Unternehmen: 05.09.2016

RAG-Stiftung steigt bei Qvest Media ein

Qvest Media ändert seine Firmenstruktur und will mit der RAG-Stiftung als neuem Anteilseigner weiter wachsen. Die RAG-Stiftung übernimmt 75 % der Anteile.

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Peter Nöthen wird CEO der Qvest Media Holding.

Die milliardenschwere RAG-Stiftung plant, zum 1. Oktober 2016 über ihre Beteiligungsgesellschaft 75 % der Anteile an Qvest Media zu erwerben. Mit Peter Nöthen wird einer der Gründer die restlichen 25 % halten, der zweite Unternehmensgründer Gunnar Wellen steigt im Zuge dieser Umstrukturierung als Anteilseigner aus dem Unternehmen aus, steht aber weiterhin beratend zur Verfügung.

»Wir haben einen Partner gesucht, mit dem wir unseren Wachstumskurs weiter fortsetzen können. Die RAG-Stiftung verfolgt gemeinsam mit uns die dazu erforderlichen, langfristigen Unternehmensziele. Das operative Tagesgeschäft wird dabei weiterhin das bestehende Management übernehmen«, erläutert Peter Nöthen gegenüber film-tv-video.de

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Gunnar Wellen scheidet aus der Geschäftsführung aus.

Um die Transaktion zu realisieren, werden alle Unternehmen der Qvest-Gruppe in eine Holding eingebracht und die RAG-Stiftung übernimmt dann 75 % der Anteile an dieser Holding. Die neue Struktur soll zum 1. Oktober 2016 in Kraft treten — vorbehaltlich der Kartellfreigabe. Die Beteiligung erstreckt sich somit auf alle Unternehmen der Qvest Media Gruppe, die in Deutschland, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Singapur tätig sind.

Sitz der Holding wird Deutschland sein, Peter Nöthen wird als CEO der Holding fungieren. Die bisherigen Niederlassungen in den einzelnen Regionen werden Tochtergesellschaften der Holding, sie werden jeweils unter ihrem bisherigen Management weitergeführt, für die Kunden soll sich also nichts ändern. Konkret sind das die Qvest Media GmbH mit dem Geschäftsführer Daniel Url und COO Stefan Kölsch, Qvest Media in Dubai mit General Manager Thomas Müller und Qvest Media in Singapur mit Managing Director Konstantin Knauf.

Weiteres, nachhaltiges Wachstum als Ziel

Mit dem neuen Firmenkonstrukt wolle man den Wachstumskurs von Qvest Media weiter fortsetzen und zusätzlich neue Geschäftsfelder, Märkte und Regionen erschließen. »Der Markt hat sich verändert und wir haben uns als Unternehmen verändert«, erläutert Peter Nöthen. »Mittlerweile konkurrieren wir als Systemintegrator bei großen Projekten mit weltweit operierenden, großen Konzernen. Dem müssen wir Rechnung tragen und uns entsprechend aufstellen. Mit der RAG-Stiftung im Hintergrund können wir dieses Ziel erreichen.«

Dabei strebt Qvest weiteres Wachstum in verschiedene Richtungen an: geografisch, in der Tiefe der Dienstleistungen und in der Breite des Angebots.

Geografisch steht dabei zunächst Skandinavien im Fokus, hier hat Qvest Media seine Aktivitäten schon intensiviert und sieht großes Potenzial. »Aber auch in Asien gibt es noch viele Möglichkeiten, sich zu engagieren«, urteilt Peter Nöthen — und nennt hier Malaysia, Hongkong und China als interessante Märkte.

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Um die neue Beteiligungsstruktur umzusetzen, wird eine Holding entstehen.

