Broadcast, Live, Sport: 03.12.2020

Bundesliga-Neuheiten: Railcam-System und Robotic Camera

Die DFL-Tochter Sportcast erprobte mit dem Railcam-System eine völlig neue Kameraperspektive. Die ebenfalls neue Robotic Camera folgt mit der Software Polymotion Player von Nikon/MRMC auf der Basis von Tracking-Daten einem ausgewählten Spieler.

Die DFL-Tochter Sportcast testete in dieser Saison etliche Neuheiten, darunter die Railcam und Robotic Camera.

Premiere: Railcam im Einsatz.
Railcam

Die DFL-Tochter Sportcast erprobte mit dem Railcam-System eine völlig neue Kameraperspektive. Bei den Bundesligaspielen Dortmund-Schalke und Dortmund-Bayern wurde das System erstmals eingesetzt und live ins Basissignal eingebunden. Der jüngste Live-Test ermöglichte es den Fernsehzuschauern, eine völlig neue Perspektive zu erleben. Die Railcam verfolgt die Aktionen der Spieler parallel auf Schienen, die entlang der Seitenlinie verlaufen. Dabei war es der Railcam möglich, auf eine Geschwindigkeit von bis zu fünf Metern pro Sekunde zu beschleunigen.


So funktioniert Railcam.
Live-Bilder in UHD-Qualität

In Zusammenarbeit mit dem TV-Dienstleister TVN und mit Blackcam wurde bei den beiden Tests jeweils ein 30 Meter langes Schienensystem entlang der Seitenlinie zwischen Spielfeld und Werbebande installiert. Die Schienen reichten von der Trainerzone bis zur Eckfahne. Das insgesamt etwa 80 Zentimeter hohe Setup bestand aus dem Kamerasystem B40 Dolly von Blackcam, das mit einem Arri SRH-3 Remotehead und einer Sony HDC-P 50 UHD-Kamera ausgestattet war. Während der beiden Live-Tests ersetzte die Railcam die Steadicam, die sich normalerweise auf der Höhe des 16-m-Raums bewegt. Die UHD-Live-Bilder der Railcam, aufgenommen kurz oberhalb der Grasnarbe, wurden drahtlos übertragen und in die Produktion des Basissignals integriert.

Die Railcam bewegt sich entlang des Spielfelds.

»Die Railcam ermöglicht untersichtige Aufnahmen, gegenläufige Kamerafahrten sowie dynamische Bilder durch das parallele Mitfahren mit den Spielern«, erklärt Tim Achberger, Leiter Innovations- und Technologiemanagement, Sportcast. Zudem behält sie den Ball auch während eines Sprints im Auge.

Die Railcam wird stets auf Ballhöhe mitgeführt. Sie bewegt sich mit einer hohen Geschwindigkeit von bis zu fünf Metern pro Sekunde, beschleunigt und verlangsamt jedoch sanft.

Das Railcam-System wurde erstmals auf der SportsInnovation 2018 in Düsseldorf vorgestellt.

Die zusätzliche Perspektive ermöglicht ein völlig neues Seherlebnis: sie visualisiert schnelle Bewegungen mit viel Dynamik, etwa bei Flankenläufen. Sogar Szenen, die sich auf der gegenüberliegenden Seite des Spielfelds abspielen, werden durchgängig in hoher Qualität eingefangen, wobei der Fokus auf die Aktionen der Spieler im Vordergrund gerichtet bleibt – etwa beim Gerangel im 5-Meter-Raum vor einem Eckstoß. So erhalten die Zuschauer eine vielschichtige Sicht auf das Spiel.

Zwei Operatoren, die unmittelbar hinter der Bande neben den Schienen positioniert sind, übernehmen die Fernsteuerung der Railcam. Ein Operator steuert die Kameraeinstellungen (Schwenken und Neigen oder Ein- und Auszoomen), ein zweiter Operator steuert die Fahrt des Dollys auf der Schiene. Dabei immer fest im Fokus: das Spielgeschehen.

Robotic Camera

Die DFL setzt in der Bundesliga seit dem 5. Spieltag der Saison 2020/21 ein neues, automatisiertes Remote-Kamerasystem ein: die Robotic Camera. Sie fokussiert einen bestimmten Spieler von Kopf bis Fuß und verfolgt ihn mit Hilfe von Tracking-Daten völlig automatisiert auf Schritt und Tritt über die gesamte Dauer einer Partie.

