Making-of, Objektiv: 10.11.2023

Horrorhit »Talk To Me«: Gedreht mit Alexa Mini und Zeiss Supremes

DoP Aaron McLisky drehte den Horrorfilm »Talk To Me« der Philippou-Brüder mit Festbrennweiten von Zeiss.

Talk to me, Plakat, © A24
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Beim Filmfestival Sundance 2023 feierte der Horrorfilm »Talk To Me« seine Weltpremiere: Das Spielfilmregiedebüt der Brüder und Youtube-Phänomene Danny und Michael Philippou. Der Film erwies sich nach dem Festival auch als erfolgreicher Kassenschlager, und der Distributor des Films konnte ihn als seinen zweiterfolgreichsten Film überhaupt verbuchen: Er erzielte einen Umsatz von rund 90 Millionen US-Dollar — bei Produktionskosten von rund 4,5 Millionen US-Dollar.

Zuvor waren die australischen Zwillingsbrüder Daniel »Danny« und Michael Philippou schon durch den Youtube-Kanal »RackaRacka« bekannt. Der Kanal wird als »bekannt für seine intensiven Live-Action-Horror-Comedy-Videos« umschrieben und zeichnet sich demnach »durch das übermäßige Zeigen von Gewalt, Vulgarität und sexuelle Inhalte« aus. In mehreren Ländern wurden Videos von RackaRacka auch schon verboten. Aber das sieht eine riesige Fan-Base der Philippou-Brüder völlig anders.


So haben die Youtube-Stars den weltweiten Kinostart ihres Horrorspielfilms vermarktet.
Zeiss, Talk to me, DoP Aaron McLisky, © McLisky
DoP Aaron McLisky.
Horror-Spielfilm als Spielfilmregiedebüt

Für die Bildgestaltung des Spielfilmdebüts der Regisseure war der australische DoP Aaron McLisky zuständig. In einem Interview mit Zeiss erinnert er sich an die Produktion, die technischen und gestalterischen Entscheidungen, die zu diesem sehr erfolgreichen Film beitrugen. Den Film produzierte Causeway Films, Verleiher des Films war A24.

Dabei wählte der DoP eine Arri Alexa Mini als Kamera und kombinierte sie mit den Zeiss-Festbrennweiten der Produktfamilie Supreme Primes. 


Offizieller Trailer für »Talk to me«.
Talk to me, BTS, DoP Aaron McLisky am Set, © McLisky
DoP Aaron McLisky am Set, vor der Kamera die Hauptdarstellerin Sophie Wilde.

Der Horrorfilm erzählt die Geschichte, wie die Trauer und Isolation einer jugendlichen Protagonistin dazu führen, ihren Liebsten Schaden zuzufügen. Dafür wollten die jungen Regisseure und der DoP dem Film eine realistische visuelle Grundlage geben. Der Film erzählt die Geschichte der Highschool-Schülerin Mia, gespielt von Sophie Wilde, die ihre Mutter durch Selbstmord verloren hat. Seither hat sie Schwierigkeiten, emotionalen Kontakt zu anderen Menschen aufzunehmen, auch zu ihrem Vater. Das wird aber nicht als Psychodrama erzählt, sondern als Horrorfilm mit jungen Protagonisten.

Talk to me, Szenefoto, © Matthew Thorne, A24
Szenenfoto aus »Talk to me«.

McLisky sieht darin auch einen tieferen, ernsteren Hintergrund und erklärt dazu: »Es geht um ein Mädchen, das den Bezug zur Realität verliert und nicht mehr weiß, was wahr ist. Es geht um Fragen der psychischen Gesundheit und um aufsteigende Gedanken, die das ganze Denken beherrschen — sind sie real? Wie kann man sich damit auseinandersetzen?«

Mia und ihre Freunde sehen eine Möglichkeit, Geister zu beschwören, sie wird süchtig nach diesen Erfahrungen und treibt die Dinge schließlich zu weit.

Zeiss, Talk to me, DoP Aaron McLisky, © McLisky
Der DoP am Set von »Talk to me«.

Um dem ernsten Themenkomplex gerecht zu werden, den man hinter dem Horrorfilm sehen kann und den er sozusagen mitbehandelt, wollten die Filmemacher den Großteil der Handlung im Film mit einem realistischen Look unterlegen.

Talk to me, BTS, DoP Aaron McLisky am Set, © McLisky
Die Regisseure und der DoP: Umarmung oder Wrestling?

McLisky beschreibt: »Die Regisseure wollten, dass sich der Film ‚real‘ anfühlt, nicht zu ‚filmisch‘. Sie wollten lieber einen Tick schärfer und realistischer sein, aber mit der Möglichkeit, den Zuschauer mit verschiedenen Mitteln auch aus der Realität herauszuholen.«

Nach einigen Tests entschied sich der DoP McLisky für die Supreme Primes von Zeiss als Objektive. »Was mir an den Zeiss-Objektiven besonders gefällt, ist die schöne, elegante Bewegung im Bild, die man erhält, wenn man damit fokussiert und wieder defokussiert: die Bilder werden dann jeweils langsam weicher und traumhafter.«

Zeiss, Supreme Primes
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Talk to me, Szenefoto, © Matthew Thorne, A24
Szenenfoto aus »Talk to me«.

