Branche: 31.05.2012

Second Screen: Hype oder ernsthafter Trend?

Der Trend zum Second Screen stand im Mittelpunkt von sechs Fachvorträgen und der Podiumsdiskussion beim 21. Symposium der Deutschen TV-Plattform. Eine Zusammenfassung.

Zwar birgt die gleichzeitige Nutzung von Smartphones, Tablet-PCs oder Laptops mit dem stationären Fernseher die Gefahr der Ablenkung. Doch der Fernsehbildschirm gerät dadurch nicht ins Hintertreffen – im Gegenteil, so das Fazit der Veranstaltung. Durch intelligente Vernetzung und Synchronisation der Geräte können gerade TV-Sender von den Multiscreen-Anwendungen profitieren. Für die Zuschauer bieten die Second Screens einen klaren Mehrwert durch weiterführende Informationen, bequeme Interaktion und Social TV, folgern die Teilnehmer des Symposiums der Deutschen TV-Plattform.

Zuschauer wollen mit dem Fernsehprogramm interagieren und am gemeinschaftlichen Erlebnis partizipieren, sagte Guido Bülow vom Südwestrundfunk. Der Online-Experte gab einen umfassenden Überblick über weltweite Apps und Plattformen für Second Screen-Anwendungen. Mit dem Einsatz solcher Apps können TV-Sender heute ihre Zuschauer aktiv einbinden, wie erste Erfahrungen beispielsweise mit »Tatort+« als Verlängerung der Sendung ins Web zeigen.

Auch Stephen Strubel von ProSiebenSat.1 bewertete den Einsatz von interaktiven Applikationen als wichtige Strategie zur Zuschauerbindung für TV-Sender. ProSieben experimentierte bereits bei der ersten Staffel von »The Voice of Germany« mit Social TV Anwendungen. Nach überwältigender Zuschauerresonanz werden diese künftig weiter ausgebaut. Aber auch Geld muss verdient werden, betonte er. Die Werbewirtschaft interessiere sich bereits für die neuen Nutzungsformen, so Strubel, an deren Messbarkeit muss aber noch gearbeitet werden.

Wie gefragt Multiscreen-Lösungen schon jetzt sind, demonstrierte Oliver Lewis am Beispiel von Sky+ und SkyGo. Dabei kann der Pay-TV-Abonnent sein Wunschprogramm auf allen Bildschirmen seiner Wahl genießen. Besonders beliebt ist die Nutzung der Sky Inhalte auf dem iPad. Kürzlich eingeführte social Features erlauben auch bei Sky mehr Interaktion – mit dem Programm und der Community.

Welche Technik die Synchronisation von First und Second Screen heute schon ermöglicht, verdeutlichte Dr. Peter Baum von Technicolor. Er erläuterte die Verfahren des Audio Watermarking und des Audio Fingerprinting, beide Verfahren setzen einen Abgleich der Datenströme voraus. Auch für Baum liegt der Mehrwert von Second Screen Anwendungen in der Personalisierung von Diensten.

Wie weitreichend die Anwendungsfelder von Second Screen sind, zeigte Dr. André Schneider von Samsung: Die Bildschirme können verbunden werden, um Inhalte zu suchen, Inhalte zu steuern oder auch um sie von unterwegs zu nutzen.

In der abschließenden Podiumsdiskussion wurde die Frage, ob der Zuschauer »denn noch auf den Fernseher schaut» klar bejaht. Dr. Andreas Bereczky (ZDF) und Andre Prahl (Mediengruppe RTL Deutschland) unterstrichen, dass Second Screens erst durch die Inhalte des First Screen attraktiv werden. Dennoch sei die Einbindung von Social Media in Konzepte der Programmanbieter inzwischen ein Muss. Und auch die nonlineare Nutzung von Bewegtbild-Inhalten gewinnt aus Sicht der Experten zunehmen an Bedeutung. Als »Emanzipation des Fernsehens vom Fernseher« bezeichnete Gert von Manteuffel (Deutsche Telekom) die Entwicklung, die derzeit stattfindet. Interoperabilität auf Basis standardisierter Verfahren bei der Verbindung von First und Second Screen sei für die gesamte Wertschöpfungskette ausschlaggebend, so Gerhard Schaas. Der Vorsitzende der Deutschen TV-Plattform sieht darin eine wichtige Herausforderung für die Unternehmen in den nächsten Monaten und Jahren.