Nachruf: 21.07.2023

Kameramann Thomas Plenert verstorben

Der vielfach preisgekrönte Kameramann verstarb im Alter von 72 Jahren in Mecklenburg.

Thmoas Plenert, © BVK
Thomas Plenert, Foto aus dem Jahr 2009.

Am 15. Juli 2023 ist der bekannte Kameramann Thomas Plenert im Alter von 72 Jahren in Mecklenburg verstorben, wie seine Familie dem BVK mitgeteilt hat. Plenert galt schon zu DEFA-Zeiten als einer der großen, stilbildenden DEFA-Kameraleute.

Seine berufliche Karriere begann Plenert als Volontär beim Fernsehen der DDR und studierte dann von 1972 bis 1976 an der Hochschule für Film und Fernsehen in Babelsberg sowie kurze Zeit auch als Stipendiat an der Filmhochschule im polnischen Łódź. Später macht er er sich dann einen Namen als DEFA-Kameramann.

So blickt der BVK auf sein verstorbenes Mitglied und dessen Filmschaffen zurück:

Ende der 70er Jahre begann die enge und prägende Kooperation mit dem renommierten Regisseur Jürgen Böttcher. Nach der Zusammenarbeit bei »Im Lohmgrund« (1977) entstanden zahlreiche wegweisende Dokumentarfilme wie »Rangierer« (1984), »Kurzer Besuch bei Hermann Glöckner« (1985) und »Die Maurer« (1990), der 1991 den Fipresci-Preis bei der Berlinale gewann.

Thomas Plenert arbeitete mit tiefem Verständnis und hoher Sensibilität dokumentarisch und auch im Spielfilm — gleich sein erster Kinospielfilm »Die Beunruhigung« (Regie: Lothar Warneke, 1982) gewann beim 2. Nationalen Spielfilmfestival der DDR den Preis für die beste Kamera.

Mit Volker Koepp verband Thomas Plenert seit 1988 umfassende kreative Zusammenarbeit, in der zahlreiche preisgekrönte Dokumentarfilme entstanden, u.a. »Die Wismut« (1993), »Herr Zwilling und Frau Zuckermann« (1998) und »Kalte Heimat« (1995), für den Plenert das Filmband in Gold für die beste Kamera erhielt. Zahlreiche Dokumentar- und Spielfilme realisierte Thomas Plenert seit 1988 auch mit Helke Misselwitz, etwa »Winter adé« (1988), »Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann« (1989), »Herzsprung« (1992), »Engelchen« (1996), »Fremde Oder« (2001) und »Die Frau des Dichters (2021).

Auch mit Regisseuren wie Lutz Dammbeck, Pepe Danquart, Hannes Schönemann, Bernd Böhlich, Rainer Ackermann, Werner Schroeter und vielen anderen arbeitete er wiederholt zusammen — und realisierte eindrucksvolle visuelle Werkbeiträge. Mit unbändiger Neugierde und intensiver Vorbereitung auf jedes Projekt blickte er in die Welt, in die Menschen und ihre Beweggründe, bezauberte sein Publikum durch einzigartige Landschaftsbilder und Eindrücke der harten Lebensrealitäten.

Helke Misselwitz und Volker Koepp, mit denen Plenert über Jahrzehnte eng zusammengearbeitet hat, erinnern in einem bewegenden Nachruf der Akademie der Künste mit folgenden Worten: »Kein anderer konnte Menschen, Landschaften und Meere mit solcher Zärtlichkeit in der Bewegung ablichten wie unser Freund Thomas Plenert. Ein großer Kameramann. Nun ist er uns vorausgegangen, unerwartet. Er hat Grüße geschrieben, Vorschläge gemacht für neue Arbeiten, keine vier Wochen ist es her… ‚Neugierig bleiben und reagieren‘, das sind die beiden Fähigkeiten, die Thomas selbst als die wichtigsten seines Berufes bezeichnet hat. Neben dem Wissen, in welchem Licht man Menschen, Landschaften oder Räume fotografiert, wann man in die Bewegung geht und wann es besser ist, bei der Sache zu bleiben, wusste er, dass die Beziehung zwischen Kamera und Regie für die fotografische Stimmung am Ort des Geschehens wesentlich ist. Wenn es zwischen den beiden stimmte, wurde es produktiv, entstand Bleibendes. Für die Filmkunst und fürs Leben. Das haben wir beide erfahren dürfen. Tommy hat den Mond zwischen New York, Marzahn, Czernowitz und Tbilissi nicht nur leuchten gesehen und gedreht, sondern vor allem in seinem fotografischen Gedächtnis gespeichert. Sein Gedächtnis schien unendlich aufnahmefähig. Wenn ein lebendiger Impuls darauf traf, holte er Bilder daraus hervor, die einen bezaubern und das Gefühl vermitteln, dass man nicht allein auf der Welt ist und dass nichts vergessen wird.«

Der BVK schließt mit den Worten: »Seine bildgestalterische Arbeit ist ein großartiges und bleibendes Vermächtnis.«

Das Mitgefühl der Redaktion gilt seiner Familie, seinen Freunden und Kollegen.