Google – das neue Microsoft?
Die Frage nach dem Lieblingsfeind brachte unter IT-Anwendern jahrelang die gleiche Antwort: Microsoft. Als zu groß, zu mächtig, zu selbstherrlich empfanden viele diesen Riesen, der auf Grund seiner Marktmacht — so schien es — durchsetzen, blockieren oder plattmachen konnte, was er wollte. Dass der Konzern seinen Kunden immer wieder mangelhafte Software zu überhöhten Preisen aufzwang und die frühere Garagenfirma von Bill Gates ihre De-Facto-Monopolstellung gnadenlos ausnutzte, das wurde im Lauf der Zeit auch vielen loyalen Microsoft-Anhängern zuviel.
Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: Auf Betriebssystem-Ebene wuchs die Zahl der Linux-Anhänger und –Nutzer. Von den Kartellbehörden gab es für Microsoft immer wieder eines über die Hörner. Konkurrenten fanden Lücken, so konnte sich etwa Apple mit iPod und iTunes aus seiner Nische heraus bis weit in die Microsoft-Rechnerwelt verbreiten. Mit dem iPhone schickt sich Apple an, auch noch den Telekommunikations- und Handheld-Markt aufzumischen.
Die Dominanz von Microsoft wird mittlerweile nicht mehr als ganz so groß empfunden wie früher, aber die Zahlen sprechen weiterhin für sich. Das lässt sich ganz konkret auch mit aktuellen statistischen Werten von film-tv-video.de belegen: 57 % der Zugriffe erfolgen von Rechnern mit Windows XP, dann kommt MacOS mit 28 %, gefolgt von Vista (9 %), Windows 2000 (2 %) und Linux (1%).
Wendet man den Blick von den Betriebssystemen auf die Browser, zeigt sich ein anderes Bild: 40 % Firefox, 33 % Internet Explorer, 20 % Safari, 3 % Opera, der Rest liegt unter 0,5 % — auch der Google-Browser Chrome. Weder Microsoft noch Google liegen hier vorn.
In anderen Bereichen spiegelt sich dagegen ganz eindeutig, dass Ende 1998 Larry Page und Sergey Bryn angetreten sind, um Microsoft das Fürchten zu lehren: Mit Google ist ihnen das bei den Suchmaschinen auf der ganzen Linie gelungen. Auch das lässt sich bei film-tv-video.de beobachten: Nicht nur kommen die meisten neuen Nutzer über Google zu film-tv-video.de, an Google geht auch der größte Teil unseres Werbebudgets.
Nun schickt sich Google an, immer weitere Bereiche des Webs und des IT-Bereichs insgesamt zu übernehmen. Was vor zehn Jahren in einer kalifornischen Garage begann (wo sonst?), hat heute eine Marktdominanz erreicht, die mittlerweile bei manchem Internet-Nutzer ähnliches Unwohlsein auslöst, wie der Gigant Microsoft das vor ein paar Jahren tat.
Wer heute im Internet unterwegs ist, kommt an Google kaum noch vorbei, und zwar nicht nur wegen der allmächtigen Suchmaschine. Sie sehen sich einen Videoclip auf YouTube an? Gehört seit zwei Jahren zu Google. Sie wollen wissen, wo genau das Ferienhaus liegt, das Sie gerade im Internet gesehen haben? Dann prüfen Sie vermutlich mit Google Maps, ob die sonnige Terrasse tatsächlich so günstig liegt, wie es die Google-Anzeige versprochen hat. Sie schreiben von unterwegs eine Mail an zuhause oder verwalten Ihren privaten Kalender im Internet? Dann nutzen Sie vielleicht einen der vielen Online-Services von Google. Kurzum: Google ist überall, auch da, wo Sie vielleicht noch gar nicht waren, aber bald hin möchten.
Und vielleicht ist Google auch da, wo Sie das Unternehmen auf keinen Fall haben möchten: etwa in Ihren Suchprofilen, in Ihren E-Mails, Ihren Terminen — also in vielen persönlichen Daten, von denen Sie vermutlich nicht möchten, dass sie ausgewertet oder gar weitergegeben werden.
Damit das nicht geschieht, musste Google in den vergangenen Monaten immer wieder die Nutzungsbedingungen für seine Softwares und Dienste ändern, denn die Zahl der Skeptiker — oder je nach Sichtweise vielleicht auch der Paranoiden — sie wächst. Das dürfte auch erklären, weshalb das neueste Google-Produkt, der Internet-Browser Chrome, mit mehr Anlaufschwierigkeiten kämpfen muss, als sich Google das erhofft hatte. Will man wirklich haben, dass Google nicht nur ständig speichert und mitprotokolliert, wenn man sich im Web bewegt, sondern dass mit Chrome auch noch die letzte Hürde zum Durchgriff auf die eigene Festplatte fällt?
Löst Google damit nun Microsoft als meistgeliebten Feind des Anwenders in der IT-Branche ab? Zumindest ist der Konzern auf dem Weg zum Monopolisten, aber vielleicht sind die Internet-Nutzer wachsam genug, um rechtzeitig die Grenzen zu ziehen — zumindest bei Chrome hat es bisher funktioniert. Und schließlich kann man auch mehr als einen Feind haben.
Sie werden sehen.