Reparieren statt wegwerfen: Die Werkstatt von Teltec in Hamburg
Bei Teltec in Hamburg wird noch repariert, was andere längst aufgegeben haben. film-tv-video.de war vor Ort und besuchte die Reparaturwerkstatt.
Teltec Hamburg ist bekannt als Vertriebshaus professioneller Videotechnik. Neben Verkauf und Verleih von Equipment findet in dem Unternehmen aber noch viel mehr statt– so versteckt sich hinter dem Verkaufsraum etwa die größte Kamerawerkstatt Deutschlands.
film-tv-video.de war vor Ort und konnte mit Thomas Burmester (Head of Service & Support / CTO) und Detlef Lutz (Technical Support Engineer / Specialist Lenses & Tripods) ein sehr spannendes und informatives Gespräch führen.

Der Standort in Hamburg befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Flughafen. Wer die Geschäftsräume betritt, findet sich in einem großzügigen Showroom wieder, in dem etliche neue Kameras und andere Highlights zu sehen sind. Als Technikliebhaber fällt es da schwer, sich zwischen den Geräten und dem angebotenen Kaffee zu entscheiden …

Thomas Burmester und Detlef Lutz warten jedoch schon, und die vierstündige Expedition hinter die Kulissen kann beginnen.
Blick in die Werkstatt
»In der Werkstatt arbeiten eigentlich alle, die sich fürs Handwerk interessieren und die das auch gelernt haben«, sagt Thomas Burmester. Das deckt sich mit meinem ersten Eindruck. Mit einer Werkstatt verhält es sich auch ein bisschen wie mit einem Restaurant: ein Blick in die Küche und auf die Köche zeigt schon oft, was einen am Tisch erwartet. Und bei Teltec ist das sehr vielversprechend, denn in der Werkstatt arbeiten gelernte Radio-Fernsehtechniker, Informationselektroniker sowie Ingenieure und mit Detlef Lutz zusätzlich ein Feinmechaniker.

Weiterhin kann man hier eine Ausbildung machen, aktuell beschäftigt die Werkstatt in Hamburg zwei Azubis. Neben den klassischen Ausbildungsberufen findet man aber auch Quereinsteiger aus anderen technischen Gewerken in der Werkstatt, so hat beispielsweise eine der Mitarbeiterinnen eine Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten absolviert.

Repariert werden Kameras aller gängigen Hersteller, aber auch alles, was damit zusammenhängt: Objektive, Stromversorgung, Monitoring. Ein »Dauerbrenner« sind auch Stative. Deren Einzelteile liegen in Kisten sortiert am Arbeitsplatz von Detlef Lutz.
Die Reparaturen sind vielfältig, und immer wieder gibt es auch Überraschungen. So verbarg sich in einem schweren TV-Kamerastativ Konfetti en Masse, »weil das Stativ im Karneval irgendwo im Studio oder in einer Halle stand«, erzählt Detlef Lutz. Aber auch Klassiker wie eingebrannte Sucher oder durch Lasershows zerstörte Sensoren finden den Weg in die Werkstatt.

Auf die Frage, was sich im Reparaturbereich bei digitalen im Vergleich zu analogen Kameras verändert hat, sagt das Unternehmen, dass es nun oftmals keine einzelnen Bauelemente mehr gebe, sondern stattdessen ganze Platinen. Für den Hersteller ist das zwar logistisch sinnvoll, doch für Reparaturbetriebe bedeutet das eine Herausforderung, da nicht mal schnell einzelne Teile durch originale ersetzt werden können.
Abläufe bei Reparaturen

Im Praxisfall läuft eine Reparatur so ab, dass man am besten vorab ein Foto sendet, damit der Schaden grob eingeschätzt werden kann. Danach liefert man das entsprechende Produkt ab oder schickt es hin. Dringlichkeiten werden ernst genommen, allerdings ist man auch immer abhängig von Zulieferern. Auch Notfälle können spontan berücksichtigt werden.
Am häufigsten werden Kameras, Objektive, Licht und Monitore zur Reparatur gebracht, aber auch Studiostative kommen vermehrt: »Es hat sich offenbar herumgesprochen, dass wir das auch gut können«, sagt Thomas Burmester.
Kabel und Spezialanfertigungen
Abgesehen von Verkauf und Reparaturen bietet Teltec auch Spezialanfertigungen an, beispielsweise Kabel in allen Längen und für alle Anschlüsse.

Detlef Lutz erläutert: »Oftmals sind das dann eben Spezialanfertigungen, an die die Hersteller gar nicht gedacht haben und die bestimmte Geräte miteinander kombinieren, beispielsweise eine Fokusfunkstrecke oder etwas anderes, für das es noch gar kein Kabel gibt. Wir überprüfen dann mit unseren Erfahrungen und Kenntnissen in der Mess- und Elektrotechnik, ob das überhaupt machbar ist.« So werden hier individuelle Lösungen für Veranstaltungen, aber ebenso Kabel in Massenware gebaut.