Der Film zeigt eine diverse Besetzung und schreckt dabei auch nie vor Großaufnahmen der einzelnen Charaktere zurück — daher war auch die optimale Filterung für die Supreme Primes ein wichtiger Aspekt. »Da ich wusste, dass ich nah an die Figuren herankommen würde, habe ich ¼ Glimmer Glass verwendet, um mit Highlights und Hauttönen zu spielen. Unsere Hauptdarstellerin hat eine wunderschöne dunkle Haut, da brauchten wir kaum etwas zu tun, das war unglaublich, aber einige der anderen, eher kaukasischen Darsteller brauchten ein wenig Unterstützung, um in verschiedenen Bereichen etwas weicher dargestellt zu werden. Die Kombination mit den Supremes funktionierte perfekt: Es gelang, einen leichten Realismus beizubehalten, ohne in etwas all zu Stumpfes gedrängt zu werden.«

Talk to me, BTS, DoP Aaron McLisky am Set, © McLisky
Die Regisseure und die Hauptdarstellerin an einem der Außensets.

Ein weiteres Kriterium für die Wahl der Optiken war es, dass Aaron McLisky insgesamt eine Vorliebe dafür hat, in seinen Filmen eher dunklere Bilder zu gestalten. »Bei meinem Beleuchtungsansatz ging es mir meist darum, die Dunkelheit in jedem häuslichen Raum zu finden — und sicherzustellen, dass diese Räume so viel Dunkelheit wie nötig haben«, sagt er. »Wir wollten bewusst mit der Wahrnehmung der Menschen spielen. Die einzelnen Kompositionen haben wir eher etwas weitwinkliger angelegt, wohl wissend, dass die Augen des Publikums dann anfangen, in verschiedene Teile eines Raums zu blicken, und man so selbst anfangen kann, zunehmend paranoid zu werden.«

Talk to me, BTS, DoP Aaron McLisky am Set, © McLisky
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Es gibt viele entscheidende Momente im Film, in denen die Schärfe nachlässt und McLiskys spezielle Beleuchtung den Zuschauer in Mias verwirrenden Geisteszustand hineinzieht.

»Einer der wichtigsten thematischen Gründe für die Wahl dieser Objektive war die Fähigkeit, sich sanft mit dem Fokus zu verbinden und auch wieder davon zu lösen.«

Talk to me, Szenefoto, © Matthew Thorne, A24
Szenenfoto aus »Talk to me«.

Im Laufe des Films häufen sich diese Momente, und die Teenagerin wird zunehmend von den Geistern beeinflusst, die sie umwerben. In einer Szene in Mias Schlafzimmer etwa taucht ein grässlicher weiblicher Geist aus den Schatten des Raums auf und schleicht sich an Mia und ihren Freund Daniel heran, die auf dem Bett schlafen. Unschärfe und tiefe Schatten machen die Szene besonders beunruhigend. Die Sequenz wird aufgelöst, indem Daniel das Zimmer verlässt, weil er angewidert feststellt, dass Mia — wie von dem Geist besessen — seinen Fuß vollsabbert. In ihrer Verzweiflung beschwört Mia daraufhin den Geist ihrer Mutter herauf, und in der gleichen Dunkelheit des Zimmers wird die Szene unheimlich beunruhigend, während der tote und verwesende Geist der Mutter die Tochter wiegt und tröstet.

»Bei den Besessenheitssequenzen gibt es zwei Perspektiven: Die eine ist, wenn man von außen draufblickt: dann ist es real und wir lassen die Beleuchtung. Aber wenn man die Szene aus Mias Perspektive sieht, ändert sich das Bild: Wir nutzten dann viel mehr Farben und Gegenlicht, um mehr Surrealismus zu erzeugen, als wenn man von außen auf die Szenerie schaut.«

Talk to me, Szenefoto, © Matthew Thorne, A24
»Die Beleuchtung wechselt vom kühlen Realismus des Krankenhauses in den heißen, dunklen, höllischen Raum der Besessenheit.«

Am deutlichsten wird dies im Film in Rileys Krankenzimmer. In einem Versuch, ihrem Freund zu helfen, ruft Mia den Geist eines toten kleinen Mädchens an, der sie zu Riley führen soll. Die Beleuchtung wechselt vom kühlen Realismus des Krankenhauses in den heißen, dunklen, höllischen Raum der Besessenheit, wo sie sieht, wie Riley von grotesken toten Seelen zerrissen wird.

Weitere Infos

»Talk To Me« war der Überraschungshit des Jahres 2023. Nach seiner internationalen Sundance-Premiere und der Übernahme durch den Verleiher A24 blieb der Film von seinem Start am 28. Juli 2023 bis Oktober 2023 in den Kinos. Eine Fortsetzung mit dem Titel »Talk 2 Me« ist bereits in Arbeit.

Während des Sundance-Festivals führten Mitarbeiter von Zeiss ein umfangreicheres Interview mit Aaron McLisky, das hier zur Verfügung steht.