Interview, Signaltechnik, Top-Story, Trend: 12.12.2005

Qualitätskontrolle leichtgemacht?

Immer öfter fehlen in der Praxis Zeit, Geld, Personal und Knowhow, um die technische Qualität von Produktionen ernsthaft zu prüfen und zu überwachen. Wo früher noch umfangreiche Messtechnikabteilungen mit Personal und Gerät vorgehalten wurden, wird nun gespart, reduziert und die Arbeit auf andere verteilt. Die Ergebnisse kann man jeden Tag auf dem heimischen Bildschirm sehen. Was tun? film-tv.video.de fragte bei Tektronix nach. (PDF-Download am Textende.)

Im Broadcast-Bereich arbeiten schon immer Menschen mit den unterschiedlichsten beruflichen Hintergründen, Ausbildungen und Erfahrungen. Durch die veränderten Werkzeuge und Arbeitsabläufe, mit denen heutzutage Programme hergestellt werden, gelangten aber immer mehr Mitarbeiter ohne technischen Hintergrund und/oder mit begrenztem technischem Fachwissen in Positionen, in denen sie einen großen Einfluss auf und große Verantwortung für die technische Qualität der Inhalte haben: Wenn der Editor, der aus dem künstlerischen Bereich kommt, das Originalmaterial beim Einspielen in sein NLE-System nicht korrekt behandelt oder es so bearbeitet, dass es technisch mangelhaft ist, kann sich dieser Fehler im Zeitalter der vernetzten digitalen Systeme mit zentralem Speicher und integrierter Archivierung immer weiter fortpflanzen und so lange nachwirken, wie das Material im System gespeichert bleibt.

Mit wachsendem Kostendruck auf die Programm-Zulieferer tritt auch immer öfter der Fall ein, dass Produktionen auf Desktop-Systemen und mit Semiprofi- oder Consumer-Softwares hergestellt werden – in einem Umfeld also, in dem man klassisches Mess- und Monitoring-Equipment vergeblich sucht und in dem dieses von den Anwendern auch gar nicht finanzierbar oder rentabel zu betreiben wäre.

Was kann man tun, um zu vermeiden, dass diese Mischung aus Zeitdruck, Personalverknappung, Kostendruck und teilweise fehlendem Fachwissen der Operatoren bewirkt, dass die Qualität insgesamt immer weiter absinkt?

www.film-tv-video.de befragte Jon P. Hammarstrom, Senior Manager, Video Global Field Marketing von Tektronix, wie das Unternehmen, das wie kaum ein anderes für Messtechnik und Signalüberwachung im TV-Bereich steht, auf diese Situation reagiert. Die generelle Frage ist dabei, wie Informationen über die technische Qualität heute vermittelt werden können, welche Werkzeuge und Dienstleistungen Tektronix dafür anbietet. Ein Schlagwort des Unternehmens ist dabei das »Artistic Monitoring«, auf das sich auch die erste Frage bezieht.

? Wie definiert Tektronix den Begriff Artistic Monitoring?

Hammarstrom: Artistic Monitoring verstehen wir als Toolset, das etwa freie
Editoren und Coloristen – und insgesamt Nichttechniker jeder Art – in die Lage versetzt, sicherzustellen, dass ihre Arbeitsergebnisse Broadcast-Standards einhalten. Diese Tools erlauben es den Anwendern, etwa Farbraumprobleme schnell und einfach zu erkennen – entweder in Echtzeit beim Arbeiten an einer Produktion oder im Rahmen einer Offline-Analyse. Die technischen Voraussetzungen dieser Tools entsprechen denen, die auch von den Broadcastern bei der Eingangskontrolle und technischen Abnahme von Audio- und Videoinhalten vor deren Ausstrahlung eingesetzt werden. Anders aber, als etwa ein Legaliser, beeinflussen die Tektronix-Tools nicht die künstlerische Seite des Erstellungs- oder Bearbeitungsprozesses, sondern ergänzen diesen Prozess, um das Risiko zu minimieren, dass Material abgelehnt wird, weil es nicht den Standards entspricht. Der Nutzen für Anwender aus Kreation und Nachbearbeitung besteht darin, weniger nachbessern zu müssen sowie mehr Effektivität und höhere Produktivität aus ihren wichtigsten Ressourcen zu ziehen: der Kreativität und den Bearbeitungssystemen.

Zu den Features zählt bei den Tools eine intuitive Bedienoberfläche, die eine schnelle Bewertung der Qualität und Fehler-Logging als Qualitätsnachweis bietet.

