Branche, Report, Top-Story, Unternehmen: 05.08.2011

Von Profis für Profis: Sono Studiotechnik

Sono ist seit 24 Jahren im professionellen AV-Markt aktiv. Der Firmenname weist noch auf die Wurzeln im Audiobereich zurück, mittlerweile ist Sono Studiotechnik aber längst im Videobereich ebenso zuhause und hat sich zum etablierten Anbieter in puncto Rental, Vertrieb und Planung im Zusammenhang mit Audio- und Videoprojekten aller Größenordnungen entwickelt. film-tv-video.de hat mit Firmengründer und Geschäftsführer Gottfried Düren-Fisgus gesprochen.

Als Gottfried Düren-Fisgus 1987 ein Zwei-Zimmer-Büro in München-Haidhausen bezog, war er der Meinung, diese Fläche sei eigentlich üppig bemessen und biete mehr als genug Raum für seine berufliche Selbstständigkeit. Heute bereitet der Unternehmer gemeinsam mit seinen 25 Mitarbeitern den Umzug in ein Gebäude vor, in dem dann 1.600 qm zur Verfügung stehen werden — weil es auf den aktuell genutzten 600 qm zuzüglich separatem Zusatzlager zu eng wird. Dazwischen liegt ein Vierteljahrhundert Wegstrecke, in deren Verlauf sich aus dem Einmannbetrieb ein leistungsfähiges Systemhaus entwickelt hat, das auch AV-technische Großprojekte realisiert.

Vom Audiospezialisten zum Studiotechnik-Systemhaus

Die Spezialisierung auf professionelle Audiotechnik bestimmte in den Anfängen das Arbeitsleben von Gottfried Düren-Fisgus. Schritt für Schritt baute er sein Unternehmen zunächst in diesem Branchenbereich aus, übernahm zunehmend die Planung und Realisation der kompletten Audio-Seite bei immer größeren Studioprojekten. So gelang es, zunächst ein solides Fundament für die heutige Sono Studiotechnik zu entwickeln. Gottfried Düren-Fisgus und sein Team sind mit der Branche gewachsen und haben sich in unzähligen Projekten stets weiter entwickelt – und auch immer wieder neu erfunden.
Nicht nur als Audiopartner sondern als Komplettanbieter aufzutreten, diesen Schritt vollzog das Unternehmen nach der Kirch-Krise. »In diesen für die deutsche Medienbranche schwierigen und wechselhaften Zeiten wurde deutlich, dass wir für Sono neue Geschäftsfelder erschließen mussten«, erinnert sich Düren-Fisgus. »Anfangs näherten wir uns der Videotechnik mit großem Respekt und holten uns noch Knowhow von außen, aber nach den ersten Jobs war recht schnell klar, dass für uns auch der Videobereich durchaus zur vollen Zufriedenheit der Kunden zu bewältigen war.«

Ein früher Meilenstein war die Anfrage des Nationaltheaters Peking: Mit diesem Projekt gelang den Studio- und Systemplanern von Sono Studiotechnik ein entscheidender Schritt in der Firmenentwicklung — zum einen bot der chinesische Markt neues Potenzial, zum anderen war das große, anspruchsvolle Projekt, bei dem es um die AV-Ausstattung des gesamten Theaters ging, auch technisch sehr reizvoll und stieß in eine neue Projekt-Größenordnung vor.

Mit Red Bull folgte ein weiterer großer Kunde: Sono plante im Auftrag des österreichischen Erfolgsunternehmen die komplette Medientechnik rund um eine projektierte Rennstrecke in Österreich. »Ein sehr ambitioniertes Projekt, bei dem wir den Kunden mit unserer planerischen Leistung überzeugen konnten«, bilanziert Düren-Fisgus, »Die Politik brachte dann allerdings das gesamte Projekt zu Fall, die Rennstrecke wurde nicht realisiert und somit kam es leider nie zur tatsächlichen Umsetzung unserer Pläne, aber wir erlitten dadurch keinen Verlust, denn Red Bull hat die Planung bezahlt und für uns lohnte sich das Projekt insofern, als es Türen zu anderen Kunden und Projekten öffnete.«

Ein anderes Projekt im Zusammenhang mit Red Bull Media stand unter einem günstigeren Stern: Sono plante und realisierte mit Red Bull Media und Servus TV die Studio- und Sendetechnik des zu Red Bull gehörenden österreichischen Privatsenders.

