Postproduction, Test, Top-Story: 05.12.2019

Die All-in-One-Postproduktion: Test DaVinci Resolve 16

Blackmagic hat den Funktionsumfang der Allround-Bearbeitungs-Software Resolve über die Jahre sukzessive erweitert und ausgefeilt: Zeit für einen ausführlichen Test.











Digital-Audio-Workstation: die Fairlight-Seite
Das Fairlight-Fenster zeigt nur noch das Video und eine Video Scroller-Spur, das lässt mehr Platz für die Audiospuren und den Mischer.

Nach der Einführung von Fairlight gab es erst nur wenige Funktionen, doch eignete sich die Seite schon gut, um den Ton zu mischen und einfache Schnittaufgaben zu erledigen. Mit Version 16 bietet die Fairlight-Seite eine gute Grundausstattung an Audiofiltern und Bearbeitungsoptionen. Wer also auf Software-Instrumente und Midi verzichten kann, der kann sich hiermit meist einen extra Audiosequenzer sparen. Aktiviert man die Videoscroller-Spur, hat man immer einen guten Überblick, da die Frames einzeln in einer Spur angezeigt werden. Der Aufbau der Oberfläche von Fairlight ist zwar der Edit-Seite ziemlich ähnlich, aber es gibt ein sehr unterschiedliches Toolset, das sich einem Editor nicht automatisch erklärt.

Der Mischer ist wie in einer DAW aufgebaut und bietet integrierte Effekte.

Der Mischer bietet mit der Lautstärke-Automation in verschiedenen Modi fast alles, was man von einem Audiomischer erwartet. Doch da man Effekte in einem Kanal nicht per Drag & Drop bewegen oder kopieren kann, braucht man oft unnötig viele Arbeitsschritte, um Effekt-Ketten umzubauen. Automationen lassen sich mit dem Stiftwerkzeug auch einfach direkt in die Timeline schreiben.

Die Optionen für die Automationen überflügeln die eines normalen Schnittprogramms.

Der Mischer zeigt wesentlich mehr Optionen als in der Edit-Seite. Jede Spur hat einen eingebauten 6-Band EQ, Expander, Compressor, Limiter und Pan. Öffnet man den Pan-Regler in einem extra Fenster, sieht man, dass man nicht nur links und rechts, sondern auch visuell nach vorne und hinten mischen kann. Gerade um Sprache und Hintergrundmusik zueinander zu mischen, bietet das einen einfachen und intuitiven Ansatz, sie ins richtige Verhältnis zu setzen. Dabei lassen sich auch alle Audiospuren und ihre Position gleichzeitig anzeigen. Bisher bietet nur Final Cut Pro X etwas Ähnliches, aber nicht in dieser Bandbreite. Audioaufnahmen müssen hier in der Fairlight-Seite ausgeführt werden. 

Anstelle nur links und rechts, kann man visuell im Raum mischen.

Ein hilfreiches Fenster für Synchronisationsaufgaben ist das ADR-Fenster. Hier kann man direkt festlegen, von welcher Quelle und in welche Spur aufgenommen werden soll. Das erlaubt einen schnellen Wechsel zwischen den Spuren, ohne jedesmal das Patch-Fenster aufzurufen. Praktisch dabei ist, dass man über den Mischer und die Spureffekte einen Effekt gleich mit aufzunehmen kann. In der Listenansicht des ADR-Fensters können Cue-Punkte festgelegt werden, zu denen dann mit einem Klick gesprungen werden kann.

Das ADR-Fenster kann verwendet werden, um Spuren für Audioaufnahmen freizuschalten und die Aufnahmen zu managen.

Es gibt auch zahlreiche Optionen für den Vorlauf oder einen On-Screen-Countdown. In der Summe funktioniert das nicht ganz so einfach wie ein Punch-In-Fenster, bietet aber gerade für größere Projekte eine sehr übersichtliche Methode, um viele Aufnahmen zu koordinieren. Was noch fehlt und was man aus den meisten DAWs kennt, ist die Möglichkeit, mehrere Takes in eine Spur aufzunehmen und dann daraus einen Take direkt in der Spur zu schneiden. 

Das Loudness-Meter bietet schon bei der ersten Mischung immer einen guten Überblick. In der Mainspur kann man die letzte Messung in der Übersicht sehen.

Jede Eigenschaft und jede Einstellung eines Effektes kann automatisiert werden. Wie in DAWs üblich kann man Bus-Spuren erstellen, über die sich auch mehrere Spuren zusammen mischen lassen. Spuren gemeinsam zu automatisieren geht aber einfacher, wenn man sie gruppiert und dann den Fader in der Gruppe verwendet. Effekte lassen sich auch jederzeit in einen Clip bouncen, und damit wird die Auswirkung auf die Waveform sofort sichtbar. Leider gibt es keine vorgefertigten Effekt-Tracks.

In der Mix-List kann man Mischungen einfach speichern und wieder aufrufen.

Besonders gefallen hat uns das Pegeln auf die richtige Loudness. Das Loudness-Meter bietet alle wichtigen Messinstrumente für die Durchschnittslautstärke, die Range und die kurzzeitigen Peaks, so dass man schon beim ersten Mix ohne zusätzliche PlugIns immer einen guten Überblick hat. Zudem bietet die »Main«-Spur für die Ausgabe eine Übersicht über die letzte Messung. Ein weitere gute Option ist, dass sich in der Mix List ganze Mischungen speichern lassen. So kann man einen Mix für EBU R128 und einen für maximale Lautheit in derselben Timeline machen und mit wenigen Klicks zwischen beiden wechseln.

Gerade für Synchronisationsaufgaben, aber auch für Soundeffekte eignet sich die Funktion Elastic Audio hervorragend.

In der Timeline gibt es vergleichsweise wenig Bearbeitungswerkzeuge für die Audioclips. Clips können nur zerschnitten und bis auf Sample-Level bearbeitet werden. Die Elastic-Wave-Funktion erlaubt es, die Dauer einer Aufnahme direkt im Clip zu strecken und zu stauchen, ohne dass sich der Pitch ändert. Das hat natürlich seine Grenzen, und Veränderungen um mehr als 20 Prozent bekommen hörbare Artefakte, aber die Funktion birgt enorme Möglichkeiten gerade etwa für die Synchronierung von Audio mit Lippenbewegungen. Um die Zusammenarbeit mit Pro Tools zu vereinfachen, können Mischungen als Pro-Tools-AAF-Datei exportiert werden. Auch Ducking ist über einen Compressor-Effekt einfach zu realisieren. Mit der Veröffentlichung von Reslove 16 versprachen BMD eine Foley-Bibliothek mit 500 Sound-Effekten, sie ist aktuell aber noch nicht verfügbar.

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Seite 10: Fazit

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