Virtuelle Welten beim SWR
Der SWR testete in einem Proof of Concept im Studio 6 in Baden-Baden die virtuelle Produktion mit mehreren Kameras und einer Sony-Verona LED-Wand.
Vorteile virtueller Produktion gegenüber Green Screen
Patrick Vogel, einer der Bildingenieure des Projekts, erklärt:

»Bei Greenscreen müssen wir extrem darauf achten, dass sich Personen vom Hintergrund abheben. Das bedeutet: viel Licht, keine reflektierenden Materialien, kein Nebel, keine grüne Kleidung. Bei Virtual Production haben wir diese Probleme nicht.«
Zudem ist das Endergebnis sofort sichtbar, es gibt keine aufwändige Postproduktion und auch keine Überraschungen beim Keying. Was live auf dem Monitor zu sehen ist, entspricht dem finalen Bild.
Verschiedene Test-Szenarien
Beim Pen-&-Paper-Format »Fehler im System« arbeitete der SWR mit sechs virtuellen Sets.

Matthias Paha erläutert: » Für das Pen-&-Paper-Format konnten wir zwischen einem realen Set und einem virtuellen Set wechseln. Das heißt, die Spieler konnten vom Tisch aufstehen und durch eine Wand in eine virtuelle Welt gehen«. Der Wechsel von einem Set ins andere kann dabei in Sekundenschnelle stattfinden.
Der SWR testete im Rahmen des POC auch noch fünf weitere Anwendungsfälle aus verschiedenen Produktionsgenres. Dabei lag der Fokus auf der Machbarkeit dieser Szenarien.
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Studio 6 befindet sich im SWR-Medienzentrum in Baden-Baden. Bei »Cosplay Masters« ging es darum, ein Innovationsformat mit Blick auf zügiges Prototyping zu testen – auch mit Blick darauf, die Kosten für Real-Dekobau zu vermeiden.
- Bei »Kochen in Epochen« sollte eine Live On Tape Studioshow evaluiert werden.
- In der Show »Herzenssache« legte der SWR den Fokus auf eine Produktion ohne Dekobau und die Abwicklung eines Telefonpanels in der Musikshow.
- Beim Erklärformat »Space Explainer« wurden mehrere Social-Media-Formate in einer virtuellen Produktion evaluiert.
- Im Usecase »Fly« sollte ein Trailer entstehen, bei der die Moderatorin Lea Wagner an einem Seilsystem aufgehängt wurde und einen Sprung von einer virtuellen Schanze simulierte.

Resümee
Matthias Paha bilanziert, dass Virtual Production sehr viel Kreativität ermöglicht – für die Technik ebenso wie für die Bildgestaltung und die Formatentwicklung.

»Wir sind beeindruckt von der Präzision, die das System bietet in Verbindung mit Tracking und Unreal Engine. Aber es hat natürlich auch seine Grenzen. Viel hängt von der Rechnerleistung ab, und bei Produktionen mit mehreren Schauspielern muss die LED-Wand eine gewisse Größe haben, damit man arbeiten kann.«
Michael Eberhard, SWR Direktor Technik und Produktion, sagt über das Projekt: »Das virtuelle Produzieren mit mehreren getrackten Kameras kann für die Medienwelt ein echter Game Changer sein – in vielerlei Hinsicht: Wir gewinnen dadurch gestalterische Möglichkeiten, werden effizienter, flexibler und sparsamer. Zudem könnte die Technologie Türen öffnen, wenn beispielsweise mehrere Sender ein Virtual Production Studio gemeinsam nutzen können.«
Seite 1: POC – Komponenten der Multikameraproduktion
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