Cloud, Top-Story, Unternehmen: 03.03.2021

Qvest will wachsen

Die Qvest Group hat Ende vergangenen Jahres die Mehrheit des US-Beratungsunternehmens OnPrem Solution Partners übernommen. Qvest-CEO Peter Nöthen und OnPrem-Partner Frank Leal über die Hintergründe des Deals.

Peter Nöthen hat den US-Markt bereits länger im Visier. Dort sah und sieht er Potenzial und große Wachstumsmöglichkeiten für die Qvest Group. Qvest war zwar auch bisher schon international recht gut aufgestellt und konnte weltweit etliche große Projekte umsetzen, aber für den US-Medienmarkt fehlte bisher noch die notwendige operative Basis.

Peter Nöthen hat den US-Markt bereits länger im Visier.

»Klar war: Um einen guten Zugang zum US-Markt zu erzielen, hier mit hoher Lieferqualität einzutreten und für die ansässigen Unternehmen ein starker Partner zu sein, braucht man Experten und Branchen-Insider vor Ort, die gut vernetzt sind, die Kontakte in die Schaltstellen der Medienindustrie haben und zudem viel Know-how mitbringen«, erklärt Peter Nöthen. Er und sein Team suchten deshalb schon seit geraumer Zeit nach einem Partner, der diese Voraussetzungen, gepaart mit viel Innovationskraft, mitbringen würde. Schließlich zeigte sich, dass die Beteiligung an OnPrem der ideale Weg war, dies zu erreichen.

Frank Leal ist Gründer und Partner bei OnPrem.

»Frank Leal kenne ich bereits seit Jahren, und wir haben festgestellt, dass sich unsere Dienstleistungen, Produkte und geografischen Märkte hervorragend ergänzen würden. Deshalb lag es nahe, über eine zukünftige Partnerschaft zu sprechen«, erläutert Nöthen.

Auch für OnPrem war es der richtige Zeitpunkt, eine Veränderung einzuleiten, wie Frank Leal, einer der Partner von OnPrem, erläutert: »Auch einige andere Firmen hatten Kontakt mit uns aufgenommen, um über ein Joint Venture oder eine Beteiligung zu sprechen. Bei Qvest hat uns der strategische Ansatz überzeugt, und es war offensichtlich, dass sich zwischen den beiden Unternehmen hohe Synergien ergeben. Darüber hinaus ähneln sich die Firmenkulturen sehr.«

Auch die Markteinschätzungen von Qvest und OnPrem stimmten überein, und beide Partner sahen eine sehr gute Ergänzung der Vertriebsfelder: »Mit OnPrem waren wir bis dato auf den US-Markt fokussiert und erkannten schnell, dass sich mit Qvest für uns und unsere Mitarbeiter neue Möglichkeiten eröffnen würden, um auch international tätig zu werden«, fasst Frank Leal zusammen.

Was bringt OnPrem mit?
OnPrem hat mehrere Standorte in den USA.

OnPrem, mit Standorten in Los Angeles, New York und Austin, stützt sich auf ein Team von mehr als 200 Beratern und 50 Softwareentwicklern, die sich primär auf den Unterhaltungssektor konzentrieren. Dabei arbeitet OnPrem mit vielen großen Sendern, Studios und Networks zusammen, um deren digitale Media Supply Chain, Rechte- und IP-Management, User Experience und Datenanalyse zu optimieren.

Frank Leal erklärt: »Wir sind ein Unternehmen, das kollaborative Partnerschaften mit führenden CTOs, CIOs und Broadcast-Ingenieuren eingeht und diese in ambitionierten Digitalprojekten unterstützt. Unsere Marke, unsere Kundenbeziehungen, unser innovativer Ansatz und unsere außergewöhnlichen Talente sind hierbei unsere Stärken und Wettbewerbsvorteile.«

Synergien

Nun ist OnPrem also Teil der Qvest Group und erweitert nicht nur die eigene Expertise des Kölner Medienunternehmens, sondern ebnet Qvest auch den Einstieg in den weltweit größten Medien- und Broadcast-Markt, die USA.

Im Rahmen der Übernahme erwarb die Qvest Group 55 Prozent der Anteile an OnPrem. Der Vertrag wurde am 2. Dezember 2020 unterzeichnet.

»Dank der Akquisition können wir das internationale Geschäft in der Technologieberatung und Systemintegration weiter ausbauen«, sagt Peter Nöthen. Ziel sei es, dass die jeweiligen Kunden von Qvest und OnPrem auf absehbare Zeit gemeinsame Kunden würden, die von der gesamten Bandbreite an Leistungen profitieren können.

Bestehende OnPrem-Kunden – wie etwa Warner Brothers, ViacomCBS, NBC Universal oder Discovery – können somit von dem Qvest-Know-how profitieren.

»Es ist uns bei all dem sehr wichtig, dass es durch die Beteiligung keinen Bruch in den bestehenden Kundenbeziehungen geben wird«, betont Peter Nöthen. Stabilität und Kontinuität im Tagesgeschäft sollen auch weiterhin gewährleistet bleiben. Dies spiegelt sich auch in der Struktur von OnPrem wider: das gesamte Führungsteam sowie die Belegschaft bleiben unverändert an Bord.

Potenzial für Cloud-Lösungen

»Content, Daten sowie Customer Experience sind Themen, auf die wir uns fokussieren«, fasst Frank Leal zusammen. »Und genau deshalb war und ist OnPrem für uns so interessant«, bestätigt Peter Nöthen mit Blick auf die Cloudifizierung von Medieninfrastrukturen und Workflows. Schließlich hat Qvest mit der Cloud-Management-Lösung Qibb bereits vor einigen Jahren den Trend zur Cloud aufgegriffen und ein passendes Produkt für genau diese Themen entwickelt.