Die DFL setzt mit der Robotic Camera ein neues automatisiertes Remote-Kamerasystem ein.

Die neue Kamera ermöglicht es, ohne zusätzlichen personellen Aufwand für Medienpartner individualisierten und – insbesondere mit Blick auf internationale Märkte – lokalisierten Content zu erstellen. Diesen können die Sender ihren Zuschauern in Vor- und Nachberichterstattung sowie auf digitalen Kanälen zur Verfügung stellen.

Zwei Kameraeinstellungen sind wählbar: »Semi Close« – diese Perspektive zeigt in einem größeren Radius auch das nähere Umfeld des porträtierten Akteurs. Und »Close« – das Kameraobjektiv fokussiert den Spieler dabei sehr nah vom Scheitel bis zu den Fersen und setzt ihn damit permanent bildfüllend in Szene. Im weiteren Verlauf der aktuellen Testphase sollen zudem noch weitere Kameraeinstellungen und -positionen getestet werden.

Ein offensives Dribbling, ein Tackling, ein Torschuss, vielleicht ein entscheidendes Laufduell: Ab sofort dokumentiert die neue Robotic Camera einen einzelnen Spieler während der gesamten Dauer eines Spiels und stellt die Bilder live zur Verfügung.

Die Robotic-Camera-Bilder werden für die nationalen und internationalen Lizenzpartner der DFL live per Stream distribuiert und sind variabel als zusätzlicher Videofeed, als Clips oder zur Spielanalyse einsetzbar. Ebenso sind zusätzliche Einstellungen beim Aufwärmen der Spieler oder exklusives Material für Trailerproduktionen möglich. Bei der Bundesliga-Begegnung zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München lag der Fokus der Kamera wechselnd auf den internationalen Topstürmern Robert Lewandowski (Polen) und Erling Haaland (Norwegen), aber auch auf weiteren nationalen und internationalen Stars wie Serge Gnabry und Joshua Kimmich, Gio Reyna (USA), Kingsley Coman (Frankreich) sowie Jadon Sancho (England).


So funktioniert die Robotic Camera.

Die Robotic Camera kann an beliebigen Positionen im Stadion installiert werden. Das eröffnet viele neue Möglichkeiten für faszinierende Perspektiven, die auch fernsteuerbar sind. Das Testsystem nutzt einen Robotik-Kamerasockel auf einem Stativ mit einer Grass Valley LDX C86n 4k und einem Fujinon HA18x5.5 und ist mittig auf der Tribüne angebracht. Mit der Software Polymotion Player von Nikon/MRMC (Mark Roberts Motion Control) wird die Kamera mit Hilfe von Tracking-Daten vollautomatisch im Stadion gesteuert und folgt so dem ausgewählten Spieler. Die Tracking-Daten stammen von dem auf Sportanalyse, Live-Tracking und Datenvisualisierung spezialisierten Unternehmen ChyronHego. Die Bedienung von Player kann im Stadion erfolgen, aber auch von London aus durch Nikon/MRMC durchgeführt werden.

Die Robotic Camera kann an beliebigen Positionen im Stadion installiert werden.

Ein erster Testlauf der neuen Robotic Camera unter Realbedingungen ist am 5. Spieltag beim Revierderby zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 gelungen und wurde von Viaplay in Skandinavien in deren Bundesliga-Sendung eingesetzt. Der frühere Bundesliga-Stürmer Jan Åge Fjørtoft analysierte als TV-Experte anhand der Bilder der Spezialkamera bei diesem Spiel unter anderem die Leistung von Erling Haaland.

»Die Robotic Camera ist der jüngste Neuzugang im Kameraportfolio des Basissignals. Unsere nationalen Medienpartner verfügen damit über eine zusätzliche Auswahl attraktiver und relevanter Kameraperspektiven für sowohl die Live-Übertragung als auch und insbesondere für Analysen in ihren linearen und digitalen Angeboten. In Verbindung mit den neuesten Datengrafiken der Bundesliga Match Facts heben wir mithilfe der Bilder der Robotic Camera zusätzliches Potential für spannende Use Cases rund um die Bundesliga-Berichterstattung«, sagt Marcus Beisiegel, Leiter Audiovisuelle Rechte National bei der DFL.

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