Messe, Mischer: 25.09.2013

IBC2013: IT-basiertes Mischerkonzept der Zukunft von SVS?

Live-Videomischer sind bislang immer noch Bastionen spezialisierter Hardware, die mit Videosignalen gefüttert werden muss — im Broadcast-Bereich erfolgt das im Normalfall via SDI-Verbindung. Nun kommt aber von Scalable Video Systems (SVS) aus Weiterstadt ein ganz neues Mischerkonzept, das verteilte, per IT-Netzwerk verbundene Installationen erlaubt.

Die Entwicklungsingenieure von SVS sind keine Unbekannten in der Branche: Etliche davon waren an der Entwicklung von Videomischern beteiligt, die dann unter den Marken BTS, Philips, Thomson und Grass Valley auf den Markt kamen. Unter dem Dach der neuen Firma SVS setzen die Entwickler aus Weiterstadt nun auf ein vollkommen neues Mischerkonzept: Der klassische Videomischer ist dabei sozusagen in seine Elemente zerlegt, diese können über verschiedene Orte verteilt werden, agieren aber auf Wunsch wieder wie ein einziger integrierter Mischer. Die einzelnen Systembestandteile sind dabei per IT-Netzwerk miteinander verbunden, erlauben aber dennoch das Arbeiten in Echtzeit, wie es im Live-Bereich unabdingbar ist.

Die Bildverarbeitung erfolgt nicht mit spezialisierter, dedizierter Hardware, sondern mit zwar sehr leistungsfähigen, aber handelsüblichen GPUs aus dem PC-Bereich. Das hat den Vorteil, dass die SVS-Lösung von der ständig steigenden Processing-Power im Bereich der Grafikkarten und deren durch hohe Stückzahlen vergleichsweise niedrigeren Preisen profitieren kann.

Elemente des SVS-Mischers

Die Hardware-Basis des Mischerkonzepts von SVS bilden die Processing-Module. Das sind 19-Zoll-Einheiten, in denen neben Grafik-Boards auch bis zu drei von SVS entwickelte I/O-Boards mit SDI-Anschlüssen stecken können. Jedes der I/O-Boards bringt acht Eingänge und sechs Ausgänge mit. Darüber gelangen Live-Videosignale in den Mischer, dieses SDI-Interface ist letztlich auch die Schnittstelle zwischen SVS-Processing-Modulen und einer bestehenden Produktionsinfrastruktur.

Zu anderen Processing-Modulen und zu den Bedieneinheiten nimmt das Processing-Modul hingegen ausschließlich per LAN oder WAN Kontakt auf, es besteht eine Daten-, aber keine Videoverbindung im engeren Sinn. Laut SVS ist so auch die Übertragung von unkomprimierten Material zwischen Processing-Modulen in Echtzeit möglich, wobei auch Glasfaserleitungen eingesetzt werden sollen und können.

Auch die Bedienung des Processing-Moduls erfolgt also über ein IT-Netzwerk. Entsprechend können Processing-Modul und Bedieneinheit auch weit voneinander entfernt stehen. Als Bedieneinheit kann ein Control-Panel mit Tasten und Hebeln ebenso genutzt werden, wie ein Touchpanel.

Skalierbarkeit, Remote Production, Multisite Operation

Mehrere Module lassen sich laut Anbieter von der Bedienung her zu einer Einheit zusammenfügen, auch dann, wenn die Module an unterschiedlichen Orten stehen — was Remote-Einsätze ermöglicht: Man kann damit verteilte Mischerstrukturen aufbauen und muss nicht unbedingt dafür sorgen, dass alle Kamerasignale als SDI-Signale an einem zentralen Mischer anliegen. Außerdem spart man sich  — je nach Einsatzbereich — die Einrichtung vollwertiger Subregien mit eigenem Mischer, vielmehr steht dann etwa nur ein Mischermodul vor Ort, das von einer anderen Regie aus ferngesteuert wird.

Eine zentrale Idee des Mischersystems von SVS ist dessen Skalierbarkeit. Man kann dem per Netzwerk verbundenen Mischer Processing-Module und Bedieneinheiten hinzufügen oder wegnehmen, je nachdem, welche Anforderungen im aktuellen Produktionsfall vorliegen.

Man kann auf Basis dieses Konzepts jeweils im Vorfeld einer Produktion die individuellen Anforderungen  definieren und die Funktionalität des Mischers entsprechend anpassen und auslegen: Man entscheidet je nach Produktion, wie viel Processing-Power dafür nötig ist.

Funktionalität der Processing-Module

Das I/O-Board, das SVS entwickelt hat, kann bis zu acht unkomprimierte RGBA-Live-Ströme verarbeiten, und vier Programm- sowie bis zu zwei Multiviewer-Ausgangssignale bereitstellen — Multiviewer-Funktionalität ist also in das Gerätekonzept integriert. Bis zu drei I/O-Boards passen in jedes Processing-Modul. Reicht das noch nicht aus, kombiniert man eben die Leistung vieler Module innerhalb des Netzwerks und kann somit bei Bedarf auch einen »Monstermischer« konfigurieren, wie er anderweitig im Markt nicht zur Verfügung steht.

Man kann aber auch einzelne Modulen innerhalb des Netzwerks Redundanz-Aufgaben zuweisen und somit eine Havarie-Lösung einplanen.

Jedes Processing-Modul bietet in sich schon die übliche Funktionalität eines Mischer: Es stehen Background- und Key-Layer zur Verfügung, sowie bekannte Effekttypen wie Mix, Wipe, 2D/3D-DE, Offset Transitions, Stills, RAM-Recorder, Luminance- und Chromakey zur Verfügung — aber zusätzlich auch neuere wie etwa 3D-(ZDepth)-Transitions, bei denen man laufende Bildinhalte auf Objekte im 3D-Raum mappen kann.

Kombiniert man mehrere Module erhöhen sich die Möglichkeiten entsprechend, klassische M/E-Beschränkungen gibt es nicht.

Folgende Videostandards werden unterstützt: 1.920 x 1.080i, 1.920 x 1.080p und 1.280 x 720p mit 50, 59,94 und 60 Hz.

Bedienmöglichkeiten

Für die Steuerung hat SVS ein eigenes, erweiterbares Bedienpanel und eine eigene grafische Bedienoberfläche entwickelt. Beides kann wechselweise für die vollständige Bedienung des Mischers benutzt werden. Über die Software soll es auch möglich sein, eine Produktion vorab wie in einem Flussdiagramm zu definieren.

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