Beispielhafte Projekte

Am Haupsitz der DeutschenTelekom in Bonn installierte Sono Studiotechnik im Jahr 2006 die Quellensteuerung und weitere Medientechnik rund um Europas erste 3-mm-LED-Wand, die beweglich montiert ist und mit HD-Signalen beschickt wird. Dieses Projekt setzte Sono Studiotechnik gemeinsam mit dem Architekturbüro Q-Bus Mediatektur um.

Mit dem WM-Host-Broadcaster HBS hatte Sono im Vorfeld der Fußball-WM im Jahr 2006 einen weiteren sehr großen Kunden: Sono installierte im International Broadcast Center in München und in den Stadien ISDN-Codec- und Multiplexer-Racks und war für die komplette Ver- und Entkabelung des IBC-Geländes zuständig (Audio, Video, Daten, Glasfaser). Zudem rangierte Sono alle Audiosignale im MCR des International Broadcast Centers und installierte die über 600 Kommentatoren-Einheiten des Host Broadcasters.

Auch für die Übertragung der Fußball-WM aus Südafrika vier Jahre später war Sono wieder tätig: auch mit Flight-Case-Systemen, die Sono im Auftrag von HBS, ZDF und ORF zusammenstellte, wurde vor Ort produziert.

Für den TV-Dienstleister Nobeo hat Sono schon etliche Projekte realisiert, darunter die HD-Festregie in Studio 6. Im Jahr 2008 erhielt Sono vom TV-Dienstleister Nobeo unter anderem den Auftrag, deren HD-Ü-Wagen HD1 zu planen und zu bauen. »Das war der erste HD-Ü-Wagen, den wir komplett selbst gebaut haben — also ohne Kooperationspartner«, erinnert sich Gottfried Düren-Fisgus. Der 16-Kamera-HD-Ü-Wagen ist mit LDK-8000-Kameras von Grass Valley, sowie High-Speed- und Drahtlos-Kamerasystemen bestückt. Als Mischer ist ein MVS-8000G von Sony mit vier M/Es und 4-Kanal-DVE eingebaut, Als Kreuzschiene wurde eine Pro-Bel Cygnus 256 x 512 gewählt, die über einen VSM-Controller von L-S-B gesteuert wird.

Aus dem Marktbereich Mobilübertragung folgten später auch Aufträge für die Übertragungsfahrzeuge von SI Vision, die Sono Studiotechnik nach den Ideen des damaligen Inhabers Imre Sereg realisierte. Wichtiger Partner von Sono Studiotechnik, besonders im Ü-Wagen-Bereich ist aber unverändert auch die Firma VTS , mit der Sono schon viele Ü-Wagen in Kooperation geplant und gebaut hat: Für den NDR etwa deren FÜ2, samt Rüst- und Uplink-Wagen und für den BR als Subunternehmer von Sony den FÜ1. »Letztlich befinden wir uns mit VTS in einer sinnvollen Wettbewerbssituation, arbeiten aber auch bei vielen Projekten eng zusammen«, so Düren-Fisgus. So wird Sono ab Herbst 2011 gemeinsam mit VTS den Ü4 für den WDR sowie mehrere ENG-Fahrzeuge für NDR und WDR bauen.

Aber nicht nur in der mobilen Übertragungstechnik stehen für Sono aktuell neue Projekte an: »Für die Telekom bauen wir in Kürze eine HD-Regie und auch bei der Bavaria werden wir HD-taugliche Infrastrukturen installieren«, berichtet Gottfried Düren-Fisgus.

