Sonne, Wind und Regen: Biathlon-WM 2012 in Ruhpolding
Im März fand in Ruhpolding bereits zum vierten Mal die Biathlon-Weltmeisterschaft statt. Host-Broadcaster war das ZDF, das nationale Bild produzierte der Bayerische Rundfunk. film-tv-video.de war vor Ort in Ruhpolding und hat mit den Verantwortlichen über die Besonderheiten gesprochen.
Biathlon hat sich in den vergangenen Jahren zum beliebtesten Winter-Wettkampfsport entwickelt. Wenn Magdalena Neuner und Co. auf Langlaufskiern über die Strecke hetzen und dazwischen die Schießscheiben abräumen, können andere Wintersportübertragungen einpacken: Weder der Abfahrtslauf der Herren an der Streif in Kitzbühel, noch das Neujahrs-Skispringen können da mithalten. Biathlon schlägt sie alle — zumindest was die Quote betrifft: ARD und ZDF erreichten mit ihrer Berichterstattung von der Biathlon-WM 2012 in Ruhpolding Marktanteile von bis zu 33,3 Prozent.
Host-Broadcaster ZDF, nationales Bild vom BR
Das ZDF war Host-Broadcaster bei der Biathlon-WM in Ruhpolding. In dieser Rolle war der Sender für die Infrastruktur des TV-Compounds verantwortlich und produzierte das Weltbild für 20 Länder. In Skandinavien, etlichen osteuropäischen Staaten wie auch in Frankreich spielt Biathlon eine ähnlich große Rolle wie in Deutschland, und da die Sender aus diesen Ländern kaum eigene Technik nach Ruhpolding mitbrachten, übernahm das ZDF in seiner Rolle als Host-Broadcaster eine wichtige, herausragende Rolle für die TV-Übertragung der Biathlon-WM.
Auch für die gemeinschaftliche, nationale TV-Produktion von ARD und ZDF, war das ZDF federführend verantwortlich. Das nationale Bild produzierte dabei der Bayerische Rundfunk, der mit dem FÜ1HD vor Ort war, die redaktionelle Verantwortung der nationalen Berichterstattung oblag dem RBB.
Produziert wurde in 1080i50 und 16:9 – erstmals ohne 4:3-Protection und zwar ausschließlich und durchgehend in HD, ganz ohne SD-Anteile. Die Wandlung für die nationale HD-Ausstrahlung in 720p und in SD erfolgte direkt in den jeweiligen Sendezentralen und nicht in Ruhpolding, auch das nationale Bild produzierte der BR in 1080i.
Beim Ton fiel die Entscheidung für Stereo. »Beim Biathlon wäre eine 5.1-Surround-Produktion sehr aufwändig«, erläutert Florian Rathgeber, der die Technische Gesamtleitung des Host-Broadcasters ZDF innehatte, »deshalb hat man sich in Ruhpolding für Stereo entschieden.«
Grundlegender Workflow
Im den beiden neuen HD-Ü-Wagen MP4 und MP5 hatte das ZDF Bild- und Ton-Regie des Weltbildes sowie die Slomo-Bearbeitung angesiedelt. Das Weltbild des MP4 wurde an den Schaltraum übergeben (MCR) und von dort aus verteilt: zum einen direkt auf dem TV-Compound an alle unilateralen Sender vor Ort (Norweger, Schweden, Finnen, Österreicher), zum anderen an die EBU. Auch der ZDF-unilaterale Part erhielt über den Schaltraum seine Signale.
Der BR war mit dem FÜ1HD für die Produktion des nationalen Bildes zuständig – und erhielt, wie auch die anderen Sender aus Schweden oder Norwegen, das Weltbild des Host-Broadcasters. Zusätzlich zum Weltbild gab der MP4 noch etliche Iso-Feeds ab, die separat gebucht werden konnten.
Weiter hatte der Host-Broadcaster ZDF einen Playout-Bereich installiert, der sehr stark von jenen Sendern genutzt wurde, die nicht mit eigener Technik vor Ort waren: »Das ging vom öffentlich-rechtlichen schwedischen Fernsehen bis hin zu RTL und Sky HD, die unsere Playout-Facilities genutzt haben«, erklärt Florian Rathgeber.
