IBC, IBC2025, Live, MXL: 25.09.2025

MXL: Offener Standard für die Zukunft der Live-Medienproduktion

Media eXchange Layer (MXL) sorgt mit standardisierter Interoperabilität für einen völlig neuen Ansatz in softwarebasierten Broadcast-Workflows.

Die Medienproduktionsbranche steht vor einem fundamentalen Wandel. Während die rasante Entwicklung von Rechenleistung und Netzwerkinfrastruktur neue Möglichkeiten eröffnet, bringt der Übergang von hardware-zentrierten zu softwaredefinierten Lösungen auch erhebliche Herausforderungen mit sich. Media eXchange Layer (MXL) – eine Initiative der European Broadcasting Union (EBU) – könnte der Schlüssel zur Lösung dieser Probleme sein.

Der folgende Text basiert auf Informationen der EBU.


Mike Cronk von TVU Networks beschreibt »The Beauty of MXL«.
Interoperabilitätsproblem der modernen Broadcast-Industrie

Die professionelle Broadcast-Branche bewegt sich zunehmend in Richtung virtualisierter Umgebungen, die größere Flexibilität, Skalierbarkeit und operative Agilität versprechen. Doch diese Transformation schafft neue Hürden: Multiple Anbieter, proprietäre Frameworks und unterschiedliche Technologie-Stacks verhindern oft die nahtlose Integration verschiedener Systeme über verteilte Netzwerke hinweg. Das Resultat: gehemmte Innovation und eingeschränkte Effizienz in modernen Broadcast-Workflows.

MXL in 4 Punkten
  • MXL konzentriert sich auf den Medienaustausch.
  • MXL legt den Schwerpunkt auf die Softwareentwicklung und schnelle Entwicklungsiterationen.
  • MXL ist eine gemeinsame Initiative von professionellen Anwendern und Lösungsimplementierern.
  • MXL ist eine globale Initiative, die nicht auf ein einzelnes Unternehmen oder eine Region beschränkt ist.

Quelle: EBU

Die DMF-Vision: Cloud-Hyperscaler-Modell für Broadcasting
Bei der IBC war MXL an vielen Stellen ein Thema …

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, schlägt die EBU Dynamic Media Facility (DMF) Initiative eine standardisierte Architektur vor, die sich am Cloud-Hyperscaler-Modell orientiert. In dieser Architektur werden diskrete Medienfunktionen – modulare Bausteine für die Aufnahme, Verarbeitung und Auslieferung von Inhalten – auf einer gemeinsamen, container-basierten Plattform bereitgestellt.

Diese Funktionen können bedarfsgerecht provisioniert und skaliert werden. Entscheidend ist dabei die strategische Platzierung: Sie erfolgt dort, wo Rechenleistung, Speicher und Bandbreite am besten verfügbar sind – sei es vor Ort, am Netzwerkrand oder in öffentlichen oder privaten Clouds.

… und die Vorträge stießen auf großes Interesse.
MXL: Das Herzstück der neuen Architektur

Im Zentrum der DMF-Architektur steht die Media eXchange Layer (MXL) – eine hochleistungsfähige Datenebene, die darauf ausgelegt ist, die Kommunikation zwischen verteilten Medienfunktionen zu vereinfachen und zu beschleunigen.

MXL ermöglicht völlig neue Produktionsparadigmen, einschließlich asynchroner »schneller-als-live« Workflows. Diese erlauben es Teams, Inhalte flexibler und schneller zu produzieren, als es traditionelle lineare Modelle ermöglichen. Darüber hinaus unterstützt das erweiterbare Design auch neue Medienformate, wodurch die Architektur optimal auf den technologischen Fortschritt vorbereitet ist.


Jens Gnad über MXL.
Ian Fletcher, Grass Valley, erklärt MXL

»In der schnelllebigen und sich ständig verändernden Broadcast-Landschaft von heute werden traditionelle Workflows zunehmend durch agile, softwaregesteuerte Lösungen ersetzt, die Effizienz, Flexibilität und Kosteneffizienz in den Vordergrund stellen. MXL geht diese Anforderungen direkt an, indem es ein robustes, skalierbares Framework bereitstellt, das eine nahtlose Kommunikation zwischen unterschiedlichen Mediensystemen ermöglicht.

Diese Erklärung stammt aus einem Text von Ian Fletcher.

MXL ist somit mehr als nur ein Open-Source-Softwareprojekt – es ist ein ehrgeiziges Vorhaben zur Schaffung eines standardisierten Echtzeit-In-Memory-Austauschprotokolls, das Video-, Audio- und zeitgesteuerte Metadaten in modernen, verteilten Medienproduktionsumgebungen miteinander verbindet. 

Im Kern basiert MXL auf der Idee, dass Interoperabilität und Zusammenarbeit für das Wachstum der Branche von entscheidender Bedeutung sind. Durch die Nutzung von Open-Source-Prinzipien erleichtert MXL Medienunternehmen jeder Größe den Zugang zu modernster Technologie und trägt so zu einer innovativeren und integrativeren Zukunft für die Erstellung und Verbreitung von Inhalten bei. Diese Initiative stellt einen wichtigen Wendepunkt in der Rundfunktechnologie dar – einen Übergang von alten, hardwareorientierten Systemen zu dynamischen, softwareorientierten Produktionsumgebungen, die den Herausforderungen der modernen Medienbereitstellung besser gerecht werden.«

Hier geht’s zum Text in der vollen Länge. 

»Implement-First«: Praxisnaher Ansatz für breite Adoption

Um eine breite Akzeptanz in der Branche zu fördern, verfolgen die European Broadcasting Union (EBU), die North American Broadcasters Association (NABA) und die Linux Foundation eine »Implement-First«-Strategie. Dieser praktische, hands-on Ansatz basiert auf enger Zusammenarbeit mit Broadcastern und Technologieanbietern.

Das Ziel: Die Entwicklung eines Open-Source-Software-Development-Kits, das Interoperabilität fördert und reale Anwendungsfälle für die MXL demonstriert. Ein wichtiger Meilenstein wurde bereits erreicht: Im Juni 2025 wurde die erste Alpha-Version dieses SDKs veröffentlicht.

Anwendersicht

Rainer Kampe, CTO von Broadcast Solutions, sprach schon beim Broadcast Innovation Day 2025 über die positiven Entwicklungen im Bereich MXL und schilderte aus Anwendersicht die Vorteile, die es hat, wenn Hersteller und Anwender miteinander sprechen und bisherige Silos überwinden.


Rainer Kampe über die Vorteile von MXL für Anwender.
Vision für die Zukunft

Die DMF-Initiative strebt danach, eine neue Grundlage für offene, interoperable softwarebasierte Live-Produktion zu etablieren. Diese Basis soll robust, zukunftssicher und in der Lage sein, Innovation im gesamten Medien-Ökosystem zu unterstützen.

Mit MXL könnte die Broadcast-Industrie endlich das volle Potenzial moderner, cloud-nativer Technologien ausschöpfen – ohne dabei die Flexibilität und Innovationskraft durch proprietäre Silos zu verlieren. Der Standard verspricht eine Zukunft, in der verschiedene Systeme nahtlos zusammenarbeiten und neue, effizientere Produktionsworkflows ermöglichen.

Die Entwicklung zeigt: Die Zukunft des Broadcastings wird offen, vernetzt und software-definiert sein.