Für  solche Projekte, die in aller Regel parallel laufen, braucht es eine gewisse Größe und auch eine entsprechendes finanzielles Standing: »Wenn Sie heute etwa für die öffentlich-rechtlichen Sender arbeiten, müssen sie technisch wie auch finanziell eine gewisse Leistungsfähigkeit mitbringen, hier will der Auftraggeber auch betriebswirtschaftliche Eckdaten sehen, um sicher zu gehen, dass er einen soliden Partner an der Hand hat«, berichtet Düren-Fisgus, »Diese Voraussetzungen und die notwendige Größe dafür bringen wir mit 25 Mitarbeitern, davon fünf Ingenieuren, auch mit.«

Für Düren-Fisgus bedeutet das allerdings nicht, im Umkehrschluss kleinere Projekte geringschätzig zu betrachten oder gar abzulehnen. »Gerade in den bitteren Jahren 2002 / 2003 habe ich sehr zu schätzen gelernt, dass wir uns stets auch um kleinere Projekte gekümmert haben — und wir werden schon deshalb keinesfalls arrogant als großer Anbieter auftreten. Kleinere Kunden und Aufträge bringen uns die notwendige Breite und sind deshalb für uns ebenso wichtig wie die großen«, so Düren-Fisgus: »Außerdem sieht man ja an uns, das kleine Firmen auch mal größer werden können.«

Qualität und Nachhaltigkeit

Im Gespräch mit Gottfried Düren-Fisgus wird schnell klar, dass der erfahrene Broadcast-Dienstleister feste Grundsätze hat: »Wir liefern Qualität  — und das zu einem vernünftigen, angemessenen Preis«. Das bedeute zwar auch, dass man eben nicht jedes Projekt umsetzen könne und unter Umständen schon in der Angebotsphase aussteigen müsse, so Düren-Fisgus, vor allem wenn man in Preisregionen gerate, die diese Qualität eben nicht mehr möglich machten. »Auf lange Sicht ist das aber die bessere Lösung«, ist sich Düren-Fisgus sicher, »denn wir stehen für Qualität unserer Dienstleistungen und Produkte.«.

Als beispielhaften Beleg dafür, dass sich diese Strategie bewährt, kann Düren-Fisgus die Deutsche Telekom und Nobeo nennen: »Für die Telekom haben wir seit 1996 immer wieder Projekte umgesetzt und auch für Nobeo sind wir seit vielen Jahren immer wieder tätig. Solange die Kunden immer wieder zu uns kommen, stimmt ganz offenbar die Qualität unserer Dienstleistung und unserer eigenen Produkte, die wir ja im Bereich Interkom anbieten.«

Aktuelle Trends

Welche Trends und Tendenzen sieht Düren-Fisgus aktuell im Markt? Stereo-3D ist sicher eines der großen Themen, doch Düren-Fisgus ist sich sicher, dass diese Technologie noch längst nicht im Alltag der Studiobetriebe angekommen sei. Mehr noch: Stereo-3D ist aus seiner Sicht eher ein Randthema, dass sich zwar weiter entwickelt, derzeit allerdings nur geringe Markt-Relevanz hat — »auch wenn man sicher beobachten muss, wie das weitergeht.«

Der Übergang von bestehenden SD- hin zu HD-Infrastrukturen wird die Branche im Unterschied dazu  aus der Sicht des Markt-Insiders noch lange beschäftigen — nicht zuletzt deshalb, weil derzeit bei einigen Sendern längst anstehende Investitionen nun erst langsam Schritt für Schritt abgebaut würden. »Wir sprechen hier teilweise über einen im Lauf von 15 Jahren aufgebauten Investitionsstau — da ist Stereo-3D nun wirklich kein ernsthaftes Thema: Hier heißt es erstmal, auf den aktuellen HD-Stand zu kommen, bevor man weitere technologische Schritte gehen kann.«

Ein großes Problem macht Düren-Fisgus derzeit auch in den kurzen Produkt- und Innovationszyklen der Hersteller aus. »Die Sender können da oft nicht mehr mithalten: Wenn ein Ü-Wagen acht Jahre lang halten sollte, ist das bei den heutigen Innovationszyklen kaum noch zu machen«, konstatiert Düren-Fisgus. »Die Endgeräteindustrie ist noch schneller und treibt solche Themen wie Stereo-3D an  — mit wesentlich höherer Geschwindigkeit, als die Inhalteanbieter, also auch die Sender, nachkommen.«