Eine Neuerung, die das ZDF im Playout-Bereich angeboten hatte, waren File-Transfers. Dabei handelte es sich um ein Pilotprojekt, das letztlich schon in der Planungsphase vom LOC mit der Anfrage initiiert wurde, wie man denn kleinere EB-Teams und VJs unterstützen könne, die üblichweise die WLANs im Pressezentrum nutzen – und dadurch diese Netze deutlich überstrapazierten. »Das haben wir aufgegriffen und mit Aspera Faspex Server eingebunden, die wir in Mainz selber konfiguriert, aufgesetzt und getestet haben. Mittels exklusiver 155-Mbps-Leitung nach Ruhpolding konnten wir am dortigen Knotenpunkt die Daten ins Internet abgeben«, erklärt Florian Rathgeber und ergänzt: »Wir sammelten also am Venue die Files ganz unterschiedlicher Teams ein und übertrugen sie. Das Ganze lief file-geschützt ab und bot eine sehr effiziente Kodierung – sonst hätte man für diesen Fall ja auch einfach einen FTP-Upload aufsetzen können. Dieses Angebot wurde sehr gut angenommen und ist auch eine schöne Alternative zum klassischen Playout.«
Zusätzlich zum MCR hat das ZDF als Host auch den Commentatory Control Room realisiert (CCR): Dort wurden die Kommentatoren betreut, die komplett ohne Technik in Ruhpolding vertreten waren und die mit Kommentatoreneinheit, IT-Kommentator-Mischung, ISDN-Codec und Transfers in die Heimatredaktion versorgt wurden. Insgesamt waren in Ruhpolding fünf solcher voll ausgestatteter und 19 teilweise ausgestattete Kommentatoren-Kabinen installiert.
Als Host-Broadcaster war das ZDF auch für den kompletten Setup des TV-Compounds in der Biathlon-Arena Ruhpolding zuständig und somit auch für die Zusammenarbeit mit dem LOC. »Die Planung und Realisierung eines Projekts wie der Biathlon-WM in der Rolle als Host-Broadcaster ist eine sehr schöne Sache«, resümiert Florian Rathgeber und ergänzt, dass die Realisierung der Biathlon-WM sehr gut verlaufen sei.
Biathlon: Herausforderungen der Übertragung
Biathlon kommt bei den Zuschauern gut an, und entsprechend aufwändig wird die Sportart mittlerweile produziert. Dabei gilt es, gleich mehrere Herausforderungen zu bewältigen. Zum einen findet Biathlon bei nahezu jedem Wetter statt, gleichgültig ob es regnet, schneit oder die Sonne scheint. Für die Kameras bedeutet dies, dass sie widerstandsfähig sein und bei extremen Wetterbedingungen und Temperaturen funktionieren müssen. Gerade bei den zahllosen Spezialkameras, die im Einsatz sind, ist das nicht immer ganz einfach.
Auch für die Bildregie bietet der Biathlon viele Herausforderungen, denn im Biathlon gibt es mehrere Rennen mit ganz unterschiedlichen Verläufen: Den Massenstart in Szene zu setzen, erfordert eine andere Bildregie, als etwa die Verfolgung, die Staffeln oder die Sprint- und Einzelrennen. Abhängig vom jeweiligen Rennen findet einmal sehr viel Aktivität parallel statt, bei anderen Wettbewerben folgt eins nach dem anderen über einen langen Zeitraum.
ZDF-Regisseur Andreas Lauterbach, der gemeinsam mit ARD-Mann Rainer Rosenbaum das Konzept für die Bildregie entwickelte, sagt dazu: »Der Anspruch, den TV-Zuschauern das Wichtigste, den Rennverlauf, spannend und authentisch wiederzugeben, kann nie zu 100 Prozent erfüllt werden.« Aus seiner Sicht besteht die eigentliche Kunst der Bildregie beim Biathlon daher darin, »das Richtige« wegzulassen, sodass der Zuschauer nichts verpasst, möglichst viel sieht und sich ein umfassendes Bild des Wettkampfs machen kann.
Mit 39 Kameras, wie sie bei der WM in Ruhpolding eingesetzt wurden, ist das eine komplexe Aufgabe, die einiges an Vorbereitung, aber vor allem auch Routine und die Zusammenarbeit mit den »Spottern« erfordert – jenen Leuten im Team, die entlang der Strecke wichtige Infos an die Kameraleute und in die Regie weitergeben: etwa, wenn an einem bestimmten Punkt der Strecke gerade die beste Zwischenzeit abgeräumt wird, wenn ein Läufer entlang des Kurses stürzt oder ein Favorit einen anderen überholt.
Kamera-Setup und Spezialkameras
Für die Produktion des Weltbildes setzte das ZDF die HD-Ü-Wagen MP4 und MP5 ein. Dort liefen alle 39 Kamerasignale des internationalen Signals auf. Ü-Wagen-Chef Georg Eisengräber erläutert: »Zusätzlich zu den 24 Ikegami-Kameras des Typs HK727P waren sehr viele Spezialkameras im Einsatz«.
