Kamera, Objektiv: 06.10.2017

Actionthriller mit anamorphotischem Charme

DoP Philipp Blaubach entschied sich für das Cooke Anamorphotic/i Objektiv und drehte damit schillernde Bilder des nächtlichen Shanghai im typischen Vintage-Charme. In China läuft der britisch-chinesische Actionthriller »S.M.A.R.T. Chase« mit Orlando Bloom ab Ende September in den Kinos.

Britisch-Chinesischer Actionthriller mit anamorphotischem Charme
Orlando Bloom als abgewrackter Sicherheitsagent.

Zu Beginn der Dreharbeiten mussten das chinesische und internationale Team von »S.M.A.R.T. Chase«, dem neuen Actionthriller mit Orlando Bloom, zunächst Sprachbarrieren überwinden. Die Kamera- und Objektivwahl stellten dagegen keine Herausforderung dar. DoP Philipp Blaubach drehte den Film mit einem Cooke Anamorphotic/i Objektiv auf Arri Alexa-Kameras von Arri, um die moderne Architektur und die schillernde nächtliche Skyline von Shanghai einzufangen. Orlando Bloom spielt in dieser britisch-chinesischen Koproduktion einen abgewrackten Sicherheitsberater, der eine wertvolle chinesische Antiquität aus Shanghai transportieren soll, aber in einen ungemütlichen Hinterhalt gerät.

Britisch-Chinesischer Actionthriller mit anamorphotischem Charme
DoP Philipp Blaubach bei den Dreharbeiten in China.

»Ich arbeite viel mit den Cooke S4/i Objektiven, aber das war das erste Mal, dass ich das anamorphotische/i Set benutzt habe«, sagt DoP Blaubach. »Es hat mir Spaß gemacht, anamorphotisch zu drehen, weil ich das breite Bildformat schätze und die Möglichkeit mit den Einzelbildern zu spielen, vor allem wenn man ein Bild mit vielen Figuren hat. Man kann dann den Vordergrund, die Mitte und den Hintergrund nutzen: Das ermöglicht lange Szenen ohne Dialoge, in denen sich die Handlung innerhalb des Bildes abspielt. Man muss also wenig schneiden oder schwenken.«

Für den Regisseur Charles Martin ist »S.M.A.R.T. Chase« der erste Spielfilm. Er war sehr begeistert von der Idee, anamorphotisch zu drehen. Allerdings hatte er auch einige Bedenken. So erklärt Blaubach: »Zunächst dachten wir, dass das alles nur teurer machen und die VFX-Bearbeitung teurer machen würde. Wenn man beispielsweise mit alten Objektiven mit ihrem imperfekten Charme, ihren romantischen Fehlern an den Bildrändern und Verzerrungen arbeitet, kann das am Ende ein Problem für die VFX-Leute sein. Wir haben dann gesagt, wir warten mal ab, was in China zur Verfügung steht. Wir wollten anamorphotisch drehen, aber keine Probleme damit haben.«

Britisch-Chinesischer Actionthriller mit anamorphotischem Charme
Nachts in Shanghai.

Blaubach und Martin sind an ein Set Cooke Anamorphotisc/i Objektive gelangt, das sie testen konnten. Es entsprach ihren Vorstellungen: der gewünschten Bildcharakter, aber keine technischen Probleme. »Einige anamorphotische Objektive haben eine starke Konvexverzerrung. Und genau da muss Cooke etwas richtig gemacht haben. Die Linien sind viel gerader als gewohnt. Dadurch konnten wir leichter in einer Stadt zu drehen, wo man eine horizontale Hochhausreihe nach der anderen findet«, sagt Blaubach. »Wir haben uns auch einige neuere anamorphotische Objektive angeschaut, aber die waren uns zu clean, zu scharf und zu perfekt. Sie hatten all den Charme verloren, den die Menschen schätzen: das gequetschte Bokeh zum Beispiel. Man fragt sich, warum überhaupt jemand mit anamorphotischen Objektiven arbeitet ohne diese Eigenschaften. Aber abgesehen davon wollten nicht das typische »asiatischer Actionfilm«-Streulicht. Und das gab es mit den Cooke Objektiven auch nicht.«

Blaubach wusste von Anfang an, dass er viel in der Nacht drehen würde, wo er mit offenen Linsen arbeiten müsste. Das ist bei anamorphotischen Objektiven nicht so leicht. »Viele werden ein bisschen unscharf. Aber das Cooke Produkt blieb gestochen scharf«, sagt er. »Die Nachtaufnahmen zeigen das aufregende Ambiente des nächtlichen Shanghai: die Schaufenster, Straßenlaternen und Neonwerbung – mit unzähligen Farbtemperaturen. Trotz offener Linse konnte man jedes Detail erkennen.« Blaubach arbeitete außerdem mit den Angenieux Optimo-Zooms.

Blaubach drehte zum ersten Mal in China: »Man warnte mich, dass viele chinesische Teammitglieder wahrscheinlich kein Englisch verstehen würden. Die Kommunikation war dann auch eine wirkliche Herausforderung. Wir brauchten für alles – von E-Mails über Produktionsmeetings bis zu Arbeitsanweisung für die Licht-Crew einen Übersetzer. Zum Glück konnte ich meinen Chefbeleuchter aus England mitbringen. Damit hatte ich einen direkten Ansprechpartner für meine kreativen und logistischen Fragen. Er musste diese dann an unsere chinesischen Beleuchter weitergeben«, sagte er. »Ich muss sagen, auch wenn die ganze Sache ein riesiges Abenteuer war, hat alles wunderbar geklappt.«