Mit Detlef Lutz hat sich auch die »Spezialanfertigungssparte« bei Teltec deutlich vergrößert. Sein Reich sind Drehbank, Fräse, Bandsäge und mehr, und dort werden Prototypen, aber auch Einzel- und Maßanfertigungen hergestellt. Detlef Lutz erläuert: »Wir können Einzelanfertigungen realisieren, aber auch Ideen für Großkunden umsetzen. Wir können sogar für Geräte, die teilweise 30-40 Jahre alt sind, Ersatzteile nachfertigen.«

»Eigentlich fing das schon vor ein paar Jahren an, da haben wir für einen Kunden eine Mikrofonhalterung gebaut, die wir in einer späteren Phase europaweit verkauft haben. Das war mit das erste Produkt, bei dem wir erkannt haben, dass wir diese Nische bedienen und auf spezielle Kundenanfragen individuell reagieren können. Weiter ging es mit Studio-Tallybeleuchtung, also Rotlicht, das man im Studiobetrieb benötigt. Für diesen Bereich haben wir auch etwas gebaut und entwickelt«, erzählt Thomas Burmester.
Ein weiteres Beispiel der Spezialanfertigung sind Hubsäulen für Kamera- und Monitormontage. Diese werden z.B. für PTZ-Kameras, Monitore und Teleprompter auf Messen genutzt oder auch als Monitorhalterung im Publikum.
Verkauf von Gebrauchtgeräten
Neben Neuware bietet das Unternehmen übrigens auch gebrauchte Geräte an. Je nach Kundenwunsch werden diese für die Kunden verkauft oder in Zahlung genommen. Dazu werden nach Eingang die einzelnen Komponenten geprüft und bei Bedarf repariert, sodass am Ende jedes bei ihnen angebotene Gebrauchtgerät ein hauseigenes Servicesiegel bekommt.
Optikvermessung
Noch spezieller wird es dann bei der Optikvermessung. In der eigenen Abteilung stehen dafür ein älterer zweistrahliger Kollimator und die neueste Errungenschaft direkt aus der Nachbarschaft:
Eine WaveBench von Möller Wedel, ein für den Kameraverleih entwickeltes modulares System zur Prüfung von Kameraobjektiven und Filmkameras. Sie arbeitet nun voll digital und mit vier Lichtstrahlen – und Teltec hat auch Vertrieb, Service und Schulungen dafür übernommen.

Grob gesagt spannt man in einen Kollimator ein Objektiv ein. Im bisherigen Kollimator werden zwei Lichtstrahlen parallel auf Unendlich ausgerichtet um somit das Auflagemaß des Objektives auf unendlich zu messen. Mit dem neuen Wavebench werden mit vier gerichteten Lichtstrahlen weitere Bildfehler, wie z.B. Astigmatismus und Koma in Zahlenwerten möglich zu messen. Auch Fokusmarkierungen in beliebiger Distanz kann man jetzt checken. Bei Zoomobjektiven bietet die Wavebench zusätzlich das Überprüfen und Speichern der Abweichungen der Parfokalität im gesamten Brennweitenbereich. Des weiteren ist über eine Software möglich ,Protokolle zu erstellen und diese zu speichern, um z.B. im Verleih oder Service eine Objektivhistorie zu erstellen.

Alle nötigen Daten und eventuelle Fehler lassen sich innerhalb von 15 Minuten auslesen. »Mit der Lite-Version der WaveBench kann man auch ältere Kollimatoren upgraden. Und wir haben jetzt hier in der Erprobung, und das erste Mal sozusagen in einer wirklich realen Welt, das WaveBench Lite. Wir haben damit einen Kollimator umgebaut. Es gibt noch viel zu lernen, aber was ich schon feststellen kann: Das Gerät ist in vielen Dingen deutlicher einfacher und schneller und ich habe viel mehr Möglichkeiten«, so Detlef Lutz.

Studiobau
Das Unternehmen betreibt auch Studiobau und bietet hier einen Komplett-Service an. Neben normalem Greenscreen – sowie TV- und Videostudios wurden seit Corona auch vermehrt Podcast-Studios nach Kundenwünschen entworfen und vor Ort aufgebaut.

Detlef Lutz führt ein weiteres Beispiel an: »Wir haben neue, sogenannte Dirigentenanlagen in die Landestheater in Schleswig-Holstein, Flensburg und in Rendsburg eingebaut. Das heißt, der Dirigent wird live gefilmt. Und dann werden Monitore beim Publikum und hinter der Bühne montiert, damit das Bühnenpersonal und die Schauspieler die Einsätze des Dirigenten im Orchestergraben besser sehen können.«
Ein weiterer interessanter Fall war die Entwicklung eines schweren Kameragehäuses für die Nutzung im Windkanal eines Autoherstellers.

Fazit
Mit dem kompletten Interview hätte man einen Podcast füllen können, so viele Informationen haben mir Detlef Lutz und Thomas Burmester während meiner Zeit vor Ort vermittelt.

Die zwei wissen genau, wovon sie reden, und das spiegelt sich auch im gesamten Unternehmen wider.
Man fühlt sich dort gut aufgehoben, egal ob man etwas kaufen oder reparieren lassen will – oder so interessante Dinge erfahren will wie ich.