Spektakuläre Bilder lieferte etwa die PMT-Spidercam, die in dem Bereich des Stadions montiert war, in dem sich Zuschauertribüne und Schießstand befanden. Die Spidercam wird über ein Seilzugsystem gesteuert, das an vier Masten befestigt wird. Über Seilwinden lässt sich die Kamera nahezu geräuschlos bewegen, gesteuert wird die Kamera über zwei Joysticks. Die Spidercam bringt es auf eine maximale Geschwindigkeit von 8 m/s.
Im Bereich des Schießstandes waren etliche weitere Kameras im Einsatz, die spannende Bilder lieferten, denn natürlich spielt das Schießen beim Biathlon ja eine zentrale Rolle und der Zuschauer möchte alles genau verfolgen können. Als Super-Highspeed-Kamera setzte das ZDF die Arri Hi-Motion ein, die extreme Zeitlupenbilder lieferte: etwa davon, wie das Projektil auf die Schießscheibe auftrifft oder auch Schmauchfetzen, die am Gewehrlauf zu sehen sind, wenn das Projektil den Lauf verlässt. Arri Media hat eine Hi-Motion gemeinsam mit dem japanischen Anbieter NAC entwickelt, im Unterschied zu anderen Highspeed-Kameras arbeitet sie mit drei Sensoren. Die Kamera kann 600 fps aufzeichnen, aber bei schlechten Lichtverhältnisse, wie sie beim Biathlon durchaus vorkommen können, liegt man auch mal bei geringeren Raten. In Deutschland vertreibt und vermietet TopVision die Kamera exklusiv.
Eine von insgesamt drei Schienenkameras lieferte die Bilder der Projektile beim Auftreffen auf die Schießscheibe. Dabei handelte es sich um die Sportscam von TV Skyline. Sie wurde ferngesteuert und konnte auf Knopfdruck zu den gewünschten Scheiben fahren, frontal davor halten und die fünf Scheiben während des Schießens abschwenken, sodass die Treffer oder Fehlschüsse genau zu sehen waren. Die passenden Bilder des jeweiligen Athleten lieferte eine Hot-Head-Kamera, die unmittelbar neben der Bahn Nr. 1 am Schießstand platziert war und ferngesteuert die gewünschten Aufnahmen der Biathleten beim Schießen lieferte. Zu sehen war das Ganze für den Zuschauer im »Schießtrick«, also in einer Bilddarstellung, die links den schießenden Athleten und rechts jeweils die zugehörige Schießscheibe zeigte. Georg Eisengräber berichtet, dass Bildregisseur Andreas Lauterbach und der 1. ZDF-Kameramann Sigi Ruster den Schießtrick entwickelt haben und dass er seither ein zentrales Element jeder Biathlon-Übertragung ist.
Eine weitere Railcam setzte das ZDF im Stadion am Stadioneinlauf ein. Sie war mit einer Ikegami-Kamera ausgerüstet und zog ein Glasfaserkabel hinterher. Die dritte und technisch betrachtet interessanteste Schienenkamera erklomm auf einer Länge von rund 300 m den Schießplatzberg, konnte so die Athleten während des Anstiegs begleiten und sich an deren Geschwindigkeit anpassen. Die Besonderheit des Systems von SCS beteht darin, dass es auch Steigungen und unebene Stecken zurücklegen kann. »Das System fährt auf ganz normalen 4-Punkt-Traversen, die SCS speziell für die jeweilige Strecke biegt und anpasst«, erläutert Georg Eisengräber. Das System ist kreiselstabilisiert, und die Sony-Cineflex-Kamera wurde kabellos fernbedient. Beheizbare Schienen sorgten zudem dafür, dass die Schienenkamera nicht mit Wetterproblemen zu kämpfen hatte.
Für weitere Slomo-Aufnahmen waren vier Highspeed-Kameras des Typs LDK8300 von Grass Valley im Einsatz, zwei davon entlang des Kurses, eine am Schießplatz und eine im Stadion. Zusätzlich arbeitete das ZDF mit zwei Super-Slomo-Kameras des Typs HDC-3300 von Sony.
Eine Goalcam von TV Skyline lieferte Beauty Shots, und drei Kräne, ein Scissor-Lift und eine MAT-Towercam ergänzten den Kamerapool. Mit vier Drahtloskameras wurde das internationale Bild ergänzt, zwei waren zusätzlich noch fürs nationale Bild im Einsatz. Die nationalen Drahtlos-Kameras sorgen insbesondere in der Vorberichterstattung für Bilder aus den Außenbereichen wie etwa Waffenkontrolle oder Aufwärm- und Wachsbereich. »Die Kollegen mit den sechs Drahtloskameras deckten in Ruhpolding ein Riesenareal ab, das sind locker 300 x 300 m«, so Florian Rathgeber vom ZDF.