Eine weitere Entwicklung, die aus der Sicht von Gottfried Düren-Fisgus an Bedeutung gewinnt, ist die file-basierte Produktion, die sich nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen immer mehr etabliere. »Hier steckt perspektivisch großes Einspar- und Rationalisierungspotenzial. Momentan geht aber in vielen Fällen sehr viel Zeit verloren, weil man Files transkodieren, neue Codecs integrieren, Formate wandeln und etwa Inkompatibilitäten zwischen Akquisitionsformat und Schnittsystemen lösen muss. Derzeit drehen solche Komplikationen heutzutage die Wirtschaftlichkeit manchmal noch um. Dennoch ergibt es meistens Sinn, diesen Weg zu gehen, weil sich dadurch an anderer Stelle bessere Möglichkeiten und Arbeitsabläufe ergeben.« Die file-basierte Produktion steht aus der Sicht von Düren-Fisgus in der Praxis immer noch am Anfang, aber der Weg führe definitiv dort hin. »Ideologische Haltungen sind aber niemals zielführend: Manchmal kann es eben auch heute noch sinnvoll sein, an bestimmten Stellen Mazen einzubinden.«

Unternehmensbereiche von Sono Studiotechnik


Integration
Einen wichtigen Bereich stellt bei Sono die Systemintegration dar: Hier realisiert der Anbieter digitale Produktions- und Senderegien ebenso, wie mobile Produktionsarbeitsplätze, Sendestudios, Ü-Wagen, Schnittmobile oder SNG-Fahrzeuge. Bei Installationen in Konferenz- und Seminarräumen ist Sono ebenso tätig wie bei Theatern, Auditorien und Konzertsälen.
Rental
Sono verfügt über einen umfassenden Rental-Bereich, der neben Kameras, Optiken, Displays und einem Sony MVS-8000-Mischer auch umfassendes Audio-Equipment sowie Interkom-Technik, Mess- und Modulartechnik und Zubehör enthält. Am neuen Standort in Feldkirchen wird der Rental-Bereich in der neuen Lagerhalle einen eigenen Bereich mit erweiterter Lagerfläche erhalten.
Sales
Sono hat Produkte im Vertriebsprogramm, von denen man aufgrund des Einsatzes in den anderen Unternehmensbereichen auch überzeugt sei. Der Audiobereich spielt dabei naturgemäß eine größere Rolle – hier hat Sono Studiotechnik letztlich auch seine Ursprünge. Hervorstechend im Vertriebsportfolio sind die Produkte, die Sono gemeinsam mit Michael Zähl entwickelt und exklusiv vertreibt: darunter die analogen Interkom-Lösungen der Air-Reihe, die analoge Desktop-Kommentator-Einheit Aircom oder die Kommentator-Einheit CSX-11, die es ermöglicht, die Vorteile einer digitalen Interkomanlage von Riedel mit Funktionen der analogen Technik zu verbinden.
Consulting
Sono bietet schon in frühen Planungsphasen Consulting-Services an und evaluiert Projekte hinsichtlich technischer, aber auch finanzieller Machbarkeit. »Der Preis muss zur Leistung passen, wie die Partner zum Projekt. Wir helfen, Know-how zu konzentrieren und Alternativen zu analysieren«, so Firmengründer Gottfried Düren-Fisgus.

Neuer Standort Feldkirchen

In Feldkirchen wird Sono ab November 2011 den neuen Standort mit einer Gesamtfläche von rund 1.600 qm beziehen. Der Bürobereich wird etwa 420 qm davon einnehmen, außerdem wird es Werkstatträume geben in denen etwa auch Vorinstallationen realisiert werden und Abnahmen stattfinden können. Weiterer Teil der Gewerbefläche ist eine rund 800 qm große Lager- und Produktionshalle mit einer Raumhöhe von 7,5 m. Diesen Gebäudeteil werden die Systembauer und die Rental-Abteilung von Sono Studiotechnik nutzen. Eine LKW-Anbindung mit Laderampe bietet der neue Standort ebenfalls.

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