Kamera, Test, Top-Story: 01.09.1999

Schmalspur-DV

Der JVC-Dock-Recorder BR-DV10 zeichnet im DV-Format auf, er läßt sich aber auch mit professionellen Kameras kombinieren.

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Der Dock-Recorder BR-DV10 ist das erste professionell Gerät, das zwar »nur« im Consumer-DV-Format aufzeichnet, aber trotzdem ohne zusätzliche Modifikationen von JVC in der Profiliga verkauft wird. Wie das geht? Der Dockrecorder wird einfach mit einer professionellen Kamera kombiniert, in diesem Fall mit der JVC KY-19.

Der Dock-Recorder selbst kostet rund 8.000 Mark. Er läßt sich über eine 50polige Buchse mit den JVC-Kameras der KY-Reihe kombinieren. Im Test war die Kamera KY-19 der Teampartner des BR-DV 10. In dieser Kombination kosten Kamera und Dockrecorder rund 20.000 Mark.

Das Kamerateil ist mit einem 13fach-Zoomobjektiv mit 7,5 mm als kürzester Brennweite ausgestattet. Es wird über einen Bajonettverschluß mit der Kamera verbunden. Hier finden also auch andere Wechselobjektive Anschluß. Der Sucher ist über ein Kabel mit der Kamera verbunden. Er läßt sich zwar relativ weit nach rechts und links verlagern, aber kaum nach hinten oder vorne verschieben, also Richtung Auge. Das kann dazu führen, daß sich die Kamera nicht bequem auf der Schulter plazieren läßt, weil der Sucher zu weit vorne ist.

Die Kamera selbst ist mit drei 1/2-Zoll-IT-Chips ausgestattet (je 440.000 aktive Pixel). Sie läßt sich mit Akkus des Typs NP-1B oder NB-G1 betreiben.
JVC stuft die KY19 DV10 als ENG-Kamera ein, denn der Camcorder ist relativ klein und leicht. Über die Funktion „Full Auto” läßt sich die Kamera in einen Automatik-Modus versetzen, in dem Blende, Gain und Shutter automatisch geregelt werden.

Ein weiteres Feature, das besonders beim Dreh aktueller Beiträge nützlich sein kann, ist die Lolux-Funktion. Damit lassen sich selbst bei extrem dunklen Motiven und einer Minimalbeleuchtung von nur 2 Lux noch Bilder aufzeichnen, auf denen etwas zu sehen ist. Unabhängig davon besitzt die Kamera eine Gain-Schaltung, mit der sich die Aufnahmen mit bis zu 19 dB verstärken lassen.

Dank der Variable-Scan-Funktion läßt sich der Shutter der KY-19 an die Bildwechselfrequenz eines Monitors anpassen. Das ist wichtig, wenn man Computerschirme abfilmen will.

Der Dock-Recorder ist im Vergleich zur Kamera absolut spartanisch ausgestattet. JVC konnte den Preis von knapp 8.000 Mark offensichtlich nur mit einem harten Sparkurs realisieren: Dem Dock-Recorder fehlt beispielsweise eine manuelle Tonaussteuerung — und das, obwohl sich über zwei XLR-Eingänge ein externes Mikrofon anschließen läßt und der Ton in 16 Bit/48 kHz aufgezeichnet wird. Beim BR-DV 10 muß man sich stets auf die automatische Aussteuerung verlassen. Die funktioniert zwar recht passabel, aber für hochwertige Musikaufnahmen ist die Kombination KY19DV10 durch diese Einschränkung absolut ungeeignet.

Der Dockrecorder kann seine Abstammung aus dem Consumer-Bereich einfach nicht leugnen. Er akzeptiert ausschließlich Mini-DV-Kassetten. Das Bild gibt der BR-DV10 über Y/C- und FBAS-Buchsen aus. Einen Firewire-Anschluß gibt es nicht. Die Bedienung des Dock-Recorders läßt sehr viele Wünsche offen. An der Geräteseite ist nur ein ziemlich kleines Display zu sehen. Es zeigt während der Aufnahme die verbleibende Restbandzeit an. Bei der Wiedergabe ist darauf der aktuelle Timecode abzulesen — allerdings nur in einer vierstelligen Anzeige, die Minuten und Sekunden angibt. Das ist für Profis gänzlich ungeeignet und kann allenfalls nur eine einfache Hilfe sein.

Fazit: Die Wechseloptik und professionelle Funktionen wie Variable-Scan geben dem KY19 DV10 Flexibilität in Bereichen, die für professionelle Nutzer entscheidend sind. Allerdings ist das Gerät in Bedienung und Tonausstattung sehr mager. Als echten Mangel — vor allem bei Musikaufnahmen — muß man die fehlende manuelle Tonaussteuerung anmerken.

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