Branche, Top-Story: 22.02.2024

Rise: Mentoring für Frauen

Frauen im Bereich Medientechnik sind nach wie vor Mangelware. Das Rise-Mentoring-Programm will dies ändern und Frauen gezielt fördern.


Austausch der Generationen

Stephan Heimbecher (Direktion Technik und Produktion, Zentrale Aufgaben, CC Produktion & Infrastruktur beim SWR) war Mentor des Rise Programms und betont, dass er seine Arbeit als Mentor keineswegs als Einbahnstraße empfand. »Es macht sehr viel Spaß, sich mit jemandem aus der jüngeren Generation auszutauschen. Man lernt als Mentor, wie unsere Branche aus der Sicht der jüngeren Generation tickt, und kann diese so viel besser verstehen«, findet er. Das zahle sich in der täglichen Arbeit immer wieder aus.

©SWR
Mentor Stephan Heimbecher.
Rücken stärken

Teilweise haben Frauen in der Branche eine unterschwellige Angst oder Sorge, ob sie tatsächlich in der Lage sein werden, etwas zu bewegen – das legen zumindest die Erfahrungen von Rise nahe, die durchaus solche Tendenzen sehen. Überspitzt formuliert: Während Männer forsch auftreten und sich bisweilen überschätzen, hadern kompetente Frauen bisweilen damit, ob sie eine Aufgabe wirklich bewältigen können. »In solchen Situationen geht es aus meiner Sicht darum, den Mentees den Rücken zu stärken und ganz konkret daran zu arbeiten, deren Selbstwertgefühl zu steigern. Das gelingt, wenn man über konkrete Situationen aus dem Arbeitsalltag spricht und diese einordnet und auch relativiert«, sagt Heimbecher.

Mentee Lisa Müller.
Unterstützung erfahren

Wie wichtig es für Mentees ist, Unterstützung zu erfahren, beschreibt Lisa Müller, die 2022 am Rise Mentoring teilgenommen hat: »Ein besonderer Dank gebührt meinem Mentor, der nicht nur während unserer gemeinsamen Zeit bei Rise das Beste in mir zum Vorschein gebracht und mich in die richtige Richtung gelenkt hat, sondern auch bis heute ›mein Fels‹ in der Brandung ist. Seine kontinuierliche Unterstützung und fachkundige Anleitung haben nicht nur meine berufliche Entwicklung beeinflusst, sondern auch einen nachhaltigen Einfluss auf meine persönliche Weiterentwicklung gehabt. Die Erfahrung, einen Mentor zu haben, der nicht nur ein Coach, sondern auch ein verlässlicher Begleiter ist, ist für mich von unschätzbarem Wert.«

Von Erfahrung profitieren

Dass Mentees von Frauen profitieren können, die schon die eine oder andere berufliche Herausforderung in einer Männerdomäne bewältigen mussten, bestätigt Jin Soon Brancalhao, Mentee des Rise Programms.

Mentee Jin Soon Brancalhao.

Sie erzählt: »Meine Mentorin musste ständig gegen den Strom schwimmen, das heißt, schwierige Dinge tun, um sich ihre Position zu erarbeiten. Sie musste an sich selbst glauben, als sie in eine neue Position befördert wurde, auch wenn andere angesichts ihrer Erfahrung oder sogar ihres Geschlechts Zweifel hatten, da die meisten ihrer leitenden Kollegen Männer waren. Sie musste lernen zuzuhören und zu verstehen, auch wenn es schwierig war, aber auch lernen, Grenzen zu setzen. Ich bin ein ziemlich selbstbewusster Mensch, aber jemanden zu haben, der in seiner Karriere schon ein paar Jahre weiter ist, der ähnliche Ambitionen hat wie ich, und zu hören, wie meine Mentorin all das durchgestanden hat, war sehr beruhigend. Das gab mir die Gewissheit, dass alle Herausforderungen, vor denen ich stehe oder stehen werde, normal sind – und ich sie auch bewältigen kann.«

Frauen unterstützen Frauen

In ihrer Rolle als Senior Manager Video Editors bei Red Bull Media House legt Verena Steib ein großes Augenmerk auf die gegenseitige Unterstützung von Frauen in der Technikbranche. Sie weiß aus ihrer langjährigen beruflichen Erfahrung, dass gerade Frauen sich oft schwer tun, sich klar abzugrenzen.

Mentorin Verena Steib.

Aber: »Nur weil man immer mehr macht, macht man die Arbeit nicht besser.« Ein klares »Nein« ist manchmal durchaus angebracht und notwendig, ermutigt Verena Steib junge Frauen.

Doch das »Nein« alleine löst nicht alle Herausforderungen im beruflichen Alltag. Auch die selbstbewusste Präsentation der eigenen Person und der eigenen Inhalte, das Einnehmen von Raum, das klare Formulieren und Aussprechen von Zielen und Bedürfnissen und das Aufzeigen von Grenzen sind wichtige Fähigkeiten, um die eigenen Anliegen gut zu kommunizieren und zu verankern, so Verena Steib. Daher bilden diese Themen unter anderem auch die Kernpunkte des Rise Monitoring.

Nicht vergessen …
Mehr Frauen in Führungspositionen

Das Rise Mentoring hilft mit, dass Frauen ihre Karriereziele besser umsetzen können und dass sie lernen, sich in einer von Männern dominierten Branche zu behaupten und ihren eigenen Weg zu gehen.

Doch um wirklich nachhaltig ein Umdenken herbeizuführen und tatsächlich mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen, braucht es vor allem strukturelle Veränderungen. Noch immer übernehmen Frauen – meist stillschweigend – 80 Prozent der Care Arbeit, sei es in der Kindererziehung, in der Pflege oder beim Mental Load. Hier braucht es mehr Flexibilität, etwa auch mehr Flexibilität in der Job-Gestaltung, wie zum Beispiel die Möglichkeit, Führungspositionen auch in Teilzeit bekleiden zu können (was übrigens auch als Einladung für Männer gilt).

Bis diese Idee wirklich gelebte Normalität wird, gibt es noch viel zu tun – und nicht alles davon haben wir tatsächlich immer selbst in der Hand. Aber das Rise Mentoring ist auf jeden Fall ein wichtiger Baustein und Ansporn, diesem Ziel zumindest ein Stück näher zu kommen.

Seite 1: Rise-Mentoring: Hintergründe und Infos
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