Kurznachrichten: 17.09.2020

News: Kurz und knackig – KW 38/2020

Galaktische Auflösung: 32.000 Megapixel auf 25 Zoll. Irdischer Mehrwert: ARM wird in vier Jahren um 8 Mrd. $ teurer. Amerikanische Übernahme: Neues Konzept für TikTok. Deutsche Gewinner: Autokinos. Kurzfristiger Hebel: Corona-Hilfen für Produktion und Radio-Verbreitung. Terrestrischer Fingerzeig: DAB+ und die »Warntags«-Pleite.

Unternehmen

Der Hersteller von Grafikkarten übernimmt für 40 Mrd. $ ARM, einen Spezialisten für Smartphone-Chips, so US-Medien. Der bisherige Eigentümer Softbank (Japan) hatte vor vier Jahren 32 Mrd. $ für das Technologie-Unternehmen gezahlt.
Im Kampf um die Kontrolle der chinesischen Plattform könnte Oracle entscheidend werden – nicht als Erwerber, sondern als »Technologie-Partner«. Microsofts Kaufangebot für die Tiktok-Geschäfte in Nordamerika und Ozeanien wurde abgewiesen.
Der Produzent übernimmt die Mehrheit an der SR Management, die neben der Vertretung von Künstlern auch produziert. Gründer Stefan Rinne bleibt einziger Geschäftsführer und Mitgesellschafter.

Broadcast

Frankreichs PayTV steigt aus der Terrestrik aus. Die Bereitstellung für nur 5% der 8,2 Mio. Kunden sei unverhältnismäßig teuer.
Nach 25 Jahren sendet das US-Auslandsradio, bekannt als Radio Free Europe, als »Szabad Europa« wieder für Ungarn, um einem »starken Rückgang der Pressefreiheit« entgegenzutreten.

Streaming

Die AV-Institution für Bildungsmedien stellt jetzt 30.000 Medien für den kostenlosen Einsatz über die neue Mediathek Mundo bereit. Das Projekt wurde aus dem Digitalpakt Schule finanziert.
CBS macht sein skandinavisches Streaming-Brand zum globalen Label, um seine Kinomarke digital einzusetzen. Der Rollout erfolgt mit Australien und Lateinamerika.

Kino, Festivals

Corona traf die Kinos heftig: Der Ticketverkauf fiel im 1. Halbjahr um 51,7% auf 25,9 Mio., der Umsatz um 52,3% auf 220,1 Mio. €. Die 458 Autokinos erwirtschafteten gegen diesen Trend 14,4 Mio. € mit knapp 1,5 Mio. Tickets – das sind 6,5% des Gesamtmarktes.

Produktion

Einen »echten Neustart für künstlerische und technologische Schlüsselindustrie« ermöglicht laut Kulturstaatsministerin Grütters ein 50 Mio. € Ausfallfonds für bundesgeförderte Kino- und TV-Produktionen. Bis zu je 750.000 € von Bund und Ländern sind möglich.
Berlin (10 Mio. €) und Brandenburg (6 Mio. €) wollen – vorbehaltlich der parlamentarischen Zustimmungen – den unzureichenden Schutz bei coronabedingten Produktions-Ausfällen ausgleichen.

Radio

DAB+ bewältigte den bundesweiten »Warntag« laut Digitalradiobüro Deutschland erfolgreich. Die Einspielung von Warnmeldungen im nationalen Ensemble über den Journaline-Dienst des Deutschlandfunk und die Umschaltung innerhalb dieses Multiplexes dorthin funktionierten; geeignete Radios wurden aus dem Standby geweckt. Das Bundesinnenministerium konstatierte einen »Fehlschlag«: Das System wurde überlastet, Apps warnten nicht oder zu spät.
Mit 20 Mio. € fördert der Bund bis zu 50% der Distributionskosten »insbesondere für die Verbreitung über DAB+ und UKW«, so das BKM. Die Umsetzung erfolgt durch die Landesmedienanstalten.
Die Medienanstalt veröffentlicht Richtlinien zur Vergabe von 2 Mio. € Landesmitteln aus dem »Corona-Bewältigungsfonds Sachsen« an kommerzielle und nichtkommerzielle Radio- und TV-Veranstalter. Das betrifft u.a. Kosten für Personal im journalistisch-redaktionellen Bereich und der technischen Programm-Abwicklung.
Niemand könne die weitere Entwicklung »heute seriös einschätzen». Der Verband fordert daher »auch ohne eine Verschärfung der Lage« weitere öffentliche Mittel, u.a. die  »Einbeziehung von TV-Produktionen in Ausfallfonds, Anreize für Werbeinvestitionen und die Kompensation von Verbreitungskosten in der Corona-Phase für private Sender«, so der scheidende Vorstandschef Hans Demmel.