Dieses Toolset bietet Tektronix in verschiedenen Hard- und Software-Konfigurationen an, auch unter Einbeziehung von Waveform-Monitoren wie dem WFM700 und dem Waveform-Rasterizer WVR7100. Zusätzlich zu Farbraum-Messungen (Gamut) für digitales Video in SD und HD können diese Tools auch genutzt werden, um Dolby-Monitoring durchzuführen und Untertitel zu kontrollieren — zwei der weiteren Herausforderungen, denen sich unsere Kunden heute stellen müssen.

? Neue Werkzeuge für das »Artistic Monitoring« anzubieten, ist sicher ein wichtiger Schritt. Hat Tektronix auch Aktivitäten ergriffen, um generell ein größeres Bewusstsein für diese neue Situation und ihre möglichen Auswirkungen zu schaffen? Was könnte die Broadcast-Branche insgesamt unternehmen, um dieses Thema weiter in den Fokus zu rücken?

Hammarstrom: Tektronix veranstaltet weltweit Seminare zu verschiedensten Themen aus dem Bereich Messtechnik und Monitoring von Audio- und Videosignalen — auch zum Thema Gamut. Seminare für bestimmte Zielgruppen bieten wir auch im Umfeld von Veranstaltungen wie etwa der »Production Show« in London an. Mit wachsendem Konkurrenzdruck in der Branche und der daraus entstehenden Notwendigkeit unserer Kunden, immer effektiver und kostensparender zu arbeiten, steigt der praktische Wert von Werkzeugen, die es Nichttechnikern erlauben, standardkonform zu produzieren. Wir wollen unseren Kunden helfen, Normabweichungen zu eliminieren und trotzdem ihre kreative Freiheit zu erhalten, um im Ergebnis ihre Reputation auch durch hohe technische Qualität zu verbessern.

? Wie können Anwender, die wenigstens ein Mindestinteresse an der Überwachung der technischen Qualität mitbringen, motiviert werden, sich weiterzubilden? Bietet Tektronix Material hierfür an, etwa Tutorials, Selbsttrainings, einfache Richtlinien?

Hammarstrom: Es gibt etliche White-Papers und technische Zusammenfassungen auf unserer Website, darunter auch den sehr beliebten Artikel »Preventing Illegal Colours«. Wenn eine Firma oder ein Verband an einem Seminar teilnehmen, oder vielleicht eines für seine eigenen Mitglieder oder Mitarbeiter organisieren will, stehen dafür die jeweiligen Tektronix Account Manager zur Verfügung, oder es können Infos über unsere Website angefordert werden.

? Sehen Sie Interesse auf der Herstellerseite, etwa bei NLE- oder Asset-Management-Systemen, Artistic-Monitoring-Funktionalität zu unterstützen oder zu integrieren? Sollte Artistic Monitoring nicht eine integrierte Funktion jedes NLE-Systems sein?

Hammarstrom: Zur NAB2004 kündigte Tektronix einen Waveform-Monitor auf Software-Basis an, den WFMNLE. Das ist ein Avid-Plug-In, das nahtlos in verschiedene NLE-Systeme dieses Herstellers integriert werden kann. Dieses Produkt bieten wir auf unserer Website für 60 Tage gratis zum Testen an. Ob als Teil eines NLE-Systems oder einer größeren Infrastruktur: Unsere Monitoring-Tools erhöhen letztlich die Produktivität und sind deshalb wichtige Werkzeuge.

? Könnte das Monitoring nicht generell zu einem Hintergrundprozess werden, der irgendwo in einem Netz installiert ist und automatisch das eingespielte oder veränderte Material überwacht, bei Problemen warnt, oder das Material sogar gleich korrigiert?

Hammarstrom: Die Tools von Tektronix ermöglichen die Analyse der Content-Qualität als Echtzeitprozess oder zeitversetzt. Sie können auch während des Schnitts mit aktivierter Alarmfunktion genutzt werden, dann wird fehlerhaftes Material erkannt und der Anwender darüber informiert. Die Systeme können offline eingesetzt werden, im Rahmen einer Qualitätsprüfung vor der Übertragung oder auch beim Einspielen von Material, um die Normhaltigkeit zu checken. Gleichgültig welches dieser Modelle genutzt wird, sind die Bedienoberflächen der Tektronix-Systeme gleich und bei der Gamut-Überwachung kommen einige der patentierten Anzeigearten von Tektronix zum Einsatz, die sich bewährt haben und die nur Tektronix-Produkte bieten.

Downloads zum Artikel:

T_1205_Monitoring.pdf