Festival, Film: 26.05.2025

Filmfest München 2025: Reihe Neues Deutsches Fernsehen

Acht Filme und acht Serien feiern in diesem Jahr beim Filmfest München ihre Weltpremiere auf der großen Leinwand.

Für Programmkuratorin Dr. Ulrike Frick steht das diesjährige Line-up exemplarisch für den Mut, die Innovationskraft und den technischen Anspruch des deutschen Fernsehens:

©Filmfest München
Dr. Ulrike Frick.

»Das Neue Deutsche Fernsehen ist mutig wie nie: Es scheut nicht davor zurück, kritisch zu sein und relevante Themen filmisch zu verarbeiten. Qualitativ zeigt diese Sektion, dass sich der Produktionsstandard in Deutschland auf beachtlich hohem Niveau befindet.«

Dr. Ulrike Frick, Programmerin Neues Deutsches Fernsehen 

Mit dabei sind bekannte Schauspielgrößen wie Tobias Moretti, Andrea Sawatzki, Christian Berkel, Moritz Bleibtreu, Julia Koschitz, Kostja Ullmann und Verena Altenberger – ebenso wie zahlreiche vielversprechende Newcomer_innen. In ihren Rollen erzählen sie von politischen Umbrüchen, persönlichen Krisen und gesellschaftlichen Herausforderungen.

Politik und Macht – damals und heute

Mit dem Thriller »Die Nichte des Polizisten« wird ein düsteres Kapitel deutscher Geschichte aufgearbeitet: Der Film thematisiert den Polizistenmord von Heilbronn (2007), der der NSU-Mordserie zugerechnet wird, und wirft einen kritischen Blick auf mögliche rechtsradikale Strukturen innerhalb staatlicher Institutionen. Regie führte Dustin Loose, der zuletzt an der deutsch-dänischen Serie »Die Affäre Cum-Ex« mitgewirkt hat.

©Mathias Bothor, Filmfest München
Still aus »Sturm kommt auf«.

Einen Blick zurück wirft Drehbuchautor und Regisseur Matti Geschonneck, der bereits bei Erfolgsfilmen wie »Unterleuten – Das zerrissene Dorf« oder »Die Wannseekonferenz« Regie geführt hat. Mit »Sturm kommt auf« hat er nun mit prominenter Besetzung den Roman »Unruhe um einen Friedfertigen« von Oskar Maria Graf adaptiert. Darin gerät ein Schuster in einem oberbayerischen Dorf zwischen die politischen Fronten, als der Faschismus nach dem Ersten Weltkrieg zunehmend erstarkt und die Dorfgemeinschaft entzweit. Auch in der zweiten Staffel der erfolgreichen Historienserie »Oktoberfest 1905« konkurrieren Familien auf brutale Weise miteinander – in diesem Fall um die Vorherrschaft als Großbrauerei auf dem größten Volksfest der Welt.

Jugend und mentale Gesundheit im Fokus

Wie junge Menschen mit inneren und äußeren Konflikten ringen, zeigen mehrere Produktionen eindrucksvoll. Die deutsche Variante »Euphorie«, basierend auf dem Originalformat »Euphoria« des israelischen Kabelsenders HOT, wirft beispielsweise einen mutigen und expliziten Blick auf die Sorgen und Ängste der Gen Z.

©ARD Degeto Film, Dreamtool Entertainment GmbH, Elliott Kreyenberg, Filmfest München
Still aus »Schattenseite«.

Wie tröstlich es sein kann, das eigene Leid mit anderen zu teilen, zeigt die Serie »Stabil« ). In einer Jugendpsychiatrie treffen vier Patient_innen aufeinander, die sich trotz oder gerade wegen ihrer Krankheiten gegenseitig Halt geben. Cybermobbing ist das Thema gleich zweier Produktionen: die Young-Adult-Thriller-Serie »Schattenseite« nach dem gleichnamigen Cybercrime-Roman von Jonas Ems und das Thriller-Drama »Eine bessere Welt«. 

Komik, Improvisation und medienkritische Reflexion

Hochkarätige Unterhaltung bietet die Impro-Komödie »Die Hochzeit«, die an nur einem Wochenende in den Tiroler Alpen entstand: Ein vermeintliches Hochzeitsfest entpuppt sich als Social-Media-Inszenierung – mit chaotischen Folgen für die ganze Familie.

©Filmfest München
Still aus »Die Hochzeit«.

In der Satire »Berühmt sein für Anfänger« wird eine Taxifahrerin zur Fake-Autorin. Bei einer Preisverleihung soll sie einen älteren Mann ersetzen, der Liebesromane unter weiblichem Pseudonym veröffentlicht. Andrea Sawatzki und Christian Berkel überzeugen hier als pointiertes Duo.

Mit viel Witz und Ironie erzählt »Miss Sophie – Same Procedure As Every Year« die Vorgeschichte des Kultklassikers »Dinner for One«: Wer waren die mysteriösen Herren, die Miss Sophie einst zum Geburtstag einlud? Dieser und weiteren Fragen geht die Komödie mit Mörder-Mysterie-Elementen nach.

Zwischen Traum und Abgrund

Was treibt Menschen an und wann verlieren sie sich selbst dabei?

©Jürgen Olczyk, Filmfest München
Still aus »All In«.

In »All In« verfolgt die junge Muslima Ayla ihre beruflichen Träume auf unkonventionellem Weg: am Pokertisch. »Theken-Cowboys« wiederum konfrontiert Kneipengänger mit existenziellen Fragen, nachdem sie auf der Späti-Toilette eine Leiche entdecken. In »Nix ist fix« brechen alte Konflikte auf, weswegen Freundschaften neu verhandelt werden. Sieben Freund_innen erkennen auf einer Bergtour, dass im Leben nichts bleibt, wie es ist. Dieser Erfahrung müssen sich in »Das verschwundene Kind« auch zwei Elternpaare stellen, als das Verschwinden ihres zwölfjährigen Sohns verschiedene Lebenslügen zum Vorschein bringt.

Die zerstörerische Kraft toxischer Beziehungen thematisiert die düstere Drama-Serie »naked«. Darin lässt sich eine Lehrerin auf eine Affäre mit einem sexsüchtigen Mann ein. Beide geraten in eine schwierige Co-Abhängigkeit.

©Filmfest München
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Im Medien-Thriller »Bis es blutet« verliert eine Nachwuchsjournalistin im Sog der Boulevardpresse zunehmend die Kontrolle. Regisseur Daniel Sager liefert eine kritische Auseinandersetzung mit journalistischer Ethik.

Preisverleihung

Die Bernd-Burgemeister-Fernsehpreise Bester TV-Film und Beste Serie werden am 29. Juni 2025 auf dem Filmfest München vergeben. Gestiftet werden die jeweils mit 25.000 Euro dotierten Preise von der VFF-Verwertungsgesellschaft für Eigen- und Auftragsproduktionen. Die dreiköpfige Jury besteht in diesem Jahr aus Dagmar Rosenbauer, Maren Knieling und Katrin Weikart.