Audioseitig waren bei der Produktion des internationalen Bildes 50 drahtgebundene und 13 drahtlose Mikros von Sennheiser und AKG im Einsatz, und in der Regie setzten sowohl das ZDF wie auch der BR auf Audiotechnik von Lawo und arbeiten mit mc²66-Pulten.
ZDF: MP4 und MP5
Der MP4 war der erste HD-Ü-Wagen des ZDF und feierte bei der Leichtathletik WM in Berlin Premiere. Zentrale Komponenten des Ü-Wagens sind der Snell-Kahuna-Mischer und ein Lawo mc²66-Pult. Das Fahrzeug bietet zwei unabhängige Video- und Ton-Regieräume, bis zu 30 Arbeitsplätze stehen in dem Fahrzeug zur Verfügung.
Ganz ähnlich ausgestattet ist der MP5, der als 16-Kamera-HD-Fahrzeug ausgelegt ist. Der Sattelauflieger mit einem fast über die gesamte Länge gezogenen, seitlichen Auszug mit 1,6 m Tiefe, gilt als Raumwunder unter den Ü-Wagen. Er bietet 28 Arbeitsplätze und zwei unabhängige Regien.
Ü-Wagen-Chef Georg Eisengräber erläutert, dass man für die Biathlon-WM die Bereiche in den beiden ZDF-Ü-Wagen so aufgeteilt habe, dass im MP4 das Signal produziert wurde, während im MP5 die gesamten Slomo-Plätze untergebracht waren. Für den Slomo-Bereich (6 x Slomo, 4 x Super-Slomo) hatte dies den Vorteil, dass dort vergleichsweise ruhig gearbeitet werden konnte.
Da ARD und ZDF die Biathlon-WM gemeinsam produzierten, gab es die Besonderheit, dass an den ARD-Tagen der ZDF-Bildregisseur in der internationalen Regie saß – und umgekehrt.
EVS: Netzwerk aus 18 Servern
»Insgesamt arbeiteten wir mit 18 EVS-Maschinen, die alle vernetzt waren«, erläutert Florian Rathgeber das Setup in Ruhpolding. Der Vorteil dieses Netzwerkes besteht darin, dass man von jedem Arbeitsplatz aus an beliebiges Quellmaterial herankommt.
Die EVS-Server verteilen sich auf zwölf internationale EVS-XT3-Server, eine Highspeed-EVS, eine zentrale EVS im MCR und auf vier nationale EVS-Maschinen im BR-Ü-Wagen. Operator Patric Jung erklärt dazu: »Im Gegensatz zur Alpinberichterstattung benötigt man beim Biathlon einfach mehr Slomo-Server, denn man kann nicht so sequenziell arbeiten wie bei einem Abfahrtsrennen. Gerade bei den Einzelstarts gibt es jede Menge Parallelaktivität, die man ohne EVS-Server gar nicht zeigen könnte, denn letztlich müssen wir jede Kamera jederzeit aufzeichnen.«
Die Grafik des Weltbildes (Fill und Key) lieferte wie immer beim Biathlon der Dienstleiser Siwi Data, zusätzlich wurde für die nationale Berichterstattung ein Vizrt-System genutzt.
Nationales Bild: BR
Der BR produzierte für die ARD das nationale Bild mit dem FÜ1HD. Jürgen Kreissl, Chef der Außenproduktion beim BR, erläutert, dass dabei zusätzlich zu den vom Host-Broadcaster aufgebauten Kameras, weitere elf eigene Kameras für die nationale Berichterstattung eingesetzt wurden, unter anderem Sonys HDC-1400R.
Der FÜ1 des BR ist ein 3-achsiger Sattelauflieger mit vier Auszügen, dem ein 2-achsiges Rüstfahrzeug zur Seite gestellt ist. Herzstück des HD-Ü-Wagens ist der Multiformat-Bildmischer MVS-8000G von Sony.
Die Steuerung und Kontrolle der meisten Systeme übernimmt im FÜ1 das Virtual-Studio-Manager-System von L-S-B. Weitere Schlüsselkomponenten des FÜ1 sind Audiomischer von Lawo und Yamaha, Router von Grass Valley sowie vier Video-Server mit jeweils sechs Kanälen und ein Xedio-Produktionssystem von EVS.
