Branche, Unternehmen: 17.10.2015

VW-Showroom in der Hauptstadt: Drive-Forum

Natürlich hat VW wegen »Diesel-Gate« gerade ein Imageproblem und eigentlich ganz andere Sorgen. Aber die aktuelle Ausstellung im Showroom in Berlin war einerseits schon viel länger geplant und außerdem wird es auch eine Zeit nach dem Abgasskandal geben. Deshalb ein Blick ins »Drive Forum« des VW-Konzerns in Berlin — natürlich mit dem Schwerpunkt Medientechnik.

Im Herzen der Haupstadt betreibt VW im Berliner Lindencorso einen Showroom, der nicht einfach nur die aktuellen Automodelle zeigt, sondern dessen Aufgabe es sein soll, in Ausstellungen Themen aufzugreifen und zu präsentieren, die über das Tagesgeschäft des Konzerns hinausweisen.

Die Planung der audiovisuellen Lösungen für diesen Ort stammt vom Stuttgarter Unternehmen Macom, die Amptown System Company (ASC) hat die festinstallierte Licht-, Ton-, Video-, Projektions- und Steuerungstechnik der Ausstellungs- und Konferenzflächen realisiert.

Bis Anfang November 2015 präsentiert VW in der aktuellen Ausstellung »Think New« mobile Innovationen zum Anfassen, etwa intelligente Fahrassistenzsysteme. Die Ausstellung gewährt einen Blick hinter die Kulissen von Forschung und Entwicklung, sie lädt die Gäste zum Mitmachen ein und dazu, sich mit den eignen Anforderungen an Mobilität auseinanderzusetzen. Die Ausstellung ist Teil einer internationalen Markenkampagne von VW, die ihren Schwerpunkt auf Innovationen für den alltäglichen mobilen Einsatz legt.

»Wir haben erkannt, dass das Fahrzeug nicht länger Statussymbol oder Hauptverkehrsmittel ist«, reflektiert Cornelia Schneider, die Leiterin des Drive-Forums. »Daher heißt es umdenken, um Kunden nachhaltig zu binden. In wechselnden Ausstellungen stellen sich unsere Marken jeweils für drei Monate mit einem spezifischen Mobilitätsthema vor. Die Highlight-Produkte sind dauerhaft auf einer weiteren Ausstellungsfläche vertreten. Des weiteren begleiten Sonderausstellungen und Kulturveranstaltungen das Publikum durch das ganze Jahr.«

Dafür haben die Systemspezialisten von ASC  im Drive eine entsprechende Infrastruktur geschaffen und sämtliche Komponenten der Veranstaltungstechnik installiert und programmiert. Christoph Wegner, Projektmanager und Leiter der ASC-Niederlassung Berlin erklärt: »Die temporären Medienbeiträge werden seitens Volkswagen regelmäßig neu inszeniert. Auftrag an ASC war es, eine moderne und flexibel erweiterbare Medientechnik bereitzustellen, die die Markeninszenierung über vielseitige Veranstaltungstypen unterstützt: Diese reichen von Ausstellungen, Pressekonferenzen, Fahrzeug-Präsentationen, Kultur-Events, musikalischen Live-Darbietungen bis hin zu Unternehmenstagungen und der Vermietung als Event-Location. Damit einher ging der Wunsch von Volkswagen nach einfacher Bedienbarkeit durch die hauseigene Technik.«

Videodisplays

Im Eingangsbereich werden die Besucher über an sechs Säulen installierte 40-Zoll-Displays im Hochformat digital willkommen geheißen und können sich über die zwölf Marken des VW-Konzerns informieren. Die miteinander korrespondierenden Videos werden von einem vernetzten Pandoras-Box-Server mit Hilfe von Coolux Compact Playern abgespielt, die über eine 40 Quadratmeter große Eyevis LED-Videowall als zentrales Element der Ausstellung wird von einem Coolux Quad Player mit Content versorgt.

LED-Wand, Projektion

Das Drive-Forum ist baulich mit einer offenen, zweigeschossigen Sichtachse für den Hauptausstellungsbereich gestaltet. Eyecatcher in diesem Hauptraum ist eine festinstallierte, große LED-Wand aus Eyevis-Modulen: 30 x 8 EyeLED-Module ergeben eine Gesamtbildgröße von 15 x 3 m. Die einzelnen Module mit einer Größe von 48 x 36 cm sind nahtlos aneinandergefügt und ergeben eine homogene Fläche ohne Stege.

Die Module haben einen Pixelabstand von 2,5 mm, somit löst jedes Modul 192 x 144 Pixel auf. Damit ergibt sich eine Gesamtauflösung der LED-Wand von 5.760 x 1.152 Bildpunkten. Eyevis hebt auch die besonders einheitliche Darstellung von Helligkeit und Farben über alle Module hinweg hervor, die durch eine Kalibrierung ab Werk und eine Vielzahl an einstellbaren Parametern erreicht wird.