Forschung

Am SLAC National Accelerator Labor (Stanford, USA) wurde eine 3.200 Megapixel-Kamera für Weltraumaufnahmen des Vera Rubin Observatoriums (Chile) entwickelt. Auf 25 Zoll Durchmesser wurden 189 Sensoren platziert. Auf einem Array von 378 4k-Monitoren könnte ein aus 25 km fotografierter Golfball detailliert gezeigt werden.

Studien, Statistik

Radio und TV bleiben trotz boomenden Streamings dominant – auch wegen der durch Corona hohen Nachfrage vertrauenswürdiger Inhalte. Das zeigt die Ausgabe 2020 der von ARD/ZDF seit 1964 betriebenen Langzeitstudie Massenkommunikation. Von 424 Min. täglicher Mediennutzung entfallen 213 (+9) Min. auf Bewegtbilder, 179 (-7) Min. auf Audio und 53 (-1) Min. auf Texte. Bewegtbild erreicht 86%, Audio 82% und Print- und Webartikel 47% der Bevölkerung.
Corona treibt: Jedes dritte deutsche Kind darf (zusätzlich zu schulischen Pflichten) zwei Stunden täglich online gehen; 19% mehr als vier Stunden. Laut einer internationalen Studie des Antivirus-Anbieters erlauben zwischen 68 und 65% der Eltern in Argentinien, den USA, Russland, Brasilien und England mehr als zwei Stunden Surfzeit.
Von Ende 2019 bis 2025 verdoppelt sich die Zahl der OnDemand-Abos auf 26,42 Mio. in Mittel- und Osteuropa. DigitalTVResearch erwartet einen hohen Anstieg mit 8,8 (+4,8) Mio. in Russland und Polen (8,7; +5 Mio.). Marktführer Netflix wird seine Kundenzahl auf 7,74 Mio. mehr als verdoppeln. Newcomer Disney+ erreicht 4,02 Mio. Zahlende.

Personalia

Der Rundfunkrat wählte mit »sehr großer Mehrheit« die Intendantin Patricia Schlesinger ab 2021 in eine zweite Fünfjahres-Amtszeit. Auch drei externe Personen hatten sich beworben.
Am 22.10.2020 sollen Nachfolgerin oder Nachfolger des scheidenden BR-Intendanten Wilhelm gewählt werden. Zur Wahl stehen: Dr. Albrecht Frenzel, Verwaltungsdirektor des BR. Dr. Christian Vogg, Chief Data Officer und Bereichsleiter des SRF. Dr. Katja Wildermuth, Programmdirektorin des MDR.
Laut jährlichem Gleichstellungsbericht stieg der Frauenanteil in journalistischen Führungspositionen von 45,7% (2018) auf 47,4% (2019). Unter den 183 Führungskräften liegt der Frauenanteil bei 33,9 (32,8)%, in den Landesfunkhäusern und Programmdirektionen bei bis zu 47,1%.
Chief Officer Legal, Regulatory & Distribution für die DACH-Länder Dr. Holger Enßlin, der letzte der alten Chefetage, geht nach 17 Jahren. Von Ende 2020 bis Mitte 2021 fungiert er als Senior Advisor.
Im Rahmen der Umstrukturierung übernimmt Matthias Dang die gebündelte Verantwortung für Vermarktung, Technologie und Daten. Stephan Schäfer wird als Geschäftsführer Inhalte & Marken Contentchef und bleibt Chief Product Officer bei G&J. Ihm übergibt Jan Wachtel seine Bereiche und scheidet aus. Stephan Schmitter, Konzern-Head of Audio, wird zusätzlich ein Geschäftsführer von Infonetworks.
Nach 32 Jahren an der Spitze des Verbandes der europäischen Animationsbranche geht Marc Vandeweyer in den Ruhestand. Ihm folgt Annick Maes, langjährige Direktorin der Koproduktionsmärkte für Serien und Langfilme bei Cartoon.
Für Cindy Holland, verantwortlich für TV-Originalcontent, gebe es laut einer Mitarbeiter-Info keine weitere Aufgabe. Ihre Aufgaben übernahm Bela Bajaria, die 2016 von Universal kam.