Editorial, Kommentar, Top-Story: 11.08.2010

Alles Stereo-3D

Zu den Consumer-Messen IFA und Photokina wird in diesem Jahr eine weitere Flut von Stereo-3D-Neuheiten auf die Menschheit niederprasseln. Kein namhafter Hersteller von TV-Geräten wird es sich nehmen lassen, mindestens einen 3D-Fernseher vorzustellen.

Aber was sollen die Endkunden darauf anschauen? Wie viele Haushalte haben überhaupt einen Blu-ray-Player? Wer kann in Deutschland Fernsehen in Stereo-3D empfangen?

Dieses Problem ist den Herstellern natürlich auch bewusst — selbst wenn sie anderes kommunizieren und etwa behaupten, dass schon heute Unmengen an 3D-Material verfügbar seien, eine wahre Flut davon unmittelbar ins Haus stehe und man ja zudem auch mit Consumer-Camcordern und –Fotoapparaten ganz leicht selbst perfekte 3D-Aufnahmen machen könne.

Tatsächlich wird aber zunächst aus Mangel an echtem Stereo-3D-Futter für die neuen 3D-Bildschirme, das Thema Fake-3D einen Boom erleben: Fernseher, die aus 2D-Signalen mit verschiedenen technischen Tricks einen Tiefeneindruck herauskitzeln — zum Teil mit mehr als dürftigen, aber zum Teil sogar mit verblüffenden Ergebnissen.

Und hier beginnt ein Problem, das dem Thema Stereo-3D im TV- und im Heimkinobereich sehr rasch Mühe bereiten könnte: Es gibt keinen Schutz für den Begriff 3D, es gibt kein Qualitätssiegel und keine Norm, vielmehr kann jeder auf jedes noch so schrottige Gerät einen kunstvollen 3D-Schriftzug kleben. Anders als im Kinobereich, wo man derzeit im allgemeinen einen recht hohen Qualitätslevel erwarten kann, wenn man einen Film in Stereo-3D anschaut, ist das im Heimbereich in keiner Weise gewährleistet.

So könnte sich das Thema 3D rasch abnutzen, zum Gimmick verkommen. Wenn dann noch »echte« Stereo-3D-Produktionen hinzukommen, die mangelhaft umgesetzt wurden, dann kann es passieren, dass der ganze Zauber so rasch wieder in der Ecke vor sich hinkümmert, wie er nun ins Rampenlicht gezerrt wurde.

Auch von dieser Seite aus bleibt also das Thema Stereo-3D mehr als spannend.

Sie werden sehen.