Qibb ist eine Management- und Orchestrierungsplattform.

Darin sind all die Erfahrungen aus den großen internationalen Installationen eingeflossen, und Qibb profitiert als Management- und Orchestrierungsplattform von diesem Know-how.

Peter Nöthen prognostiziert: »Qibb wird das Gehirn und die digitale Intelligenz innovativer Medienunternehmen werden, die medienbezogene Workloads völlig neu denken lässt und die Grundlage für ein virtuelles Medienunternehmen der Zukunft schafft. Gerade auf dem US-Markt sehen wir großes Potenzial für Qibb und für die Kunden von OnPrem, weshalb wir die Zusammenarbeit und die gemeinsamen Geschäftsaktivitäten für Qibb zügig vorantreiben werden.«

Hintergründe

Frank Leal erläutert, dass er OnPrem mit den Partnern Candice Lu, Christophe Ponsart, Jon Christian und Vanessa Fiol gegründet habe. Eines der Erfolgsrezepte des Unternehmens bestehe in der engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit der Partner, die geprägt sei von einer starken Firmenkultur. »Das wird auch in Zukunft so bleiben«, sagt Peter Nöthen, »die Partner sollen mit ihren Teams die langjährigen, geschätzten Beziehungen zu Mitarbeitern und Kunden weiter ausbauen.«

Die Partner von OnPrem: Jon Christian (links), Frank Leal, Christophe Ponsart und Vanessa Fiola und Candice Lu.

Zu diesem Zweck haben Qvest und OnPrem auf der operativen Ebene Integrationsteams gebildet, die an der Umsetzung der Zusammenarbeit arbeiten. »Wir profitieren von der Tatsache, dass OnPrem und wir die gleiche Sprache sprechen«, so Peter Nöthen.

Dabei ist es von Vorteil, dass die Unternehmen in ähnlichen Märkten und Kundensegmenten aktiv sind. »Zudem ergänzen wir uns im Leistungs-Portfolio mit unserer jeweiligen Expertise und Methodik«, sagt Frank Leal.

Eine besondere Rolle dürfte OnPrem auch im Beratungs- und Software-Geschäft bei Qvest spielen, denn hier liegen die Wurzeln und auch die größten Erfolge des US-Unternehmens.

Mit OnPrem wächst die Qvest Group um 250 weitere Mitarbeiter.

»Wir wollen auf allen Ebenen zusammenwachsen und streben auch Angebote an, die es den Mitarbeitern ermöglichen, zu rotieren und für einen gewissen Zeitraum oder für Projekte zwischen den Firmen zu wechseln«, erläutert Peter Nöthen.

In der Pandemie ist das derzeit zwar nur bedingt möglich, aber sobald hier wieder mehr Möglichkeiten bestehen, strebt Qvest einen verstärkten interkulturellen Austausch an.

Pläne für den US-Markt

Qvest will im US-Markt zu einem wichtigen Anbieter werden. Peter Nöthen erläutert: »Zunächst konzentrieren wir uns darauf, zusammen mit OnPrem eine operative Basis in unseren Kerngeschäften aufzubauen, also für Consulting sowie PaaS- und SaaS-Lösungen auf Basis von Qibb. Dazu gehört auch der Aufbau einer Vertriebs- und Lieferorganisation.«

In einem weiteren Schritt will Qvest sein Business auf den US-Markt übertragen und Kunden aus der US-Medien- und Unterhaltungsbranche bei der Realisierung von schlüsselfertigen Systemintegrationsprojekten unterstützen.

Generalunternehmer für die gesamte Medientechnik beim arabischen Nachrichtenservice Asharq News war Qvest Media.

Auch über Kooperationen mit Lieferanten aus der IT- und Medienwelt denkt Qvest nach und sieht insbesondere im Bereich der Systemintegration Potenzial — wenngleich sich das Unternehmen die Unabhängigkeit von Herstellern bewahren möchte. »Wie bei unserem Projektgeschäft an den anderen Standorten in Europa, im mittleren Osten und im südpazifischen Raum ist es uns immer wichtig, herstellerunabhängig zu agieren, um den Kunden die bestmöglichen Technologielösungen am Markt anbieten zu können«, erklärt Peter Nöthen.

Frank Leal ergänzt einen weiteren Aspekt: »US-Firmen haben sich in den vergangenen Jahren sehr stark in Richtung Direct-to-Customer entwickelt. Das werden wir aufgreifen und unsere Kunden in die Lage versetzen, Time-to-Market zu verkürzen, effizienter und kundenfokussierter zu arbeiten und dem Endkunden eine gute Customer Experience anbieten zu können. «

Heutzutage geht es für die Kunden darum, so effizient und schnell wie möglich zu sein. Hier setzt OnPrem an.
Perspektiven

Mit OnPrem wächst die Qvest Group um 250 weitere Mitarbeiter, darunter viele Berater, Medien- und Software-Experten. »Die Zusammenarbeit mit OnPrem erweitert unsere Möglichkeiten, globale Kunden bei ihren Geschäftsmodellen in verschiedenen Technologiebereichen, etwa in der digitalen Media Supply Chain, beim Rechtemanagement, bei Datenanalyse und CRM, sowie bei KI und maschinellem Lernen besser zu beraten und zu unterstützen«, bilanziert Peter Nöthen.
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