Top-Story: 18.04.2006

Hollywood inside: EFilm

Postproduction-Trends aus Hollywood — Site-Report EFilm: Für alles die passende Speziallösung. (PDF-Download am Ende des Textes.)

EFilm ist eine feste Größe in Hollywood: Viele der großen Blockbuster nehmen die Lab-Services des Unternehmens in Anspruch oder durchlaufen in der Postproduktion eine oder mehrere Stationen bei EFilm. Eine besondere Rolle spielen bei EFilm die Digital-Intermediate-Services, bei denen das Unternehmen eine Pionier- und Führungsrolle einnimmt und die es in den vergangenen Jahren optimiert hat.

Michael Cooper, VP Business Development, erläutert, dass EFilm allein bis zum Ende des vergangenen Jahres schon mehr als hundert Hollywood-Spielfilme in 2K farbkorrigiert und per DI-Prozess bearbeitet habe. »DI in 2K ist für uns längst schon der Standard«, sagt Cooper, »und jetzt sind wir dabei, unsere DI-Pipeline für 4K-Produktionen zu optimieren«.

Schon 2004 begann für EFilm die 4K-Ära: Damals durchliefen »Spiderman 2« und »Ocean’s Twelve« den DI-Prozess in 4K, im Jahr darauf waren es schon sechs Produktionen, darunter die Spielfilme »Casanova« und »Jarhead«. Für dieses Jahr erwartet Michael Cooper einen noch stärkeren Schub in Richtung 4K, denn die Qualität, die sich mit DI in 4K erzielen lassen, sei gerade für die hochwertigen High-End-Produktionen ein echtes Plus. Wenn es darum gehe, die Auflösung des gedrehten Filmmaterials weitgehend zu erhalten, führe kein Weg an 4K vorbei, so Cooper. Er geht auch davon aus, dass bei EFilm schon in den kommenden zwei Jahren die Mehrzahl der Filme in 4K bearbeitet werde.

Dass die technischen Strukturen dafür besonders anspruchsvoll sind, versteht sich von selbst, und Bill Feightner, der Technische Direktor von EFilm, schreckt vor keiner noch so großen Aufgabe zurück, wenn es darum geht, neue technische Lösungen für EFilm zu entwickeln. Rund 30 Mitarbeiter helfen ihm dabei, bestehende Systeme zu optimieren, Zusatzprogramme und auch ganz neue Systeme für EFilm zu entwickeln. »Eigentlich gibt es nichts, was wir so verwenden, wie es der Hersteller ausliefert«, berichtet Bill Feightner und sagt ganz offen, dass es in Hollywood eben immer darum gehe, einen Tick besser als die anderen zu sein – und das gehe nur mit Speziallösungen.

Eine solche Speziallösung von EFilm ist die Color Grading-Suite »EWorks«. Sie basiert zwar auf Colorfront-Technologie, die ja auch die Grundlage für das Autodesk-System Lustre ist, wurde aber von Bill Feightner und seinem Team aufgebohrt, angepasst und liefert aus deren Sicht auch bessere Ergebnisse. Aus der Sicht von EFilm wiederholt sich im Bereich DI derzeit, was schon vor Jahren bei den Visual Effects stattgefunden habe: Damals ging es darum, die Anforderungen der FX-Leute schon beim Dreh bestimmter Szenen zu berücksichtigen — und jetzt gehe es darum, die Anforderungen des DI-Prozesses schon beim Dreh zu beachten. »Im Prinzip ist der DI-Prozess so etwas wie Visual-FX-Arbeit an einem kompletten Film«, urteilt Michael Cooper.

Ein Prävisualisierungssystem, das EFilm für den Einsatz direkt am Set entwickelt hat, soll die Kommunikation zwischen den an diesem Prozess Beteiligten erleichtern. Es erlaubt im Zusammenspiel mit digitalen Kameras schon am Set, Grading-Previews zu sehen und erste Looks zu generieren. Dabei wird ein Signal aus der Kamera direkt in das System gespielt und dort ersten DI-Prozessen unterzogen. Die so entstehenden Looks lassen sich speichern, später direkt in der DI-Suite bei EFilm übernehmen, weiter optimieren und verfeinern. So verläuft das Grading effektiver für alle Beteiligten.

Auf die Frage, bis wann sich digitale Kameras auch bei den großen Hollywood-Blockbustern durchsetzen, reagieren allerdings Feightner wie auch Cooper zurückhaltend. Kameras wie etwa die Origin von Dalsa oder die Genesis von Panavision bedeuteten zwar schon große Fortschritte, doch die beiden Experten sind sich darin einig, dass bei großen Produktionen der Dreh auf Film wohl noch für eine lange Zeit das Maß aller Dinge bleibe. Die praktisch unangefochtene Rolle des Films in der Akquisition von Hollywood-Filmen kontrastiert aber stark mit dem, was EFilm für die Bearbeitung und Distribution vorhersieht und auch derzeit schon praktiziert. Bei der Archivierung dagegen, setzt auch EFilm neben Datenspeichermedien auch auf Film — allerdings auf die Archivierung von drei einzelnen Farbauszügen in Gelb, Cyan und Magenta (YCM) auf Schwarzweißfilm. Beim von EFilm angebotenen Verfahren werden die Farbauszüge direkt aus dem digitalen Master generiert und mit einem Filmrecorder belichtet.

