Broadcast: 25.11.2020

Wie sehen Produktions-Workflows 2021 aus?

Ian Hollamby von EVS beschäftigt sich mit der Frage, wie Produktions-Workflows für das kommende Jahr aussehen müssen.

Ian Hollamby ist R&D-Leiter UK von EVS. Er diskutiert in diesem Beitrag, wie man Produktions-Workflows heutzutage richtig aufstellen sollte, welche Einflussgrößen es gibt und mit welchem Umfeld man als Produktionsingenieur rechnen muss. Wo können Probleme liegen und wie kann man sich als Produktionsingenieur — auch persönlich — vorbereiten, um kommende Herausforderungen bewältigen zu können.

Die Geschwindigkeit, mit der sich Arbeitsabläufe und Technologien in der Medienproduktion entwickeln und verändern, ist heutzutage sehr hoch. Zum Teil treiben die Covid-19-Einschränkungen und Maßnahmen für Social Distancing das Ganze zusätzlich an. So hat sich etwa der Wunsch nach effektiver Remote Produktion stark intensiviert.

Covid-19 und Social Distancing beeinflussten 2020 die Art und Weise, wie TV-Sender produzierten.

Das Jahr 2020 hat also einige Trends innerhalb der Branche beschleunigt: IP-Infrastrukturen und moderne Workflows gewinnen weiter an Bedeutung, Remote Production hat sich mehr und mehr etabliert. Angesichts der anhaltenden Pandemie-Einschränkungen mussten sich Broadcaster und Content-Produzenten schnell an die Art und Weise anpassen, wie sie heute Inhalte produzieren wollen und müssen, vieles muss man überdenken und verändern. Arbeitsabläufe, die flexibel, skalierbar, rekonfigurierbar und zukunftssicher sind, waren noch nie so wichtig wie heute.

Produktionsingenieure müssen daher nach vorne schauen und sicherstellen, dass sie angemessen vorbereitet sind auf das, was die Zukunft bringen könnte. Wenn sie etwa gleichzeitig Inhalte für lineares Fernsehen, online und soziale Medien produzieren und bereitstellen sollen, brauchen sie dafür die Fähigkeiten und auch die notwendigen Werkzeuge. Es gilt dabei, etliche Herausforderungen zu überwinden.

Ian Hollamby, Leiter R&D UK, EVS
Ian Hollamby, Leiter von R&D UK bei EVS, beschäftigt sich mit der Frage, wie Produktions-Workflows im kommenden Jahr aussehen müssen, um alle kommenden Herausforderungen bewältigen zu können.
Herausforderungen

Im Arbeitsumfeld, in dem wir uns befinden, ist die Gewährleistung einer effizienten, standortübergreifenden Workflow-Orchestrierung, einschließlich Aufgabenplanung und Ressourcenmanagement, ein zentrales Anliegen. Die Produktionen werden insgesamt immer komplexer, was es schwieriger macht, die Koordination zwischen den verschiedenen Abteilungen in einem Sendezentrum und den dazugehörigen Systemen zu gewährleisten.

Dies kann zu Ineffizienzen führen, die sich auf die Gesamtqualität der Produktionen auswirken können. So ist es heute beispielsweise üblich, dass Produktionsingenieure eine ganze Reihe von Geräten und unterschiedlichsten Personen verwalten, disponieren und organisieren müssen. Das führt häufig zu komplizierten und intensiven Arbeitsabläufen, die eigentlich auch automatisiert werden könnten.

Es kann etwa sehr anspruchsvoll sein, mit Personal und Equipment zu arbeiten, das über unterschiedliche Standorte verteilt ist. Das gilt insbesondere für Produktionen, deren Anforderungen skaliert, also fließend vergrößert oder reduziert werden müssen.

EVS hat mit Axon ein Unternehmen übernommen, das insbesondere im Infrastrukturbereich viele Assets bietet.

Das ist eine Herausforderung, die sich mit den durch Covid-19 immer häufiger auftretenden Remote-Streams und kompletten Remote-Produktionen noch verschärft hat.

Remote Kommentatorenplätze, temporäre Produktionsaufbauten (unter Verwendung von Flypacks), Live-Verbindungen, die aus der ganzen Welt eintreffen — alles muss überwacht, konfiguriert und gesteuert werden; unabhängig davon, wo sich das Equipment befindet.

