Branche: 16.05.2013

Raw-Video-Aufnahme mit EOS 5D Mark III

Software-Entwicklern des Magic Lantern Projekts ist es gelungen, eine Zusatz-Software zu programmieren, mit der sich die Canon-DSLR EOS 5D Mark III in einen Modus versetzen lässt, in dem sie kontinuierliche Raw-Sequenzen aufzeichnet. Noch ist lediglich eine Alpha-Version der kostenlosen Software verfügbar, aber damit eröffnet sich — zumindest perspektivisch — eine weitere Möglichkeit, Raw-Videoaufnahmen zu realisieren.

Testaufnahmen, die der Blogger Andrew Reid nach eigenen Angaben mit der 5D Mark III im Raw-Modus im Raster 1.920 × 1.280 aufgenommen hat.

Die EOS 5D Mark III ist eine DSLR, mit allen Vor- und Nachteilen, die eine solche Kamera bei Videoaufnahmen mit sich bringt. Sie kann von Haus aus neben Fotos auch Videosequenzen in 1.920 x 1.080 aufnehmen. Nun ist es einer Gruppe von Canon unabhängiger Programmierer gelungen, in dieser Kamera zusätzliche Funktionalität zu realisieren: Mit der neuesten Version einer kostenlosen Zusatz-Software kann man die Kamera in einen Modus versetzen, in dem sie kontinuierliche Raw-Sequenzen aufzeichnet. Damit wird die 5D Mark III zu einer vergleichsweise preisgünstigen SLS-Kamera mit Raw-Aufzeichnung — und macht somit der Blackmagic Cinema Camera (Test) und eventuell auch anderen Raw-Filmkameras Konkurrenz.

Entwickelt wurde die Software vom Magic Lantern Projekt, das sich als Gruppe von Enthusiasten versteht, die mit Zusatz-Software die Funktionalität von Canon-Kameras erweitert. Bei Canon sieht man das eventuell anders, aber es gibt bislang keine offiziellen Statements des Unternehmens dazu.

Die jeweils zur Kamera passende Magic-Lantern-Software wird auf eine SD- oder CF-Karte gespielt und von dort aus in der Kamera genutzt. Die Programmierer legen Wert auf die Feststellung, dass ihre Software nicht die Canon-Firmware der Kamera ersetzt, sondern diese ergänzt und sozusagen zusätzliche Features und Modi ermöglicht, die in der Canon-Firmware nicht enthalten sind. Es könnte sein, dass Canon das als illegal betrachtet und die Garantie der Kamera erlischt, wenn man die Magic-Lantern-Software in der Kamera nutzt — darauf weisen die Programmierer auf ihrer Website mehrfach hin. Man bewegt sich derzeit also zumindest in einer Grauzone, wenn man die kostenlose Software benutzt. Für alle, die das nicht abschreckt, sind im folgenden ein paar weitere Informationen zusammengestellt.

Die Software befindet sich nach Angaben der Entwickler und erster Anwender noch in einem frühen Stadium und wird als Alpha-Version bezeichnet. Mit dieser Version sind nach Angaben des Bloggers Andrew Reid die in diesen Artikel eingebetteten Videoaufnahmen entstanden. Das für die Raw-Videoaufzeichnung entwickelte Modul soll zunächst für die 5D Mark III optimiert werden, könnte dann aber auch für andere Canon-Kameras portiert werden, die ähnliche Hardware-Voraussetzungen mitbringen.

Erste Tester berichten, dass die Speicherkarte und die Kamera im Raw-Video-Modus wärmer werden als sonst, dass sie aber bislang keine Probleme feststellen konnten.

Die Raw-Videos werden als unkomprimierte 14-Bit-RGGB-Daten in Form von Raw-Clips aufgezeichnet (nicht als Folge von separaten Einzelbildern). Diese Clips können aber nach der Aufnahme zumindest derzeit nicht in der Kamera wiedergegeben werden: Sie müssen für die Wiedergabe erst nachträglich außerhalb der Kamera in andere Formate wie DNG umgewandelt werden, damit man sie dann mit den gängigen Grading- und Bearbeitungsprogrammen betrachten und weiterverarbeiten kann. Von Magic Lantern gibt es hierfür einen ersten, simpel gestrickten Konverter für Windows-Rechner (raw2dng.exe). Während der Aufnahme kann man nach Angaben erster Tester auf dem Display der Kamera ein Live-Bild sehen, auch wenn sie im Raw-Modus aufzeichnet.

Noch weisen die gezeigten Testaufnahmen teilweise Bildstörungen unterschiedlicher Art auf, aber es handelt sich ja aus Sicht der Entwickler auch noch um eine Alpha-Version der Software, so dass es hier noch Verbesserungen geben kann. Vielleicht ist der Enthusiasmus, mit dem die aktuelle Entwicklungsstufe von manchen Bloggern und Anwendern momentan gefeiert wird, ein bisschen übertrieben und leicht verfrüht — aber möglicherweise hat Magic Lantern tatsächlich eine Tür aufgestoßen, die experimentierfreudigen Low-Budget-Filmern letztlich ganz neue Qualitätsstufen erschließt — bei allen Kompromissen, die das Filmen mit einer »gehackten« DSLR nach wie vor erfordert.