In dem Deckenausschnitt zwischen dem Empfangsbereich und der Markenpräsentation ist ein Leinwandsystem des Herstellers Gerriets eingebaut, das als projektionsgeeigneter Raumtrenner verwendet und visuell bespielt werden kann — etwa in den Umbauphasen, wenn die Ausstellung wechselt. Die dadurch mögliche 15 m breite Projektionsfläche ist mit der Aufprojektionsfolie Gammalux bezogen und hat eine Höhe von 7,5 m. Wird dieser Megascreen nicht gebraucht, verschwindet er in einem verschließbaren Deckenschacht. Das Öffnen und Schließen der Klappen erfolgt elektromotorisch.

Audio

Für die Beschallung des Drive-Forums wurden über 100 Lautsprecher von German Audio Engineering als Sonderbauten installiert, die speziell nach der Planungsvorgabe von Macom designt wurden. Anlass dafür waren Gegebenheiten des Objekts und die Vorgabe, eine Nachhallzeitverlängerungsanlage mit implementiertem 3D-Sound zu schaffen. Ziel war es, einen optimalen Höreindruck im gesamten, ausgedehnten Bereich des Veranstaltungsraums zu erzeugen, selbst wenn man sich einzeln oder in Gruppen innerhalb des Raumes bewegt.

Die Lautsprecher wurden an Spezialvorrichtungen diskret in der Decke und den Wänden positioniert. Der Veranstaltungsraum kann somit multifunktional von der Podiumsdiskussion bis zu hin zur Kammermusikdarbietung genutzt werden.

Das Soundsystem ist für die Dauerausstellung, sowie für Live-Events bestens ausgerüstet. Permanent vorgehaltene, digitale Drahtlosmikrofone der ULXD-Serie des Herstellers Shure in verschiedenen Ausführungen ermöglichen es, kleinere Ansprachen oder Diskussionsrunden über die Beschallungsanlage wiederzugeben.

Volkswagen legt konzernweit großen Wert auf eine abhörsichere Funkübertragung, was bei Shure ULXD mit einer AES256-Verschlüsselung und Abhörsicherheit nach BSI-Standard gewährleistet ist. Installiert ist ein UHF-4-Kanal-Empfänger mit Dante-Interface, der zwei 8-Kanal-Automatikmischer mit Dante-Interface beschickt. Jedes Mikrofon kann einfach angeschaltet und direkt verwendet werden. Darüber hinaus können alle Mikrofone über den Automatikmischer gleichzeitig betrieben werden.

Die Steuerung des Soundsystems erfolgt über ein Crestron-Touchpanel. Für komplexere Beschallungsaufgaben existiert ein Yamaha-Mischpult CL3, das mittels Dante in das Audionetzwerk eingebunden ist und einen differenzierten Zugriff auf Zuspieler, Mikrofone und die Beschallungswege ermöglicht.

Licht

Im gesamten Drive-Forum wird konsequent auf LED-Beleuchtung gesetzt, die für Langlebigkeit und Energieeffizienz steht. Die Decke im Hauptraum weist 21 Technikausschnitte auf, in denen 160 Source Four Studio HD LED-Profilscheinwerfer des Herstellers ETC an Gerriets Stromschienen und einem eigens konstruierten Laufwagen frei positionierbar sind.

Insgesamt wurden 33 Schienenanlagen mit Stromleitern in der Ausstellungsfläche verbaut, was etwa 420 m Schienenlänge entspricht. Neben hohem Output bei herausragender Energieeffizienz und variabler Farbtemperatur bestechen die in den Stromschienen eingehängten ETC-Scheinwerfer durch ihre Farbwiedergabeeigenschaften. Die Scheinwerfer wurden Volkswagen im Vorfeld ausgesucht und explizit für diese Installation gefordert. Die ETC-Scheinwerfer heben durch unterschiedliche Beleuchtungsintensität einzelne Ausstellungsbereiche hervor und setzen die Fahrzeuge in Szene.

Für Events bieten die LED-Scheinwerfer des Typs Source Four eine flexible, TV-taugliche Beleuchtung von Exponaten- und Protagonisten. Die Ansteuerung und Programmierung der Scheinwerfer erfolgt zeitgemäß per Netzwerk über das SACN-Protokoll durch eine ETC-Eos-Lichtsteuerung. Die RDM-Funktionalität des Systems erlaubt dabei eine komfortable Konfiguration und Überwachung der Scheinwerfer und weiterer Netzwerk-Teilnehmer.

Geschichte des Gebäudes

An der Stelle des heutigen Lindencorso stand früher das legendäre Café Bauer, eines der ersten Häuser im Wiener Kaffeehausstil in Berlin. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude komplett zerstört. Anschließend entstand an dieser Stelle der Neubau »Lindencorso«, der als Gaststätte und Bürogebäude diente. Unter anderem beherbergte der Bau im Obergeschoss die Bauakademie der DDR. 1993 wurde das Gebäude erneut abgerissen. In dreijähriger Bauzeit entstand das heutige Lindencorso.

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