In der Tiefe der Dienstleistung liegen aus Sicht von Peter Nöthen Potenziale im Bereich Managed Technology: »Wir stellen uns vor, mit Managed Technology einen neuen Unternehmensbereich zu gründen. Mit diesem werden wir zwar keine Abwicklung des operativen Sendebetriebs für Kunden übernehmen, sehr wohl jedoch die dahinterstehenden Technologien und Infrastrukturen umfassend managen und betreuen. Darauf aufbauend werden wir Kunden dabei unterstützen, CaPex-Investitionen Schritt für Schritt und auf die jeweiligen Bedürfnisse zugeschnitten durch OpEx-Betriebsausgaben zu ersetzen. Ein weiteres Feld ist die Software-Entwicklung im Medienbereich, in der sich organisches Wachstum aber auch anorganisches Wachstum für uns ergeben kann. Die digitale Vernetzung durchdringt heute bereits weite Teile unseres Lebens. Konsumenten erwarten, mediale Inhalte wie Bilder, Videos, Spiele und Informationen überall und zu jeder Zeit von verschiedensten Quellen online abrufen zu können. Das dafür erforderliche Zusammenspiel neuer Technologien, Systeme und Provider erfordert einen erfahrenen und kompetenten Partner. Wichtige Themen, die dabei im Kundenfokus stehen, sind derzeit Video on Demand und Over the Top Services, die große Anbieter wie Amazon, Apple und Netflix bereits erfolgreich anbieten. Hier müssen auch wir uns breiter aufstellen. Darüber hinaus beschäftigen wir uns intensiv mit künstlicher Intelligenz für die Medienanalyse, dem Management von Mediendaten sowie der digitalen Verwertung, Verbreitung und Vermarktung von Content«, so Peter Nöthen.

In den vergangenen Jahren konnten Qvest Media und deren Vorgänger-Unternehmen Wellen+Nöthen jährliche Wachstumsraten in Größenordnungen jenseits von 30 % erzielen. »Wir wollen weiter wachsen — was die betriebswirtschaftliche Seite angeht, aber auch in puncto Mitarbeiterzahl«, führt Peter Nöthen aus. Bei derzeit schon insgesamt rund 200 Mitarbeitern in allen Firmenteilen, könnte somit ein großer Player im Medienbereich entstehen. Dabei setzt Peter Nöthen aber auf eine nachhaltige Strategie: »Wir haben langfristige Ziele und das trifft auch auf die RAG-Stiftung zu — deshalb passen wir auch wirklich gut zusammen.«

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Die RAG-Stiftung hat einen langfristigen Auftrag.

Hintergrund RAG-Stiftung

Die Beteiligungsgesellschaft der RAG-Stiftung ist ein Kapitalinvestor, sie mischt sich also nicht ins aktive Geschäft ihrer Beteiligungen ein. Anders als andere Kapitalinvestoren verfolgt die RAG-Stiftung aber aufgrund ihres Stiftungszwecks keine kurzfristige Strategie. Auf der Website der RAG-Stiftung findet sich dazu folgende Erklärung: »Die 2007 gegründete RAG-Stiftung gewährleistet die sozialverträgliche Beendigung des subventionierten Steinkohlenbergbaus der RAG Aktiengesellschaft zum Ende des Jahres 2018. Darüber hinaus wird die RAG-Stiftung die Finanzierung der Verpflichtungen aus den Ewigkeitsaufgaben des Steinkohlenbergbaus der RAG ab 2019 übernehmen. Die hierfür benötigten Mittel erhält die Stiftung in erheblichem Umfang über Beteiligungs- und Kapitalerträge.«

Die Stiftung hat also ganz klar einen lange laufenden Auftrag und muss das zu dessen Erfüllung nötige Geld langfristig erwirtschaften. Weiter heißt es dazu: »Um die Ewigkeitsaufgaben ab 2019 finanzieren zu können, legt die RAG-Stiftung ihr Vermögen sicher und rentabel an. Ab dem Jahr 2019 muss sie jährlich geschätzte rund 220 Millionen Euro ausgeben, um die Ewigkeitsaufgaben zu finanzieren.«