Kamera, Test, Top-Story: 24.12.1999

Back on track

Mit dem DV-Camcorder GY-DV500 kehrt JVC Professional auf fast schon verlorenes Terrain zurück: preisgünstige Systeme für Profis. www.film-tv-video. de hat den GY-DV500 getestet. Neben der folgenden, gekürzten Online-Version steht der volle Wortlaut dieses Tests als PDF-File zum Download bereit.

B_IZTT_1299_JVCGYDV500Preisgünstig für Profis: JVC GY-DV500

Der GY-DV500 reiht sich vom äußeren Erscheinungsbild ganz klar in die Profi-Liga ein: Als Schulter-Camcorder mit der von den meisten Profis bevorzugten, gegenüber Consumer-Geräten etwas voluminöseren Bauweise, mit einem Wechselobjektiv und einem relativ großen Winkelsucher bestückt, entspricht er dem typischen Bild eines Profi-Camcorders.

Das Gewicht liegt in betriebsbereitem Zustand bei angenehmen rund fünf Kilogramm. Die Bildsignale generiert der GY-DV500 aus drei 1/2-Zoll-IT-CCDs. Funktionen wie Skin-Detail, variables Gamma- und Black-Stretch/Compress erlauben es, in die Signalverarbeitung einzugreifen.

Der Camcorder lässt sich in praktisch allen Funktionen manuell bedienen, es steht aber auch ein Vollautomatik-Modus zur Verfügung, bei dessen Aktivierung nur noch die Schärfe manuell eingestellt werden muß. Die Praxis zeigt allerdings, dass bei etlichen Profigeräten der Vollautomatik-Betrieb nicht besonders ausgereift und optimiert ist. Nicht so beim GY-DV500: Hier kommen auch dann recht gute Bilder aufs Band, wenn die Verantwortung für die Einstellungen bei der Elektronik liegt. Der permanente Weißabgleich etwa zeigte im Test nur selten kleinere Schwächen.

Das generelle Bedienkonzept des Camcorders überzeugt. Bei einigen Details haben sich die Konstrukteure allerdings Schwächen geleistet. So zeigte sich, dass etwa die Beschriftungen der Hauptbedienleiste des Camcorders in etlichen Situationen nicht oder nur sehr schwer lesbar waren. Dabei mussten die Verhältnisse aber keineswegs extrem sein: Blickt man bei normalem Tageslicht von hinten oben auf das seitliche Tastenfeld, etwa wenn der Camcorder auf dem Stativ montiert ist, tritt dieses Problem schon auf. Das ist kein dramatischer Mangel, kann aber durchaus störend sein.

Zweiter Kritikpunkt bei der Bedienung: Die Regler für die manuelle Tonaussteuerung machen einen etwas labilen Eindruck, der nicht gerade Zuversicht und Vertrauen weckt. Hier wurde definitiv an der falschen Stelle gespart, zumal andere Elemente des Audioteils durchaus überzeugen können, etwa der kanalweise schaltbare Low-Cut-Filter. Den Ton zeichnet der GY-DV500 wahlweise mit 16 Bit und 48 kHz oder mit 12 Bit und 32 kHz auf, wobei aber jeweils im Camcorder nur zwei Kanäle bespielt werden können.

Der GY-DV500 ist zwar teurer als alle Consumer-Camcorder, aber er macht dafür auch bessere Bilder und bietet Funktionen, die man im Consumer-Bereich nicht bekommt. Das ist neben einigen schon erwähnten Funktionen wie Skin Detail, Black-Stretch/Compress und per Menü verstellbarer Gammakorrektur auch die Funktion Variable Scan, die bei anderen Herstellern Syncro Scan oder ähnlich heißt. Diese Aufnahmefunktion ist zwar mittlerweile im Profibereich nichts Besonderes mehr, ihr praktischer Nutzen ist aber unverändert hoch und zeigt sich immer dann, wenn ein Computer-Monitor ins Bild kommt: Consumer-Camcorder werden dann vom großen Zittern erfasst, es laufen Balken und Streifen über den Monitor, die Bilder auf dem Schirm zappeln, ruckeln und zucken. Beim GY-DV500 greift man in diesem Fall gelassen auf die Funktion Variable Scan zu und passt damit die Belichtungszeit des Camcorders in feinen Schritten an die Bildfrequenz des Monitors an, bis die störenden Effekte verschwunden, oder zumindest soweit minimiert sind, dass sie nicht mehr alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Die Profi-Abteilung von JVC ist mit ihrem Einstieg ins DV-Geschäft etwas später dran, als sich viele Kunden und Händler das gewünscht haben. Nun soll für die Kunden wenigstens der Umstieg einfacher werden: JVC stattet den GY-DV500 mit einem Akkugehäuse aus, in das die weit verbreiteten und bei vielen Profis schon vorhandenen Akkus der Baugröße NP-1 passen. Man muss also nicht zwangsläufig mit dem Camcorder auch gleich ein neues Ladegerät und neue Akkus kaufen. Aber es gibt auch einen Anreiz, das zu tun: Von verschiedenen Herstellern gibt es mittlerweile Lithium-Ionen-Akkus in NP-1-Größe. Die sind nicht nur wesentlich leichter, sondern ermöglichen aufgrund ihrer höheren Kapazität auch wesentlich längere Betriebszeiten pro Akku.

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T_IZTT_1299_JVCGY_DV500.pdf