Branche: 12.01.2008

Technische Oscars auch für deutsche Entwicklungen

Für technische und wissenschaftliche Leistungen verleiht die Academy of Motion Picture Arts and Sciences (Ampas) in den USA verschiedene Preise, die unter dem Oberbegriff »Technik-Oscars« zusammengefasst werden. Einige davon gehen in diesem Jahr auch an Mitarbeiter der deutschen Firmen Flowline, Ottec und P+S-Technik.

Insgesamt prämiert die Ampas in diesem Jahr zehn wissenschaftliche und technische Entwicklungen mit einer Auszeichnung.

In der Königsklasse, dem »Academy Award of Merit«, der mit einer Oscar-Statuette verbunden ist, wird in diesem Jahr Kodak für die Entwicklung der Vision2-Farbnegativ-Emulsion geehrt.

»Scientific and Technical Achievement Awards« in Form einer Plakette erhalten in diesem Jahr auch einige Mitarbeiter deutscher Firmen:

So werden Sebastian Cramer und Andreas Dasser für den Minidolly Skater von P+S Technik ausgezeichnet. Vom Regisseur und Kameramann Cramer stammen Idee und Konzept, vom Leiter der Entwicklung und Geschäftsführer bei P+S Dasser die technische Umsetzung der Skater-Dolly-Familie. Skater ermöglicht Low-Lens-Fahrten und zeichnet sich durch schnellen Aufbau und flexible Einsätze auch in beengten Räumen aus, so die Academy.

Jörg Pöhler und Rüdiger Kleinke von Ottec Technology erhalten den Preis für Design und Entwicklung der akku-betriebenen Nebelmaschinen der Baureihe Tiny Foggers. In der Begründung heben die Juroren hervor, dass die kompakten, fernsteuerbaren Nebelmaschinen den sicheren Betrieb in einem neuen Bereich von Special Effects ermöglichen, der mit größeren, konventionellen Nebelmaschinen nicht realisierbar wäre.

Stephan Trojansky, Thomas Ganshorn und Oliver Pilarski von der Flowline GmbH werden für die Software Flowline ausgezeichnet, eine Effektsystem mit dem sich Flüssigkeits- und Gaseffekte erzeugen und gestalten lassen. Die Jury nennt besonders die Flexibilität und den Einsatz paralleler Computerprozesse als Besonderheiten von Flowline, wodurch sich schnell realistische, detaillierte Effektsequenzen mit Flüssigkeiten erzeugen lassen. Die Flowline GmbH arbeitet eng mit Scanline zusammen — auf deren Website es weitere Infos zur Software gibt — ist aber ein eigenständiges Unternehmen.

Der Themenkreis mit dem sich die Flowline-Mitarbeiter beschäftigt haben, spielte in diesem Jahr insgesamt eine große Rolle.

Weitere Plaketten erhalten: Dr. Doug Roble, Nafees Bin Zafar und Ryo Sakaguchi für die Entwicklung einer Software für die Simulation von Flüssigkeiten für Digital Domain. Innovative Algorithmen und verfeinerte Weiterentwicklungen bekannter Techniken ermöglichen hier aus Sicht der Juroren Wassereffekte im großen Maßstab.

Nick Rasmussen, Ron Fedkiw und Frank Losasso Petterson haben für Industrial Light & Magic (ILM) ebenfalls eine Software für Wassereffekte entwickelt, die von der Ampas ausgezeichnet wird. Es dient zur Simulation von Wassereffekten innerhalb von ILMs Zeno-System.

Eine Urkunde erhalten die folgenden Träger eines »Technical Achievement Awards«:

Victor Gonzalez, Ignacio Vargas und Angel Tena haben die RealFlow-Software entwickelt, die aus Sicht der Jury preiswürdig ist als erste weit verbreitete, frei verkäufliche und einfach anwendbare Flüssigkeitssimulation für den Spielfilmbereich.

Mit Jonathan Cohen, Dr. Jerry Tessendorf, Dr. Jeroen Molemaker und Michael Kowalski wird ein weiteres Team ausgezeichnet, das ein Software-Tool für Flüssigkeitseffekte entwickelt hat: ein Fluid Dynamics Tools für die Postproduction-Firma Rhythm & Hues.

Duncan Brinsmead, Jos Stam, Julia Pakalns und Martin Werner haben das Fluid Effects System für die 3D-Software-Maya entwickelt.

Handfester wird es bei der Auszeichnung für Christien Tinsley: Er hat für den Make-Up-Bereich mit den »Tinsley Transfers« eine Transfer-Technik entwickelt, die es erlaubt, 2D- and 3D-Makeup wie Tätowierungen, Narben, Muttermale, Wunden oder anatomische Veränderungen schnell und exakt wiederholbar zu übertragen.

Mit dem »Award of Commendation« in Form einer speziellen Plakette wird der Wissenschaftler Jonathan Erland ausgezeichnet, der sich mit dem »High-Speed Emulsion Stress Syndrome« bei Filmmaterial befasst hat.

Die John A. Bonner Medaille erhält David S. Inglish für seine Verdienste um die Academy of Motion Picture Arts and Sciences.

Den Gordon E. Sawyer Award in Form einer Oscar-Statuette kann David A. Grafton in Empfang nehmen, der damit für seine technischen Entwicklungen ausgezeichnet wird.

Über die »Technischen Oscars«

Neben den Oscars für gestalterische und künstlerische Leistungen verleiht die Academy of Motion Picture Arts and Sciences (Ampas) in den USA in jedem Jahr auch verschiedene technisch-wissenschaftliche Auszeichnungen. Sie können gemäß den Statuten der Ampas für Geräte, Methoden, Formeln, Entdeckungen und Erfindungen verliehen werden, die »einen besonderen, außerordentlichen Wert für die Kunst und Wissenschaft des Films haben« und auch tatsächlich eingesetzt werden.

Dabei gibt es drei Klassen: Den »Academy Award of Merit« der mit einer Oscar-Statuette verbunden ist. Den »Scientific and Engineering Award«, der als vergoldete Plakette mit kleiner, integrierter Oscar-Statuette ausgeführt ist. Zudem werden »Technical Achievement Awards« in Form einer Urkunde verliehen.

Bei den technischen Oscars muss die prämierte Entwicklung nicht aus dem vergangenen Jahr stammen, sondern kann schon länger im Markt vertreten sein. Alle technischen Auszeichnungen werden üblicherweise an Personen und nicht an Unternehmen vergeben. Die Verleihung erfolgt im Rahmen einer von der weltbekannten Oscar-Gala abgespaltenen Veranstaltung in den USA — in diesem Jahr im Luxushotel Beverly Wilshire in Los Angeles am Samstag den 9. Februar 2008. Teile dieser Verleihung werden später als Aufzeichnung in die große Oscar-Verleihung am 24. Februar 2008 integriert — wenn diese durch den aktuellen Streik der Drehbuchautoren und die Solidaritätsbekundungen anderer Filmschaffender bedrohte Gala in diesem Jahr überhaupt stattfinden kann.