Karl-Ulrich Moerk war als Technischer Leiter für die Produktion im BR-Ü-Wagen verantwortlich. Er bericht, dass im FÜ1HD die Regie A für die Produktion genutzt und die zweite Regie für vier EVS-Maschinen als Slomo-Regie umfunktioniert wurde.
Zusätzlich zum FÜ1 war im Rahmen einer Produktionsbeihilfe auch ein SWR-Ü-Wagen im Einsatz, der direkt in Ruhpolding vom Kurhaus und der Champions-Plaza übertrug und für das Bayerische Fernsehen produzierte. »Da gab es jede Menge an Schalten und Live-Sendungen, unter anderem für die Abendschau im BR«, erläutert Jürgen Kreissl.
Ganz generell wurde das nationale Bild aufwändiger produziert als bei anderen Events, so Karl-Ulrich Moerk: »Neben den elf eigenen Kameras hatten wir einen eigenen Schießtrick und setzen auch zwei eigene Drahtloskameras ein, was auch nicht immer die Norm ist«.
Der BR-Ü-Wagen wurde auf der Schnittseite durch das ZDF-DPM-1 mit seinen zwei Schnittplätzen und durch das Schnittmobil des SWR mit seinen drei Avid-Schnittplätzen ergänzt. Beide erhielten ihre Signale vom FÜ1HD. »Dort wurden alle Beiträge der EB-Teams geschnitten«, erläutert Jürgen Kreissl.
Mixed Zone, Presenter-Plattform
In der Mixed-Zone waren für die einzelnen Sender diverse Positionen für Interviews mit den Sportlern vorgesehen, was rege genutzt wurde. Zusätzlich betrieben ARD/ZDF und auch das norwegische Fernsehen Presenter-Positionen, die in unmittelbarer Nähe der Zuschauertribüne untergebracht waren und einen schönen Blick auf den Zieleinlauf boten. Dort fanden Moderationen und weitere Interviews statt.
Perspektiven
ZDF-Regisseur Andreas Lauterbach glaubt, dass in der Biathlon-Übertragung mittlerweile ein Niveau erreicht ist, dass sich nur schwerlich noch toppen lässt. »Ähnlich wie beim Skispringen vor einigen Jahren, sind wir mittlerweile an einem Punkt angelangt, an dem wir auch mit mehr Kameras kaum noch neue Perspektiven oder Aspekte für Übertragung liefern können«, sagt Andreas Lauterbach.
Besonders eindrucksvoll kann man dies sehen, wenn man sich heute die Übertragungen frühere Biathlon-WMs ansieht: 1979 war beispielsweise das ZDF für die Übertragung verantwortlich und realisierte die WM mit einem kleinen Ü-Wagen mit vier Kameras vor Ort. Bei der WM 1985 waren es dann zwar schon mehr Kameras, aber auch die Wettkämpfe selbst fanden damals noch auf einem ganz anderen Niveau statt. Andreas Lauterbach berichtet: »Es ist schon sehr interessant, wenn man in der Übertragungen von 1985 sieht, dass ein Läufer gestürzt ist, weil er im Jägerzaun eingefädelt hat – das wäre heute undenkbar«. Bei der WM, die 1996 in Ruhpolding stattfand, hatte der BR die Federführung der Übertragung inne. »Wir hatten damals schon 24 Kameras im Einsatz, aber solche Dinge wie Spidercam oder HiMotion und vieles mehr gab es damals noch nicht. Daran kann man sehr schön ablesen, wie sich die Biathlon-Produktion weiterentwickelt hat«, bilanziert Jürgen Kreissl.
Natürlich bedingt die Popularität einer Sportart und somit letztlich die TV-Quote, wie aufwändig eine Sportart produziert wird — und hier profitierte der Biathlon in den vergangenen Jahren sicherlich von vielen erfolgreichen Athleten: Mit Magdalena Neuner ist in Ruhpolding eine besonders erfolgreiche Sportlerin abgetreten, die sicher ihren Anteil dazu beitrug, dass die Sender noch höhere Quoten erzielen konnten. In der nächsten Saison wird sich zeigen, ob nun andere Sportler nachrücken werden – die Technik ist bereit dafür.
Empfehlungen der Redaktion:
11.02.2011 – Ski-WM 2011: Test für Olympia 2018?
02.02.2011 – ARD und ZDF sind Host Broadcaster bei der Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen
23.09.2009 – IBC2009: Rundgang durch den ZDF-Ü-Wagen MP4
16.07.2011 – Frauen auf den Platz!
01.07.2010 – Hausmesse bei Broadcast Solutions