Editorial, Kommentar, Top-Story: 25.09.2015

IBC2015: Großes Messethema IP

Entwicklungen aus der IP-Technik dominierten in diesem Jahr die IBC: Alle großen Hersteller aus der Broadcast-Welt zeigten Lösungen, die zumindest SDI-basierte Produkte und Systeme an die IP-Welt anbinden oder Teile von Broadcast-Infrastrukturen in die IP-Welt transferieren. Selbst Hersteller, die bisher stets betont hatten, dass SDI in der Broadcast-Welt noch eine lange Zeit unangefochten die Hauptrolle spielen werde, präsentierten zumindest erste Lösungsansätze auf Basis von IP-Technik.

Dass der Wechsel zur neuen Technologie sukzessive und auch mit unterschiedlichem Tempo verlaufen wird, darin sind sich die meisten Hersteller einig und haben ihre Produktpaletten angepasst. Sie präsentierten nun auf breiter Basis Brückenprodukte, die eine Verbindung zwischen SDI- und IP-Welt schaffen. Der Hintergrund ist klar: Kein Kunde wird in IP investieren, nur um eine funktionierende ältere Technik gegen eine bestenfalls ebenfalls funktionierende neuere Technik zu ersetzen — vielmehr muss ihm die IP-Technik konkrete, greifbare und im individuellen Fall wirklich reale Vorteile bringen.

Die Brückenprodukte haben die Aufgabe, IP- und SDI-Welt zu verbinden und hybride Lösungen zu ermöglichen. Grass Valley etwa hat mit dem GV-Node so ein Produkt vorgestellt und EVS mit XiP. Sony zeigte einen Mischer, der IP- und SDI-Signale gleichermaßen verarbeitet. Viele andere Hersteller zeigten Konzepte und Produkte mit Brückenfunktion. Allen diesen Ansätzen ist gemeinsam, dass sie hybride Lösungen beim Übergang von SDI- zu IP-Infrastrukturen unterstützen.

Als großer Treiber für IP haben sich die Entwicklungen bei 4K, UHD und HDR erwiesen. Wenn diese Technologien funktionieren sollen, braucht es Signal-Infrastrukturen, die unabhängig von Formaten arbeiten und operieren und über die man problemlos komprimierte und unkomprimierte Signale verteilen kann. Genau das ist bei IP-Technik der Fall.

Der größte Hemmschuh für die Weiterentwicklung von IP im Broadcast-Markt ist derzeit allerdings das Fehlen verbindlicher Standards, die auch die besonderen Anforderungen innerhalb von Live-Broadcast-Szenarien erfassen. Solange die einzelnen Hersteller primär daran arbeiten, ihre eigenen Vorstellungen und Vorschläge durchzusetzen, werden die Endkunden nicht auf die neue Technologie umsteigen, und Systemintegratoren können keine neuen Projekte auf die Schiene setzen, solange nicht klar ist, ob das, womit sie planen, in fünf Jahren noch Bestand hat.

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