EFilm: Unternehmens-Infos

EFilm bietet Dienstleistungen rund um die Bereiche Digital Intermediate und Digital Lab. Im DI-Bereich gehört EFilm zu den Pionieren in Hollywood und hat den DI-Prozess schon früh eingeführt und etabliert. Mittlerweile arbeitet EFilm intensiv daran, DI in 4K voranzubringen. Der zweite große Geschäftsbereich von EFilm sind die Digital-Lab-Services, die Scanning, Film-Recording, Bildbearbeitung wie auch Vorarbeiten für die digitale Material-Archivierung umfassen.

Bis zum Jahr 2001 war das Unternehmen im Privatbesitz, mittlerweile gehören 80% Panavision und 20% den Deluxe Laboratories. EFilm beschäftigt rund 140 Mitarbeiter, allein 30 davon in der Entwicklung – Beleg dafür, dass EFilm sich nicht nur als Anwender und klassischer Postproduction-Dienstleister sieht, sondern mit eigenen Entwicklungen neue technische Lösungen sucht und Maßstäbe setzt.

EFilm: Hard- und Software

Filme, die bei EFilm den DI-Prozess durchlaufen, werden zunächst mit Imagica-Scannern abgetastet – den neuen Scanner von Arri evaluiere man derzeit noch, so EFilm. »Üblicherweise scannen wir in 4K«, berichtet CEO Joe Matza, »und rechnen die Files per Down-Res auf 2K-Auflösung herunter. Damit erhalten wir qualitativ sehr hochwertige 2K-Bilder, die aber lange nicht so viel Speicherkapazität und Bandbreite benötigen, wie 4K-Material.« Im nächsten Schritt erfolgt das Color Grading mit dem EWorks-Color-Grading-System. Für die Bildbeurteilung kommen in den Suiten 2K-Projektoren von Barco zum Einsatz (100P). Bill Feightner merkt an, dass EFilm die Projektoren in den Suiten modifiziert und die optischen Komponenten optimiert habe, um damit bestmögliche Ergebnisse im Grading erzielen zu können. Auf den Einsatz eines 4K-Projektors in den Suiten hat EFilm bis dato noch verzichtet, denn aus Sicht von Bill Feightner bietet der bislang einzige verfügbare 4K-Projektor von Sony noch nicht den Kontrastumfang, den er sich wünscht.

Um die riesigen Datenmengen, die EFilm zwischen den einzelnen Bearbeitungsstationen hin- und herschaufelt bewältigen zu können, setzt das Postproduktionshaus weitgehend auf SGI-Speicher- und Server-Systeme. Mittlerweile stehen nahezu 300 Terabyte Speicher zur Verfügung. Die installierte Hard- und Software-Architektur erlaubt die parallele Echtzeitwiedergabe von 2K-Material in mehreren Suiten gleichzeitig. Dank CXFS, dem Shared-File-System von SGI, können mehrere Applikationen gleichzeitig auf das Material auf dem SAN-Speicher zugreifen und damit arbeiten, was die Abläufe bei EFilm vereinfacht und flexibler gemacht hat.

Am Ende der Bearbeitung steht die Ausbelichtung des digitalen Materials auf Film. Als Post-und Transfer-Facility ist EFilm hierfür gut eingerichtet. Allein schon die Menge an Geräten, die EFilm dafür einsetzt, ist überraschend: 13 Laser-Filmrecorder von Arri teilen sich bei EFilm einen unscheinbaren Raum und belichten digitale Bilddaten auf 35-mm-Film.

In der Archivierung setzt EFilm auf Near-Term-Disk-Storage und vor allem auf Band-Robotersysteme. In jüngster Zeit hat sich auch eine weitere Archivierungsmethode auf Film etabliert: das YCM-Separation-Master. Dabei generiert EFilm aus dem DI-Datenmaster drei Farbauszüge in Gelb, Cyan und Magenta (YCM) und belichtet diese auf ein spezielles Kodak-Filmmaterial, das speziell für diese Art der Archivierung gedacht ist und selbst bei extrem langen Lagerzeiten keine Tendenz zum Ausbleichen entwickeln soll. Aus dem YCM-Separation-Master lässt sich dann später wieder ein neues, digitales Master rekonstruieren.

Wenn Sie auf den unten stehenden PDF-Dateinamen klicken, können Sie ein PDF herunterladen, das alle vier Teile des Hollywood-Postproduction-Specials enthält.

Downloads zum Artikel:

T_0406_PostHollywood.pdf