Broadcast, Top-Story, Wireless: 30.03.2023

Actionbilder mit Drahtlostechnik

André Theis ist Spezialist für die drahtlose Bildübertragung und ermöglicht packende Live-Action-Bilder – unter anderem mit Race-Drohnen.


 
Für jeden Einsatz unterschiedliche Drohnen

Im Lauf der Jahre hat André Theis eine ganze Live-Drohnenflotte mit diversen Spezial-Live-Drohnen aller Klassen entwickelt. »Michael Kögler, Regisseur beim ORF, hat sicher einen großen Anteil daran, dass Drohnen im Sport mittlerweile häufiger eingesetzt werden. Er ist immer interessiert daran, neue Bilder zu finden«, erzählt Theis.

Gesteuert wird die Race-Drohne von einem FPV-Piloten.

Am erfolgreichsten und am häufigsten nachgefragt wird bei Theis derzeit dessen eigenentwickelte Race-Drohne. Die Bilder, die sie liefert, konnte man beispielsweise bei der Ski-WM in Courchevel sehen, aber Race-Drohnen sind auch bei den GT Masters und anderen Autorennen im Einsatz. Diese Drohnen können mit unglaublichen 180 km/h fliegen und damit Fahrzeuge sowie Athletinnen und Athleten verfolgen.

Für seine 5-Zoll-Race-Drohne baute Theis einen eigenen Frame, den er mit diversen Technikkomponenten bestückte, also etwa Kamera, Motor, Telemetrie, Sende- und Empfangstechnik, Flügel, Akkus und weiteres. Jede Race-Drohne ist letztlich ein Unikat.

Das Steuerpanel für die Drohne.

Gesteuert wird die Drohne dann von einem FPV-Piloten, der den Drohnenflug per Brille verfolgt. In der Videobrille sieht er, was die Drohne filmt. Mit einem externen Panel steuert der FPV-Pilot die Drohne.

Umfangreiches Equipment ist für jeden Job mit dabei.

Üblicherweise hat die Theis-Drohne eine Flugzeit von rund drei bis vier Minuten. Bei einem Skirennen bedeutet dies, dass spätestens nach jedem zweiten Skifahrer ein Akkuwechsel notwendig ist. Den erledigt der Spotter mit, und das Ganze erfolgt in einer Geschwindigkeit, wie man sie sonst nur vom Reifenwechsel der Formel 1 kennt.

Minikamera auf einer Drohne.

Bei den Skirennen aus Courchevel/Méribel gewann die Berichterstattung der Rennen dank des Drohneneinsatzes unglaublich an Dynamik.

Der Arbeitsplatz im Container.

Die Geschwindigkeit der Skifahrer und -fahrerinnen wurde damit deutlich erfahrbarer. Im Bild war in der Übertragung auch stets zu sehen, wie schnell die Drohne jeweils fliegt – und plötzlich konnte man als Zuschauer begreifen, wie herausfordernd es für die Sportler ist, bei dieser hohen Geschwindigkeiten auf der Piste zu reagieren.

André Theis setzt sich für einheitliche Sicherheitsstandards ein.

André Theis urteilt: »Die Race-Drohne ist wirklich eine tolle Ergänzung für die Live-Berichterstattung, und selbst die eingangs teilweise skeptischen Skifahrer und -fahrerinnen und deren Trainerstab wollten nach den ersten Einsätzen plötzlich alle eine Drohnenaufzeichnung von sich selbst haben.«

Die Mini-Drohne wiegt weniger als 250 Gramm.

Nicht zuletzt aufgrund des großen Erfolges der Race-Drohne entwickelte das Team um André Theis auch eine Mini-Drohne, die weniger als 250 g wiegt und bis zu 50 km/h fliegen kann. Eine so kleine und leichte Drohne hat den Vorteil, dass sie weniger stark reglementiert ist, man kann sie also vielfältiger einsetzen und darf auch näher an die Zuschauer heranfliegen.

Die Akkus müssen permanent geladen werden.

Eine wirklich broadcast-taugliche Drohne zu bauen, die unter 250 g wiegt, ist eine große Herausforderung, der sich André Theis aber stellte. »Die Videobasis unserer Drohne ist eine Atom One Mini Air Kamera von Dreamchip. Mit ihren Maßen von 30 x 30 x 18 mm und einem Gewicht von nur 25 g ist sie perfekt geeignet für unsere Mini-Drohne.« Theis hat zusätzlich eine eigene, extrem kompakte und leichte Platine für dieses Setup entwickelt — und natürlich sind auch die Akkus dafür vergleichsweise kompakt.«

Die Drohne ist gelandet.

