Stativ-Test: SmallRig Tribex mit Turbo-Bedienung
Durch die Hydraulik bietet das Carbon-Stativ ein einzigartiges Feature, das schnelle Höhenverstellung aller Beine mit einem Griff erlaubt. film-tv-video.de hat’s getestet.
Das Konzept klingt gut und verspricht einen Turbo für das Einrichten einer Einstellung – ein leichtes Stativ mit Videokopf, das sich mit einem Griff in der Höhe verstellen und ins Wasser setzen lässt. Klassische Varianten mit zwei Auszügen pro Bein brauchen dafür sieben Handgriffe, zwei für jedes Bein und das Einstellen der Halbschale.
Dabei stellt sich gleich die Frage, wie lange ein solcher Mechanismus im harten Drehalltag durchhält. Diese Frage können wir nach dem kurzen Test und zwei Praxiseinsätzen nicht ganz beantworten, wohl aber wie sich das Konzept des Stativs in der Praxis bewährt.

Zunächst machen vor allem die Beine einen soliden Eindruck.
Der Handgriff, mit dem die Hydraulik im Stativ bedient wird, lässt sich ein- und ausklappen und mit einer Drehscheibe justieren. Mit dem Betätigen des Hebels fahren alle Beine gleichzeitig aus, wenn der Kopf mit dem Hebel nach oben gezogen wird. Lässt man aber den Hebel los, sinkt das Stativ etwas nach unten in seine gesperrte Position. Dabei muss der Hebel schnell losgelassen werden, bzw. man sollte die Höhe am besten mit der zweiten Hand stabilisieren, bis die Hydraulik greift. Das kann schon fast eine Sekunde dauern.

Ist es kalt, funktioniert der Mechanismus merkbar schlechter. Sonst sinkt der Kopf ungleichmäßig nach unten. Es erfordert etwas Gewöhnung, bis der Kopf auch in der Wasserwaage-Kontrolle zum Ruhen kommt.

Selbst mit Übung passiert es gelegentlich, dass der Mechanismus so greift, dass der Stativkopf nicht im Wasser ist. Bei den ersten Tests fiel auf, dass die Wasserwaage in den Beinen und die im Kopf nicht immer dieselbe Position anzeigen. Dies scheint hauptsächlich ein Problem der Mittelsäule zu sein, denn ohne diese ist das Problem nicht vorhanden und Kopf und Beine sind parallel im Wasser.
Ohne Mittelsäule bietet das Stativ aber nicht genügend Höhe für ein Interview.

So muss man doch meist einen Handgriff mehr machen, um die Mittelsäule auszufahren, aber auch zwei Handgriffe bedeuten immer noch einen schnelleren Einsatz als mit klassischen Varianten wie dem Sachtler ACE M. In einigen Stunden Einsatz lockert sich die Mittelsäule aber so weit, dass sie nicht mehr ganz plan ansitzt und zu wackeln anfängt.

Die Mittelsäule ist einer der großen Schwachpunkte in der Konstruktion des Stativs. Ist sie voll ausgefahren – und das ist unbedingt notwendig, um annähernd auf Kopfhöhe drehen zu können – schwingt sie bei jeder Schwenkbewegung nach. Das ist zu spüren und im Bild zu sehen. Selbst mit einer kleinen DSLM wie der Panasonic GH7 mit einem 12-35mm-Objektiv fällt das schon auf. Beim Einsatz größerer Kameras wie der Sony FX6 oder der Canon C80 ist das Nachschwingen umso deutlicher.

Nominell kann das Stativ Kameras bis zu 6 Kilo tragen, doch bei besagten Kameras schwingt die Mittelsäule so stark nach, dass man immer erst warten muss, bis sie wieder zur Ruhe gekommen ist. Ihre Konstruktion ist aber das größere Problem der Mittelsäule. Weil sie entfernt werden kann, wird der Kopf mit einer Schraube an der Säule angebracht. Diese Schraube löst sich mit der Zeit, vor allem, wenn man Schwenkbewegungen ausführt.

Schon nach zwei bis drei Stunden hat sich die Verbindung so weit gelockert, dass der Kopf nicht mehr ganz bündig auf der Mittelsäule sitzt und anfängt zu wackeln. Dann ruckt die Kamera bei jeder Bewegung des Kopfes kurz an, und das passiert auch beim Abstoppen. Dieses Problem ist zwar prinzipiell leicht zu beheben, indem die Schraube wieder angezogen wird, doch bei einem Drehtag von neun Stunden mit einer Sony FX6 musste ich das Stativ viermal festziehen.

