon Log«, bei Arri »LogC«. Nur mit dem passenden LookUpTable (LUT) ist es möglich, diese Log-Videos als Standard-HD-Video (Rec 709) zu betrachten.

Warum aber wird es zunehmend beliebter, mit Log-Aufzeichnung zu arbeiten? Letztlich ist es damit möglich, den gesamten Kontrastumfang des Sensors auszunutzen und erst nachträglich auszuwählen, wie die Bilder aussehen sollen: Will man etwa mehr Zeichnung in den Wolken haben, oder mehr Details in den Schatten?

Es bleibt also bei Log-Material mehr Spielraum für Korrektur, Bearbeitung und Look-Gestaltung in der Postproduktion. Log-Aufnahmen bieten außerdem auch mehr Reserven in puncto Farbinformation: Auch in sehr hellen und sehr dunklen Bildbereichen steht noch Farbinformation zur Verfügung.

Für den Kameramann bringt das Drehen mit Log-Kurven etwas mehr Aufwand mit sich, denn er sieht unter Umständen am Set nicht mehr das »fertige« Bild, sondern entweder ein flaues, kontrastarmes, farbentsättigtes Bild oder ein nur grob korrigiertes Bild, bei dem dann möglicherweise Details zu dunkel oder zu hell dargestellt werden. Nur im optimalen Fall, mit ausgeklügelten Workflows, kann man auch am Set schon ein Bild sehen, das dem finalen Look nahe kommt. Log-Drehs bringen aber an anderer Stelle auch eine gewisse Entlastung mit sich, denn die zuständigen Personen an der Kamera müssen zwar nach wie vor korrekt scharfstellen, haben aber viel mehr Freiheit und Spielraum bei der Belichtung: Solange grob richtig belichtet wurde, hat man in der Postproduction noch ausreichend Möglichkeiten, korrigierend und gestaltend einzugreifen. 

Mittlerweile bieten auch zunehmend Camcorder der Mittelklasse diese Möglichkeit: Panasonics 4K-Handheld DVX200 etwa beherrscht V-Log-Aufzeichnung und soll sich in diesem Modus gut als ergänzende Kamera für einen Dreh eignen, bei dem eine Varicam als Hauptkamera im Einsatz ist. Sonys neu angekündigte FS5 wiederum bietet die Aufzeichnung in S-log2/S-log3, passt also ebenfalls zu den teureren Sony-Kameras wie etwa F5, F55 oder F65. Und auch JVC verpasste seinen aktuellen Handhelds mit dem neuen Firmware-Update die Option, mit »Log-Gamma« aufzuzeichnen. 

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