Auch eine Highspeed-Kamera-Drohne hat André Theis im Programm. Deren zentrale Komponente ist ebenfalls eine Dreamchip-Kamera, eine Atom One Kamera, die mit bis zu 500 fps aufzeichnen kann. Das Setup ist multifunktional einsetzbar, und zwar so, dass ein Pilot die Drohne steuert und ein zweiter nur die Kamera per Handgimbal fernsteuert, es ist aber auch möglich, das Setup mit nur einem Piloten per FPV-Steuerung zu bedienen. Das ganze System lässt sich aber auch auf einen Handgimbal setzen und kann dann zusammen mit einem Funkrucksack genutzt werden – mit OCP und Triggering per Datenfunk.

Im Container ist das Equipment untergebracht.

»Mit dieser Drohne kann man ganz unbekannte Slomo-Bilder generieren, es entstehen völlig neue Bildeindrücke«, so Theis. Allerdings müssen die Lichtverhältnisse gut sein, wenn man mit dieser Drohne arbeitet, so Theis.

Auch drei große Drohnen sind Teil der Flotte von Theis. Sie sind extrem windstabil, können auch in der Luft stehen und werden häufig für Beautyshots von oben eingesetzt. Diese Drohnen lassen sich mit Grass-Valley-Systemkameras, aber auch mit Sony Alphas oder Arri-Kameras betreiben.

Funkfrequenzen

André Theis erläutert, dass er für seine Jobs an den Veranstaltungsorten die Funkfrequenzen in der Regel zugeteilt bekommt. Die Telemetrie werde meist übers UHF-Netz abgewickelt, während er für Wireless Video üblicherweise im Bereich von 2 bis 2,7 GHz arbeite.

André Theis ist bei vielen Wintersport-Events vertreten, aber auch häufig im Motorsport im Einsatz.

»Damit kommen wir bislang sehr gut klar. Teilweise nutzen wir auch den 5-GHz-Bereich, aber das ist eher selten der Fall«, erläutert Theis.

Großes Potenzial für die Zukunft sieht er in der Mesh-Technologie, hier nutzt er bevorzugt die Systeme von DTC Mesh. »Dass hier Video und Daten in einem selbstheilenden Netzwerk übertragen werden, halte ich für sehr attraktiv«, so Theis.

Safety First
Es gibt auch Drohnen, bei denen die Kamera im schnellen Wechsel auf einen Gimbal montiert werden kann.

»Seit der Abfahrtsläufer Marcel Hirscher 2015 bei einem Abfahrtsrennen nur knapp einer abstürzenden Drohne entging, ist
das Thema Sicherheit allgegenwärtig«, sagt André Theis, und er findet das auch vollkommen richtig. Er setzt sich mit Vehemenz dafür ein, dass Sicherheitsstandards bei Drohnenflügen eingehalten werden, also etwa Abstand zu Menschen eingehalten, nur in bestimmten Korridoren geflogen und eine redundante GPS-Absturzsicherung genutzt wird.

Jede Drohne ist ein Unikat.

»Das ganze Thema muss professionalisiert werden, damit nicht ein paar schwarze Schafe hier Probleme verursachen.« Er engagiert sich daher auch bei den Verbänden wie der FIS und der FIA, um das Thema Sicherheit voranzubringen.

»Es ist einfach wichtig, dass alle nach denselben Regeln spielen«, urteilt Theis. Für ihn ist es selbstverständlich, dass Menschen niemals in Gefahr gebracht werden dürfen und deshalb bestimmte Flugzonen unbedingt eingehalten werden müssen.

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Auch die Qualität der Piloten sollte geprüft werden, so Theis, »denn man benötigt schon einiges an Erfahrung, wenn man beispielsweise eine Race-Drohne fliegt«, sagt Theis.

Zudem müsse man natürlich auch wissen, dass es weltweit ganz unterschiedliche Regeln und Anforderungen gebe – und das gelte es jeweils zu berücksichtigen, wenn man bei Produktionen in aller Welt unterwegs sei. Man müsse mit den lokalen Behörden zusammenarbeiten und deren Sicherheitsanforderungen klären und einhalten, betont Theis.

Perspektiven

André Theis glaubt, dass man Drahtlos-Videotechnik künftig noch weiter ausreizen könne, um emotionsgeladene Bilder zu erhalten.

Es wird künftig noch mehr Drahtlostechnik eingesetzt werden, prognostiziert André Theis.

Wichtig ist es ihm bei alldem, seinen Auftraggebern ein rundes, komplettes Paket anzubieten – und Sicherheit an erster Stelle zu berücksichtigen.

»Wir befinden uns derzeit noch in einer Phase, in der wir teilweise Hobbytechnik in die Profiwelt überführen, und das ist ein längerer Prozess. Vor allem aber müssen wir uns stets die Frage stellen, welche Technik wir sinnvoll einsetzen können, denn es geht schlussendlich immer ums Endprodukt — und das sind die Bilder«, bilanziert Theis.

Die Drohne im Anflug – Videoclip aus Courchevel/Méribel.

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