Dabei scheint man sich bei SmallRig des Problems bewusst zu sein, denn der entsprechende Schlüssel ist in die Säule integriert und lässt sich schnell herausnehmen und wieder befestigen. Verwendet man das Stativ, macht man das am besten jede Stunde provisorisch – und merkt dabei, dass sich die Schraube auch da schon leicht gelöst hat.

Dabei ist vor allem das Gewicht der Kamera ein wichtiger Faktor, denn bei einer GH7 mit einem 12-35mm-Objektiv war das Lockerwerden der Verbindung ein sehr viel kleineres Problem, man musste die Schraube vielleicht zweimal an einem Drehtag nachziehen.

Auch der Schwenkkopf trägt zu einem großen Teil zu diesem Problem bei: Ist die Dämpfung auf einen hohen Wert gestellt, schraubt sich die Mittelsäule beim Schwenken in die »falsche« Richtung und gerne mal versehentlich los.

Dann muss die Schraube des Kopfes auf der Mittelsäule sofort nachgezogen werden, da sonst der Kopf sich von der Mittelsäule zu lösen droht. Hier sitzen die gleichen Schrauben unter dem Kopf wie in der Mittelsäule. Den Schnellverschluss um die Mittelsäule auszufahren funktioniert aber schnell und zuverlässig.
Die Stativplatte rastet seitlich auf dem Kopf ein und es gibt zwei unterschiedliche Anschlüsse, je nach Platte, die man benutzen will. Ohne Mittelsäule lässt sich das Stativ sehr gut im Low Mode einsetzen und so niedrig einstellen, wie es die Höhe des Kopfes erlaubt. Der Schwenkkopf besitzt erst einmal alle Features, die man von einem Videokopf erwartet. Es gibt getrennte Dämpfungen für Schwenk- und Neigebewegungen, ein vierstufiges Ge-gengewicht und Bremsen, wo sie sinnvoll sind.

Zwar kann das Stativ ohne Probleme Kameras mit 6 Kilo tragen, doch bei den Dämpfungen ist man schon mit einer FX6 wieder in einem Gebiet, in dem es anfängt zu hakeln. Schwenkbewegungen alleine laufen dabei auch noch ganz gut, auch wenn sie gelegentlich etwas anrucken. Werden aber Schwenk- und Neigebewegungen kombiniert, hakt es oft am Anfang und am Ende. Angesichts der Größe sind die Ergebnisse trotzdem nicht schlecht, vor allem wenn man mit einer leichten DSLM filmt. Es kann auch an meiner Gewöhnung liegen, aber mit einem Sachtler ACE M gelingen diagonale Bewegungen einfacher und gleichmäßiger mit einer Sonx FX6.

Fazit
So stabil das SamllRig Potato Jet Stativ selbst ist und 6 kg schwere Kameras sicher tragen kann, so sehr ist die Konstruktion der Mittelsäule eine große Schwäche. Diese ist einfach nicht für einen langen Drehtag ausgelegt und muss immer wieder nachgezogen werden. Das kann schnell auf die Nerven gehen, und auch das Nachschwingen bei Schwenks zeigt, dass die Konstruktion schnell an ihr Limit kommt, vor allem wenn man nicht mit einer leichten DSLM filmt.

Die hydraulische Höhenverstellung ist zwar nicht perfekt, funktioniert mit etwas Übung aber gut. Wer ein leichtes Stativ sucht, das schnell einstellbar ist, und weitgehend auf die Mittelsäule verzichten kann – etwa um Aufnahmen in den Bergen zu machen –, der hat ein gutes Stativ, das schnell an die Gegebenheiten angepasst werden kann.
Wenn man an Filmen mit Interviews und O-Tonzentriert arbeitet und Aufnahmen auf Kopfhöhe absolut notwendig sind, dann eignet sich das Stativ wegen der nachschwingenden und sich losrüttelnden Mittelsäule nur bedingt – die schwingende Mittelsäule und das ständige Nachziehen der Schraube kann einem schon an den Nerven zerren. Der Schwenkkopf ist keine Oberklasse, aber für die meisten Aufgaben gut geeignet.