Dies alles muss nahtlos im laufenden Betrieb geschehen. Viele bestehende Steuerungssysteme sind jedoch einfach nicht in der Lage, die damit verbundene Komplexität zu bewältigen. Es kann zeitaufwändig und ineffizient sein, zwischen verschiedenen maßgeschneiderten Geräteanwendungen zu wechseln oder Konfigurationen während des Betriebs zu ändern. Letztlich wird nur ein System, das über mehrere Standorte verteilt werden kann und sich mit einer beliebigen Anzahl von Geräten integrieren lässt, die nun erforderliche Kontrolle und Transparenz bieten.

Hinzu kommt die wachsende Nachfrage nach IP, was die erforderliche Agilität und Skalierbarkeit bietet, um auch höhere Auflösungen wie UHD/4K oder HDR zu bewältigen. Allerdings ist die Synchronisierung von Live-Video-Streams mit Audio über IP-Netzwerke schwierig — und noch sind nicht alle Ingenieure vollständig mit dieser neuen Technologie vertraut, weshalb es Steuersysteme brauchte, die IP-Streams in ihre Arbeitsabläufe integrieren, ohne Arbeitsprozesse drastisch zu ändern.

RJ-45, IP, Symbolbild
Wer in der Broadcast-Branche als Produktionsingenieur nicht unmittelbar vor der Rente steht, der wird um IP kaum herumkommen.
Grenzenlose Produktion

Produktionsingenieure müssen sich heute also an neue Arbeitsabläufe anpassen, um sicherzustellen, dass sie für die Zukunft gerüstet sind. Der wachsende Einfluss der IP-Infrastruktur — gleichgültig ob in einer neuen Facility, in einem Ü-Wagen oder einem Flypack — ist etwas, was nicht ignoriert werden kann. Zudem dürfte der Umgang mit eingehenden Feeds aus der Cloud oder von Remote Facilities eher zur Norm als zur Ausnahme werden.

Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Ingenieure verstehen, wie diese Technologien ihre Arbeitsabläufe sowohl während der Installation als auch im laufenden Betrieb verändern können.

Feeds aus der Cloud werden eher die Norm als die Ausnahme werden.

Dieses Knowhow kann durch Online-Schulungskurse und virtuelle Veranstaltungen erreicht werden. Ingenieure stehen an vorderster Front, wenn es um die Entwicklung von Workflow-Prozessen geht, daher sind regelmäßige Schulungen zur Weiterentwicklung ihrer Fähigkeiten und Fachkenntnisse unerlässlich.

Am wichtigsten ist, dass sie einen Arbeitsablauf ohne Barrieren einführen: mit den jeweils passendsten Geräten, die sich an beliebigen Orten befinden und alle von einem offenen System gesteuert und überwacht werden. Dieser Ansatz ermöglicht es, Workflows unabhängig von Größe oder Art zu optimieren. Zudem lässt sich so auch ermitteln, wo Zeit verbraucht wird und wie die Effizienz verbessert werden kann — was Möglichkeiten für eine fortlaufende Verbesserung bietet.

Um dies zu erreichen, müssen sie ein Broadcast-Steuerungssystem nutzen, das sich an jede beliebige Mischung aus Konnektivität und Geräten anpassen kann. Da die Dynamik hinter IP-basierten Arbeitsabläufen weiter zunimmt, kann so ein System die Produktionsingenieure in die Lage versetzen, ihre traditionellen Router und Geräte zu steuern und zu konfigurieren — und gleichzeitig IP-Medienströme zu bewältigen — alles innerhalb einer Plattform.

Letztendlich müssen sich die Produktionsingenieure auf die neue Ära vorbereiten, indem sie die Art und Weise überdenken, wie sie Shows und Live-Events produzieren. Die Zukunft wird ein neues Maß an Agilität in Bezug auf verwendete Geräte und Arbeitsweisen erfordern — und sie wird auch neue Lösungen erfordern, Geräte in Live-Umgebungen zu steuern. Doch wer sich weiterbildet und in einer Produktionswelt ohne Grenzen denkt, wird auch diese Abläufe mit Erfolg meistern können.